Das Geheimnis von Marrowbone
Mit Das Geheimnis von Marrowbone liegt diesmal ein spanischer Film auf meinem Tisch. Der Originaltitel ist El Secreto De Marrowbone, Regie hat Sergio G. Sánchez geführt. Mein letzter spanischer Film – Veronica – war leider eine überhypte Luftnummer. Mal sehen, ob dieser Film es besser macht. Die Prämisse klingt durchaus vielversprechend: Wir schreiben das Jahr 1968. Rose Marrowbone (Nicola Harrison) zieht mit ihren vier Kindern (drei Söhne, eine Tochter) von England zurück nach Amerika. Genauer gesagt in das Haus in dem sie aufgewachsen ist, der Marrowbone-Residenz. Diese liegt relativ weit abgelegen vom nächsten Dort im Nirgendwo. Dazu kommt, dass Rose schwer krank ist und nicht mehr lange zu leben hat.
Der Film beginnt dann auch mit dem Einzug der Familie. Man beschließt, die Vergangenheit zu vergessen und neu zu starten. Dies ist vor allem für den jüngsten im Bunde (Sam) wichtig. Hat er doch Angst vor Geistern und vor allem, dass der Geist ihnen gefolgt ist. Bruder Billie (Charlie Heaton, kennen wir aus Stranger Things) ist da deutlich mutiger und stellt für die Familie eine Art Anker dar. Jane (Mia Goth, demnächst im Suspiria-Remake zu sehen) versucht die Familie emotional zusammenzuhalten und scheut Risiken. Und Jack (George McKay, mir positiv in Captain Fantastic aufgefallen), tja, der ist ein wenig labil, ängstlich und dennoch oft die treibende Kraft in der Familie.
Tragische Ereignisse und neue Liebe
Lange macht es die Mutter dann auch nicht. Am Sterbebett verspricht ihr Jack als Ältester, ihren Tod so lange geheim zu halten bis er das 21. Lebensjahr erreicht hat. Erst dann könnte legal für seine Geschwister sorgen. Außerdem hat die Mutter eine größere Summe Geld hinterlassen, das aber irgendwie mit dem offenbar nicht mehr lebenden Vater der Familie zu tun hat. Jane nennt dieses Geld auch „Blutgeld“. Sehr mysteriös. So leben die vier Kinder weiter in der heruntergekommenen Residenz und versuchen sich irgendwie durchzuschlagen.
Bevor wir uns aber dem Das Geheimnis von Marrowbone nähern lernt Jack noch Nachbarin Allie (Anya Taylor-Joy, unter anderem The Witch und Split) kennen und lieben. Wobei Nachbarin auch locker gesagt ist, sie wohnt zwar in Sichtweite, aber dennoch recht weit weg. Zusammen mit Sam morst Jack aber ab- und zu mit ihr. Und dann ist da natürlich noch das Mysteriöse, geisterhafte. Sam hat total Angst vor diesem Geist, der Rest scheint aber auch nicht zu glauben, dass es sich hier nur um Einbildung handelt. So haben sie sämtliche Spiegel im Haus abgehängt oder umgedreht. Irgendwie scheint der Spuk vor allem durch Spiegel zu erscheinen.
Subtiler Schrecken, dezenter Schocker und reale Bedrohungen
Ja, typische Jumpscares gibt es wenig in Das Geheimnis von Marrowbone. Dafür nimmt man sich genügend Zeit, die Charaktere einzuführen und Land und Leute hinreichend einzuführen. Dank dem recht kleinem Cast und der Begrenzung auf das Haus und wenigen Szenen im nächsten Ort fühlt man sich auch direkt heimisch. Und dann kommen die ersten unangenehmen Szenen. Da möchte ich auch gar nicht zu sehr ausholen, der Film macht seine Sache wirklich gut. Recht altmodisch gefilmt, schön ruhig, kein Hochglanz-Look wie bei diversen James Wan Horrorfilmen. Eher halt europäisch und nachhaltig gruselig.
Neben einem Geist aus der Vergangenheit hat man natürlich noch andere Probleme. Notar/Anwalt Tom Porter (Kyle Soller), der erst eine Bescheinigung der Mutter braucht (was ja schlecht geht, da tot) und dann die Familie wegen einer Urkundenfälschung erpresst. Und in Allie verliebt ist. Sie aber nicht in ihn. Genug Drama gibt es somit. Und was hat der direkt am Anfang gezeigte Gewehrschuss zu bedeuten, wer bedroht hier die Familie? Hängt das vielleicht alles mit dem verschwundenen Vater zusammen? Genug zum Miträtseln bietet Das Geheimnis von Marrowbone allemal.
Das Geheimnis von Marrowbone – Fazit
Durch das enggesteckte Setting funktioniert Das Geheimnis von Marrowbone wirklich gut. Anfangs etwas behäbig steigert sich die Atmosphäre auch kontinuierlich. Dazu kommt, dass es wirklich kein Grusel- oder gar Horrorschocker ist. Wir haben es hier eher mit einem Familien-Drama mit Mystery-Elementen und einigen echt gelungenen Gruselszenen zu tun. Besonderes Lob verdient hier das Sounddesign, extrem räumlicher Klang mit sehr intensiven Effekten. Hab ich zuletzt so gut im koreanischen Film A Tale Of Two Sisters gesehen.
Das Bild hingegen, naja, die uns zur Verfügung gestellte DVD glänzt hier nicht in allem Belangen. Es wurde auf natürliche Beleuchtung gesetzt und das sieht man leider auch. Englischer und deutscher Ton sind am Start und deutsche Untertitel für Gehörlose. Fun-Fact: Mitguckerin Cathy nannte das Genre Hipster Horror. Damit sind wohl eher altmodische Horrorfilme ohne Jumpscares und ruhigem Erzählton gemeint und das im positiven Sinne. Ich kann Das Geheimnis von Marrowbone auf jeden Fall empfehlen. Erhältlich ab dem 26.10.2018 und uns wurde ein kostenloses Review-Exemplar zur Verfügung gestellt.
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