David Grashoff: Dirty Nerd
Texte von der dunklen Seite des Nerdtums
Dirty Nerd ist, wie der Untertitel des Buches schon andeutet, eine Sammlung von Texten, die sich relativ nerdigen Themen widmen und dabei auch gerne mal dunkel oder schmutzig sein dürfen. Das Buch ist dabei ausschließlich als eBook erhältlich und wurde von mir auf einem Tolino Vision gelesen.
Es handelt sich hierbei aber mitnichten um eine schnöde Kurzgeschichtensammlung, nein, wir kriegen vielmehr ein buntes Potpourri aus Poetry-Slam-Texten, Glossen, Aufsätzen und Kurzgeschichten vorgesetzt. Den Themen merkt man dabei an, dass David Grashoff Nerd mit ganzer Seele ist, es kommen Klingonen, Kettensägen, Call-Of-Duty-Spielerinnen mit schmutzigem Mundwerk, Jesus, Lavalampen, Drogen, Pen & Paper-Rollenspiele und vieles mehr vor. Bei vielen Texten musste ich öfter mal schmunzeln, manchmal auch laut auflachen und wurde größtenteils auch gut unterhalten.
Allerdings: Man merkt gerade am Anfang des Buches den Texten doch an, dass sie eher zum Vortragen auf einer kleinen Bühne in einer netten Location bei gelöster Stimmung geschrieben wurden. Ist halt wie bei einem Open Air-Konzert, wo die böse Black Metal-Kapelle (komplett mit Kriegsbemalung) zum High Noon auftreten muss anstatt kurz vor Mitternacht in einer Wand aus Kunstnebel ihr Geschrammel zum Besten zu geben. Wer auf YouTube das eine oder andere Video von David Grashoff angeschaut hat weiß ja dann auch, wie der Mann seine Texte vorträgt und kann beim Lesen des Buches durchaus diese Stimmung wahrnehmen, aber so immer klappt das nicht. Manche der Texte sind ein wenig zu lang oder hätten für eine Buchveröffentlichung noch ein wenig Feintuning gebrauchen können. Außerdem ist Dirty Nerd kein Buch, das man am Stück lesen sollte. Am besten immer mal wieder reinschauen und ein wenig schmökern. Viele der Texte kann man auch auf der Homepage des Autoren lesen, so dass sich jeder dort auch selbst ein Bild machen kann und auch sollte.
Der Humor ist größtenteils voll mein Geschmack. Manches erinnert von der Bissigkeit an die frühen Werke von Walter Moers (und würde als Comic sicher auch gut rüberkommen wenn man die Texte ein wenig anpasst), manches spricht mir auch durchaus von der Seele. Hin und wieder denke ich mir aber auch: „Ja, klar, hassu recht, aber genau die gleichen Ideen hab ich schon öfter woanders gehört oder selbst im Freundeskreis diskutiert“. Twilight-Bashing ist nicht gerade die originellste Idee und dass im Fernsehen (vor allem bei den Privaten) fast nur Müll läuft ist jetzt auch nicht die allerneueste Erkenntnis. Dafür sind andere Geschichten wieder echt genial und lustig, egal ob es sich jetzt um einen fiktiven Con-Bericht oder einen großartig beschriebenen Drogentrip auf einer eher spießigen Party dreht. Gegen Ende zeigt David, dass er auch ein wenig Splatter kann und schickt zwei Dämonenjäger auf einen äußerst blutigen Feldzug mitten in eine alte Zeche im Ruhrpott.
Beim Lesen sind mir leider noch ein paar Rechtschreibfehler oder fehlende Endungen aufgefallen, nicht weiter dramatisch aber eigentlich auch nicht wirklich nötig. Da könnte ruhig nochmal drüber geschaut werden.
Ich empfehle das Buch somit jedem Nerd, Rollenspieler, Splatter- und Computerspielfan, Internetsüchtler, Pornographen, ja, eigentlich jedem der auch über etwas kranke Sachen lachen kann mit kleinen Einschränkungen weiter, macht schon Spaß der Dirty Nerd. Am besten schaut ihr euch David Grashoff aber mal live an, er ist zur Zeit eigentlich ständig irgendwo mit seinem Programm im Umkreis von circa 200 Kilometern um Wuppertal zu sehen – und das lohnt sich auf jeden Fall.
Disclaimer: Fischpott hat ein Rezensionsexemplar vom Autor erhalten.
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