Das Dschungelbuch (2016)
Welcome To The Jungle … Again
Ein Waisenjunge, ein gestreifter Bösewicht und ein gemütlicher Bär: Die Disney-Studios haben mit dem Dschungelbuch mal wieder einen ihrer Zeichentrickklassiker neu verfilmt und zurück ins Kino gebracht.
Die Comicreihe Fables verrät es: Mogli ist nicht nur der Wolfsjunge, er ist ein international agierender multilingualer Spion, der in Willinghams Comic-Epos im Auftrag der exilierten Märchenfiguren handelt. Vielleicht hat Ironman-Regisseur Jon Favreau Fables gelesen, denn sein Mogli (Neel Sethi) ist eindeutig ein Actionheld – trotz gerade mal 12 Jahren. Klettern, Springen und Reiten auf wilden Büffeln hat er auf jeden Fall raus.
Es war einmal in Indien
Die Geschichte im Dschungel des vorkolonialen Indien kennen wir alle: Der Panther Baghira (Originalstimme Ben Kingsley) findet einen einsamen Menschensäugling und bringt ihn dem Wolfsrudel von Akela und Raksha. Die Wölfe ziehen Mogli auf, bis eines Tages Dschungeltyrann und Königstiger Shir Khan (Originalstimme Idris Elba) die Herausgabe des weitgehend haarlosen Menschenwelpen fordert. Denn, so der Gestreifte, Menschen machten nur Ärger und kennen zudem das Geheimnis der roten Blüte, des todbringenden Feuers. Schweren Herzens macht sich Baghira mit Mogli auf, den Zweibeiner ins sichere Menschendorf zu bringen. Natürlich folgt ihnen Shir Khan, Mogli verirrt sich im Dschungel und begegnet unter anderem der Schlange Kaa, dem Bären Balu und dem König der Affen.
Allein unter Tieren
Das Filmteam hat sich stark an der Vorlage orientiert – natürlich nicht an der Erzählung von Rudyard Kipling sondern am Disney-Film von 1967, wobei der Schwerpunkt mehr auf Action- als auf Musicalszenen liegt. Die sind auch angemessen spektakulär, Büffelstampeden, Tierkämpfe und eine finale Konfrontationen im brennenden Regenwald sehen einfach gut aus. Dass dann aber die Lieder zumindest teilweise wieder auftauchen wirkt seltsam unmotiviert. Als Balu ungefähr in der Mitte des Films zum ersten Mal singt, ist das schon etwas verwunderlich – war das Dschungelbuch doch bis zu diesem Punkt ohne Gesang ausgekommen. Aber wahrscheinlich konnte das Studio nicht auf das bekannte „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ verzichten. Auch König Louie, der „Ich wär so gern wie du“ kurz ansingt, stört den eher ernsteren Ton des Films. Kaas Lied, gesungen von Schlangensprecherin Scarlett Johansson, gibt es dann beim Abspann.
Riesenaffenhirnfurz
Überhaupt, King Louie: Aus dem Orang Utan von 1967 hat Drehbuchautor Justin Marks einen Gigantopithecus, einen ausgestorbenen Riesenaffen gemacht. Klar, der Dschungelriese sieht spektakulär aus, wirkt aber wie ein seltsamer Fremdkörper. Ein klassischer Hollywood-Hirnfurz. Aber der ist zu verschmerzen, getragen wird das Dschungelbuch von einem Kleinen: Hauptdarsteller Neel Sethi macht trotz jungen Jahren seine Sache als Mogli hervorragend.
Alles in allem eine spannende, gut animierte aber nicht besonders originelle Neuverfilmung des Zeichentrick-Klassikers.
Disclaimer: Fischpott hat eine Einladung zur Pressevorführung im Residenz, dem wohl luxuriösesten Kino in Köln und Umgebung angenommen und den Film dort in der englischsprachigen Originalfassung und größtenteils überflüssigem 3D gesehen.