Andersons Musketiere
„Die Drei Musketiere“ sind mal wieder in den Kinos. Diesmal unter Regie von Paul W. S. Anderson. Vor allem bekannt als „kreativer“ Kopf hinter den Resident-Evil-Filmen, von denen er Teil 1, 4 und demnächst 5 auch selbst inszeniert hat. Außer weiteren Perlen wie „Death Race“ und „Aliens vs. Predators“ ist seine beeindruckendste Leistung wohl, dass er Milla Jovovich geheiratet hat.
Entsprechend sollte man seine Erwartungen eher niedrig stapeln für „Die drei Musketiere“, der seit dem 1. September in den deutschen Kinos läuft. Diese Erwartungen werden dann allerdings auch vollends erfüllt. Die Geschichte über den Heißsporn D’Artagnan, der nach Paris kommt um sich den berühmten drei Musketieren anzuschließen und mit diesen den bösen Machenschaften des Kardinals Richelieu Einhalt zu gebieten braucht wohl kaum genauere Erklärung. War diese doch bereits Aufhänger zahlreicher Interpretationen im Kino und auf der Mattscheibe. Das dachten sich wohl auch die Autoren, die gar nicht erst versuchten eine tiefgehende Geschichte zu erzeugen.
Krach! Bumm! Klischee!
Direkt zu Beginn gibt es deshalb Action satt. Im besten Zack-Snyder-Stil führt Anderson die einzelnen Musketiere sowie ihren weiblichen Kompagnon Milady de Winter (Milla Jovovich) ein. Während Milla Jovovichs Besetzung dabei noch als eheliche Pflicht abgetan werden kann und für eine ordentliche Portion Sex-Appeal sorgt, kann man sich Til Schweigers Auftauchen zu Beginn nur mit vorgehaltener Banknotenpistole der deutschen Produzenten erklären.
Der Rest des Films zeichnet sich dann auch vor allem durch hoffnungslos überzeichnete Figuren aus, die flacher sind als der neueste Flatscreen von LG. Einzig Matthew Macfadyen schafft es bei seiner Darstellung des Athos zweifingerbreit Tiefe zu erzeugen. Das überrascht bei der Besetzungsliste mit Namen wie Orlando Bloom, Luke Evans, Mads Mikkelsen und Oscarpreisträger Christoph Waltz. Dabei wäre es ein Fehler, diesen Umstand den Schauspielern anzulasten. Teilweise holen sie das Beste aus ihren Rollen, stoßen allerdings nach dem ersten Millimeter auf den Drehbuch-Granit. So sieht man den Kardinal mit Milady detailgenau ihre Pläne erklären, damit auch ja bloß der letzte Popstars-Aspirant im Kino den „Masterplan“ begreift. Der gewöhnliche Kinogänger fragt sich nur warum Christoph Waltz keinen weißen Perser auf seinem Schoß streichelt, ein diabolisches Lachen mit Milla Jovovich austauscht und Athos mit: „Ich habe sie bereits erwartet, Mr. Musketier“ begrüßt.
Schleimige Engländer, lustige Könige
Wenig hilfreich ist Orlando Blooms Buckingham: so schmierig, dass es wundert wie er zwei Meter gehen kann, ohne sofort auf die Nase zu fallen. Wenigstens gehört ihm und König Ludwig Darsteller Freddie Fox der einzig wirklich amüsierende Witz der clevererweise auch gleich zum Running Gag ausgebaut wird. Der Rest besteht aus sinnfreier Action, die Newtons Apfel grün vor Neid werden lässt, sowie dem einen oder anderen lockeren Spruch in bester Arnie-Manier.
Genau das ist allerdings die einzige Stärke des Films. Es ist offensichtlich, dass sich keiner der Beteiligten auch nur eine Sekunde lang ernst genommen hat. Fliegende Schiffe und eine fliegende Milla Jovovich laden zum Abschalten aller störenden Gehirnfunktionen ein. Wer sich darauf einlässt und seine Lebenserhaltung für 110 Minuten auf Cola und Popcorn umstellt, kann dann sogar so weit gut unterhalten werden, dass man sich zumindest nicht über das ausgegebene Geld ärgert. Zumal sogar die 3D Effekte sehenswert sind. Wer allerdings gerne auch mal Dialoge hört, die über das Niveau einer Schulaufführung hinaus gehen und nicht die x-te Explosion als guten Ersatz für Charakterentwicklung sieht, dem seien „Die drei Musketiere“ von 1973 mit Oliver Reed und Richard Chamberlain ans Herz gelegt (als Doppel-DVD bei STUDIOCANAL erschienen).
TG
Die Drei Musketiere auf constantin-film.de
IMDb über Die Drei Musketiere von 1973
Ich finde gerade dieses völlig überdrehte, nicht ernstzunehmende Element an dem Film so gut. Ich persönlich wurde wunderbar unterhalten, hatte meinen Spaß mit flachen Sprüchen, steampunkigen Luftschiffen und einer nach wie vor unglaublich attraktiven Milla. Mir hat er jedenfalls Freude bereitet, eben weil er sich nicht bierernst nimmt, sondern sich seiner Popcornkino-Ecke durchaus bewusst ist.
Da kann ich nur zustimmen. Wenn man sich drauf einlässt und sein Gehirn für 110 Min ausschaltet, dann macht der Film Spaß und man brauch sich über das ausgegebene Geld nicht ärgern, wie man das bei so manchem anderen Film vllt. tat (Ja, ich gucke dich an Transformers 3!). Ich warne ja nur davor in irgend einer Form Tiefe zu erwarten. Gutes Popcornkino ist der Film allemal 🙂