Das Emmerich-Experiment
Es war einer dieser Tage, als die Box in der Fischpott-Redaktion ankam. Darin drei Frühwerke des Mannes, den sie angeblich ‚Spielbergle‘ nennen (Hat das wirklich jemals ein Mensch gemacht? Waren die Neunziger so unlustig?). Drei Filme von Roland Emmerich. Ich war neugierig, schließlich waren Emmerichs Kracher »Independence Day« und »Star Gate« unterhaltsam und sogar »10.000 BC« hatte ich etwas abgewinnen können – kreuzigt mich, aber der Film hatte eine Mammutstampede! Von seinen Erstlingswerken kannte ich keines. Wagemutig begann ich also das Emmerich Experiment: Drei Filme in drei Tagen. Da ich dieses Erlebnis keinem Menschen vorenthalten möchte, verlost Fischpott eine Blu-Ray-Box der Roland-Emmerich-Collection. Mehr dazu am Ende dieser Kritik.
Tag 1 – Joey
Man hatte mich gewarnt, Joey sollte gruselig sein – aber nicht auf eine gute Weise. Der neunjährige Joey entwickelt übernatürliche Kräfte und nimmt über ein Kindertelefon Kontakt zu seinem toten Vater auf. Eine hässliche Bauchrednerpuppe, besessen von einem bösen Geist, versucht ihn daran zu hindern. Dieser Film hat alles, was ein Kinderfilm der 80er braucht und dazu jede Menge WTF-Momente. Als ob der Regisseur (Roland, wir reden von dir) einen Erfolgsfilm nach Schema F drehen wollte, aber alles vergessen hat, was ein einigermaßen geistig normales Drehbuch ausmacht. Irgendwo zwischen süß und anbiedernd sind die ganzen Star-Wars-Insidergags, die fast so wirken, als ob Emmerich sich bei George Lucas einschmeicheln will
Die bizarrste Szene: Joeys Lehrer ist zu Besuch im Haus der Familie, stellt fest dass der Sohn Milchgläser und Essen telekinetisch bewegt und gemeinsam bitten Mutter und Lehre den Junior, solche ‚Tricks‘ zu unterlassen. Joey erhitzt daraufhin mit einem bösen Blick den Löffel seines Lehrers, dieser verbrennt sich die Hand. Die Mutter sagt: „Schnell, stecken sie ihre Hand in Eiswasser – hier rein!“ und zeigt auf das Goldfischglas (mit lebenden Fischen), in das sie noch schnell ein paar Eiswürfel wirft. Während er seine Finger zwischen Fischen und Eiswürfeln kühlt, erzählt der Lehrer, dass solche Phänomene in der Pubertät durchaus vorkommen. Die Mutter lacht ihn aus, schließlich ist der Sohnemann noch lange nicht in der Pubertät.
Beim Filmstart habe ich mich sehr geärgert, dass man nicht zwischen den verschiedenen Sprachversionen wechseln kann. Daran trägt aber nicht der Verleih die Schuld, die deutsche und die amerikanische Version sind unterschiedlich geschnitten. Ganze Szenen fehlen oder sind an komplett anderer Stelle im Film untergebracht, alle Unterschiede hat das Online-Portal Schnittberichte aufgelistet. Soweit so ungut, Joey hat wohl nur nostalgischen Wert für die Kinder, die von diesem Schrott in den 80ern traumatisiert wurden. Weiter mit Nummer 2.
Tag 2 – Hollywood Monster
Auch der zweite Film bildet ein Pastiche typischer Film-Plots der 80er: Zwei sympathische Loser, eine hässlich-niedliche Kreatur und ein böser Firmenchef, der ein Haus abreißen lassen will. Aber irgendwie geht das Konzept hier auf und »Hollywood Monster« entpuppt sich als durchaus unterhaltsam, mit einem Anflug von Charme. Auch hier unterscheiden sich die deutsche und amerikanische Schnittfassung stark, so dass man sich vor dem Filmstart auf der DVD für eine Version entscheiden muss.
Unerwartete Gastrolle: Leonard ‚Wilsberg‘ Lansink als unterbelichteter Handlanger des bösen Studio-Chefs.
Stellenweise kommt der Geist des Butlers in der hässlichen Puppe (ich erkenne hier ein Muster, Roland) allerdings eher verstörend als putzig rüber und die Vorgeschichte um den Tycoon, der sich lebendig einmauern lässt und seinen Butler vergiftet ist fast schon zu morbide für eine betont lockere Komödie. Aber in den 80ern ging einiges mehr, wie auch der dritte Film in der Young-Emmerich-Trilogie zeigt.
