Brotherhood Of Blades – Kaiserliche Assassins
Nach langer Zeit steht für mich mal wieder Action-Kost aus Fernost auf dem Programm. Eine Zeit lang habe ich diese Art von Film wirklich gern gesehen, Werke aus China wie House of Flying Daggers oder Hero haben mir wirklich gut gefallen, auch aus Korea oder Hong Kong gibt es immer wieder gute Action-Filme vor einem historisch-phantastischen Hintergrund. Leider gibt es allerdings in dem Bereich auch viel Schrott.
Schrottig ist bei Brotherhood Of Blades schon einmal der deutsche Untertitel. Ich meine, mal ehrlich, „Kaiserliche Assassins“?? Da will man wohl die Popularität von Spielen wie Assassins Creed ausnutzen, anders kann ich mir das nicht erklären. Es sollte hierzulande doch wohl immer noch Assassinen und nicht Assassins heißen oder? Auch das Cover sieht durchaus ein wenig videospielig aus und der Werbespruch „Martial Arts der Oberklasse“ will uns auch eher halbherzig verkaufen, dass man halt nicht zur absoluten Elite gehört aber schon ganz gut ist. Halt eher VW oder Audi als Rolls Royce oder Bentley.
Aber gut, man soll ein Buch nicht anhand des Covers beurteilen.
Brotherhood Of Blades ist die Geschichte der Freunde (oder „Blutsbrüder“, wie auf dem Klappentext vermerkt) Shen Lian, Jianxing und Yiuchan. Die drei arbeiten als kaiserliche Assassinen und sind nicht etwa nur für hinterhältige Mordaufträge sondern vielmehr als gefürchtete Exekutive des chinesischen Kaisers tätig. Ihr wisst schon, Verhaftungen, Folter, Abschreckung und so weiter. Der Film spielt übrigens im Jahr 1627 und somit gegen Ende der Ming Dynastie. Dabei geht es grob darum, dass die drei damit beauftragt werden den abtrünnigen Eunuchen Wei festzunehmen. Dabei stolpern sie allerdings in eine ziemlich arge Intrige, aus der es kaum ein Entkommen gibt.
Sehr schön fanden wir, dass den Charakteren viel Raum eingeräumt wird. Jeder der drei Freunde hat eine eigene Hintergrundgeschichte, die genug Drama und Tiefe bereithält und einem die Spielfiguren auch nahe genug bringt. So besucht Shen Lian regelmäßig eine Kurtisane aus dem Bordell der Akademie und will diese freikaufen (und die Kurtisane hat aufgrund einiger Erfahrungen Angst vor den Kaiserlichen), Jianxing – der Älteste im Bunde – wartet auf eine Beförderung und hat nicht das nötige Bestechungsgeld um diese zu beschleunigen und Yiuchan wird von einem Rivalen aus der Jugend erpresst, ist auch noch irgendwie krank (er hustet öfter) und hat sich in die Tochter eines älteren Mediziners verliebt. Da kommt es doch sehr zupass, dass Shen Lian unverhofft zu einem Batzen Geld kommt und seinen Freunden helfen kann. Und genau das führt dann zu einigen bittersüßen Irrungen und Wendungen, so dass man schnell das Gefühl kriegt, dass man aus der Nummer nicht mehr heile rauskommt.
Wie es sich für so einen Film gehört ist die Ausstattung formidabel. Die Außenschauplätze wirken zwar, als ob sie wieder mal in einem der üblichen Kulissendörfer für diese Art von Film gedreht wurden, es gibt aber einige extrem schöne Sets mit blühenden Bäumen, farbenfrohen Gärten, exorbitant schönen Innenräumen und die Kostüme sind auch wirklich sehr detailreich und hübsch anzusehen. Vor allem gibt es aber eine Vielzahl an schönen Kopfbedeckungen, die je nach Rang und Namen auch ganz schön extravagant wirken. Jedenfalls für meine Sehgewohnheiten. Ich nenne diese Art von fernöstlichen Film ja gern „Hütchenfilm“, quasi das Äquivalent zum „Mantel & Degen-Film“ westlicher Tradition. Und Freunde von Hüten, Kappen, Mützen oder Helmen kommen hier definitiv auf ihre Kosten.
Ein kurzer Exkurs noch zum Thema Wuxia: In einem Film, der (wenn auch nur grob) dem Wuxia-Genre zugeordnet wird geht es immer einigermaßen historisch zu (also Kostüme, Hüte, Schwerter, Stangenwaffen etc. pp.) und das immer mit mehr oder weniger eingesetzten phantastischen Elementen. Kämpfer rennen gern auch mal über Häuserdächer und schweben dann elegant zu Boden oder machen die unmöglichsten Körperbewegungen bei den Kämpfen. Das ist stets sehr ästhetisch gefilmt und gibt dem Ganzen einen unwirklichen Märchencharme, oft vermischt mit einer ordentlichen Portion Tragik.
Brotherhood of Blades macht hier keine Ausnahme, allerdings sind die Kämpfe nicht ganz so übertrieben-unrealistisch gefilmt und auch mit wirework hält man sich eher zurück. Dennoch sind die zahlreich vertretenen Kämpfe sehr schön inszeniert, sehr dynamisch und es gibt teilweise wirklich coole Bewegungen, die Kamera fährt dabei schön ran und macht auch öfter mal stopp-motion-artige Bewegungen und längere Kamerafahrten, unterlegt von meist passender Musik. Dazu kommen noch handliche Armbrüste, die geschickt in die Kämpfe eingebunden werden. Lediglich der Einsatz von CGI-Blut ist total unnötig und hat mich auch manchmal aus dem Geschehen raus geholt. Man nimmt halt überhaupt nicht wahr, dass jemand beim Kampf verletzt wird oder stirbt (und es sterben hier einige!), alles wirkt so gar nicht wuchtig oder brutal. Das muss es auch gar nicht, aber zum einem wird der Film gegen Ende dann doch teilweise echt böse und hart und zum anderen hätte man das Blut in den Kämpfen am Besten ganz weggelassen, das hätte dann das Theaterhafte auch noch mehr betont und wie gesagt: Nötig ist eine blutige Inszenierung bei dem Genre auch nicht wirklich, außer gegen Ende, da hat es ganz gut gepasst.
Wer auf das Genre steht und eine durchaus spannende und optisch grandios umgesetzte Geschichte erleben will sollte der Bruderschaft der Klingen auf jeden Fall eine Chance geben. Man ist sicher nicht auf dem Thron des Genres, aber immerhin schon im Thronsaal angekommen. Die Darsteller machen ihre Sache größtenteils auch gut, allen voran der taiwanesische Superstar Chang Chen fällt sehr positiv auf. Geschaut habe ich im Originalton (Mandarin) mit deutschen Untertiteln. Der Ton ist dabei sehr gut abgemischt und liegt bei der Blu-Ray als DTS-HD Master 5.1 vor. Die Bildqualität ist auch sehr gut, stets schön scharf und auch vom Kontrast und den Farben her gelungen. Der Film ist ungeschnitten ab 16 Jahren freigegeben.
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