Daft Punk Unchained
Schon die DVD auszupacken ist eine wahre Freude: Unter dem beigefügten Poster entdeckt man ein 5 mm dickes Booklet, vollgepackt mit Interviews. Die Scheibe selbst sieht aus wie eine Schallplatte und schickt einen schon dadurch einen Schritt zurück in Richtung Jugend, ääh Vergangenheit.
Ein Gastbeitrag von N. Balnis.
Wer sich einen Einblick in das Privatleben dieser privatesten aller Roboter erhofft, wird vielleicht enttäuscht. Daft Punk Unchained ist nicht als Enthüllungsreportage angelegt. Das wäre auch die wahre Enttäuschung gewesen: Hinter den Vorhang zu blicken und zu sehen, wie der Zauberer das Kaninchen in den Hut stopft und die beiden dabei über die Farbe des Hutbandes streiten.
Stattdessen erzählt Regisseur Hervé Martin Delpierre die Geschichte von zwei jungen Musikern, die in ihrem Wohnzimmer die elektronische Musik revolutionierten und dann loszogen, um als alterslose Roboter den Rest der Welt zu erobern. Und trotzdem werden auch die Menschen unter den Helmen lebendig: Durch den Filter alter Fotos und seltener Radiointerviews, durch die Geschichten ihrer Weggefährt_innen erhascht man einen Blick auf Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem-Christo.
Auch die die Erzählenden selber sind interessant: Da ist der liebenswert schäbige Pedro Winter, der als erster Manager von Daft Punk nichts Anderes zu tun hatte, als Buchungsanfragen mit „Non!“ zu beantworten; da ist die Dame von Virgin France, die auch heute noch nicht so recht zu wissen scheint, wie ihr damals geschah; da ist Regisseur Michel Gondry, der über Fernbedienungen schimpft. Und schließlich philosophiert der ehrwürdige Leiji Matsumoto (Space Captain Harlock, Interstella 5555) über Roboterseelen und Verantwortung.
Natürlich sprechen auch einige großartige Musiker über die Arbeit mit Daft Punk wie Todd Edwards, Giorgio Moroder, Nile Rodgers und ein charmant verwirrender Pharrell Williams. Überhaupt kommt nur ein Mensch bei diesem rundum wunderbaren Film nicht so gut weg, nämlich Kanye West. Und das hat er sich ganz allein zuzuschreiben.
Die Extras auf der DVD halten sich in überschaubaren Grenzen: Wie schon im Booklet verstecken sich hier ausführlichere Versionen verschiedener Interviews über die Anfänge von Daft Punk und die technische und künstlerische Entwicklung der Roboter. Aber der Soundtrack von Joseph Trapanese (Tron: Legacy) ist dafür ein echtes Sahnehäubchen. Die wirklich wunderbare Musik verleitet allerdings dazu, mit den Kopf zu nicken, mit den Armen zu fuchteln und im Takt zu wippen: Daft Punk Unchained ist kein Film, den man gut in der Öffentlichkeit gucken kann.
Ich habe es versucht. Es war peinlich.
Fischpott Disclaimer: Wir haben von der Polyband Medien GmbH ein Rezensionsexemplar erhalten.
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