Wenn das Leben kein Ponyhof ist, warum liegt dann Stroh in der Ecke?
Geschichten von Micha-El Goehre
Der Aphorismus mit dem Ponyhof ist mittlerweile ziemlich ausgelutscht. Und selbst im Mashup mit der strohigen Pornophrase gewinnt das vorliegende Werk leider keinen Blumentopf für tituläre Originalität. Aber auch in dieser Kritik gilt die Unschuldsvermutung, das Buchcover von Wenn das Leben kein Ponyhof ist, warum liegt dann Stroh in der Ecke? wird also aufgeschlagen. Und eine Reise in das Gehirn von Micha-El Goehre beginnt.
Hui.
156 Seiten später. Nach einem qualvollen, aber lustigen Badeurlaub ohne Hose, tiefsinnigen Gesprächen mit einer Hummel, der Anmache durch die Sohn Gottes 1 und – endlich gedruckt! – dem kompletten Tagebuch eines Black Metal-Fans schlage ich zu. Das Buch. Auch ernste Themen hat der Autor verarbeitet: Westfälische Familiengeschichten, Durchfall und das Jenseits. Kurz gesagt möchte ich anerkennend nicken und sagen: Der Goehre hat es drauf. Ein Poutpourri witziger Geschichten, oft mit einem kleinen wahren, manchmal berührendem Kern. Typische Poetry Slam-Kost. Aber das ist kein Vorwurf. Ich werfe ja auch nicht Sir Arthur Conan Doyle vor, typische Detektivgeschichten geschrieben zu haben oder Alan Moore, typische postmoderne, Genregrenzen einreißende, die Gesellschaft treffend analysierende, opulente Comicwerke zu schaffen. Da weiß ich, was kommt, wenn ich zum Buch greife. So auch bei Wenn das Leben kein Ponyhof ist, warum liegt dann Stroh in der Ecke? – wer pointierte Anekdoten und kleine Abseitigkeiten mit dem Fokus auf Metal sucht, findet hier das richtige. Wie immer bei Slambüchern gilt auch hier: Nicht am Stück lesen, sondern ein bisschen Zeit zwischen die letzte Zeile und die nächste Überschrift gießen. Lohnt sich.
Video: Tagesaublauf eines Black Metal-Fans
Disclaimer: Wir haben ein Rezensionsexemplar vom Satyr Verlag erhalten.
- Ja, der Sohn Gottes ist eine sie namens Ulla. ↩