Tag 3 – Moon 44
Endlich geht es ins All, und hässliche Geisterpuppen sind auch keine zu sehen. Dafür sehen wir Brian Thompson, den Hünen mit dem wohl eckigsten Gesicht aller Zeiten als Co-Star neben Michael Paré. Am bekanntesten dürfte Thompson wohl für seine Rolle als menschenjagender Alien in »Akte X« sein, aber ansonsten ist er einer der typischen Kandidaten für „Ach, da spielt er auch mit?!“. In »Moon 44« hat er sogar eine tragende Rolle, ebenso wie der ewige Bösewicht Malcolm McDowell.
Der Film spielt ein einer Zukunft, in der Konzerne die Menschheit regieren und die Menschen das Weltall erobert haben. Der titelgebende Mond 44 gehört dem Konzern Galactic Mining, aber ein Angriff des Konkurrenten Pyrite Defense Company steht bevor. Also schicken die Konzernchefs Strafgefangene als Kampfhelikopterpiloten zum Mond 44, die sich so ihre Freiheit verdienen können. Zusammen mit ihren Lotsen am Boden, nerdigen Computerkids, trainieren sie für den bevorstehenden Angriff der Kampfroboter der Pyrite Defense Company. Gleichzeitig wird der Kopfgeldjäger Felix Stone angeheuert, der sich undercover unter die Sträflinge mischt: Er soll herausfinden, welcher Mitarbeiter von Galactic Mining ein doppeltes Spiel spielt und die automatischen Minenshuttles umleitet.
»Moon 44« platzt förmlich vor Plots, von Undercoverermittlung über Rekruten im Kampftraining bis zu Nerds gegen Jocks. Dabei schreckt Emmerich auch vor einem Tabuthema nicht zurück und thematisiert eine Vergewaltigung unter Männern – wenn auch nicht besonders sensibel. Insgesamt aber ein stimmiger, spannender, gut inszenierter Film.
Tag 4 – Das Fazit
Ein schlechter, ein Okayer, ein ganz guter Film – die Emmerich-Box ist durchwachsen. Knapp 20 Euro für die DVD-Box, um die 27 Euro für die Blu-Ray. Wer eine Achziger-Jahre-Filmsammlung komplettieren muss oder ein Emmerich-Fanboy/Fangirl ist, sollte zugreifen. Ich bin einfach froh, das dreitägige Emmerich-Experiment überstanden zu haben.
Ab Heute – Die Verlosung
Ihr seid nicht abgeschreckt? Ihr wollt eine Blu-Ray-Box der »Roland Emmerich Collection: Moon 44 / Hollywood Monster / Joey«? Wie gut, dass wir eine originalverpackt hier herumstehen haben! Wer in den Kommentaren bis zum 3. Dezember 2013 die folgende Frage beantwortet, hat eine Chance auf den Gewinn: Was sollte Roland Emmerich als nächstes verfilmen?
Die Fischpott-Redaktion wird sich bemühen, innerhalb von drei Tagen nach dem 3. Dezember zu entscheiden, welcher Kommentar am originellsten ist und dessen Verfasser oder Verfasserin die Box erhält. Wenn Ihr einen Kommentar schreibt und der nicht sofort zu sehen ist, geduldet Euch bitte etwas – manchmal dauert das Freischalten etwas.
Sollten wir Euren Kommentar für beleidigend, obszön oder auf andere Art und Weise unpassend erachten, behalten wir uns vor, ihn zu löschen.
Wer gewonnen hat, wird von uns über die Mailadresse, die beim Kommentar angegeben ist benachrichtigt und schickt uns dann seine oder ihre Postadresse. Der Versand erfolgt nur innerhalb von Deutschland.
Teilnehmen darf, wer volljährig ist.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, eine Barauszahlung des Gewinns nicht vorgesehen.
Weitere Fragen zum Gewinnspiel bitte per Kommentar oder über die Mailadresse im Impressum.
Falls Ihr selbst kein Interesse an der Box habt aber einen Achtzigerjahre-Aficionado oder eine -Aficionada im Bekanntenkreis habt: Denkt daran, Yaknachten (oder ein ähnliches Winterfest) steht vor der Tür!
Disclaimer: Fischpott hat ein Rezensionsexemplar der DVD-Box und die Blu-Ray-Box für das Gewinnspiel von Universum Film Presseservice erhalten.