Auf Monsterjagd
Die Beine schmerzen. Erst zwei Hinweise sind gesammelt. Und da draußen wimmelt es von Infizierten. Wir haben keine Chance.
Einen Hauch von Zombiekalypse haben Besucherinnen der Next Level Conference in der vergangenen Woche erlebt. Auftakt der Konferenz über Kunst und Kultur der digitalen Spiele war das Spiel/die Performance »Spielt um euer Leben« vom Kollektiv Invisible Playground.
Wir haben hier mal das generische Femininum ausprobiert, es gibt da eine Aktionswoche. Also nicht wundern, wenn sich dieser Text ungewohnt liest, sondern Nachdenken.
Das Szenario: Monster haben sich von Mülheim (Ruhr) über Ruhr und Rhein nach Köln ausgebreitet. Sie brüten in der Kölner Innenstadt und verbreiten ein Monstervirus. Wer monstrifiziert wird, lässt sein inneres Monster raus. Diese Monstrifizierung soll von den Mitspielerinnen aufgehalten werden.
Die Regeln: Die Monsterjägerinnen müssen Hinweise sammeln und in die Bruthöhle vordringen. Die Begegnung mit den Monstern kann gefährlich sein, aber eine größere Gefahr sind die Monstrifizierten. Fassen sie eine Monsterjägerin, wird diese auch monstrifiziert und jagt ihrerseits Jägerinnen. Zum Glück gibt es Safe Zones – Monstrifizierte können keine durchgezogenen gelben Linien übertreten. Die Monsterforscherinnen sind übrigens an ihren weißen Handschuhen zu erkennen – die Monstrifizierten tragen keine Handschuhe. Jede könnte den Monstervirus in sich tragen!
Überwacht wird das Spiel von der UOMA, der Unabhängigen Organisation für Monsterüberwachung. Hinter der UOMA steckt das Kollektiv Invisible Playground. Die haben bereits das Monsterspektakel Ruhrzilla in Mülheim an der Ruhr aufgezogen und mit der dort erprobten Monsterjagd die Kölner Innenstadt gamifiziert.
Das Projekt klingt witzig. Nur steht dann der Ü-30-Sportmuffel-Fischpott-Redakteur (ich) mit schmerzenden Füßen in der Safe Zone und fragt sich, wie er den schnellen, Mitte-20-sporttreibenden Monstrifizierten entkommen kann. Aus der Mischung aus Rätseln, Rennen und Schleichen ist dann doch mehr ein großes Fangenspielen in der Kölner Fußgängerzone geworden. Die Achillesferse des Konzepts besteht in der Abhängigkeit von der Fitness der Mitspielerinnen.
Auch wenn ich nicht mehr bis zum Ende bleibe: Es hat trotzdem Spaß gemacht. Allein das ‚Besetzen‘ der Fußgängerzone für ein Spiel fühlt sich großartig an. Die Eroberung des öffentlichen Raums im Namen der Gamifizierung – nach der Spaß- und der Informationsgesellschaft kommt die Gamegesellschaft! Das Einbinden von Smartphones und ähnlichen Gadgets wäre sicher eine prima Ergänzung gewesen. Vielleicht kommt die nächste Monsterjagd ja noch. Dann aber bitte auch für Unsportliche.