Der Kinderflüsterer – Ein Kriminal-Thriller von Alex North
Sommerzeit – Krimizeit. Das weiß Mimi schon seit fast 60 Jahren und deshalb lasse ich mich auch mal in den Schlaf flüstern. Der Kinderflüsterer ist dabei ein eher klassischer Spannungsroman mit wechselnden Erzählperspektiven, einer schwierigen Vater-Sohn-Beziehung und einem Hauch Mystery. Ob Alex North für eiskalte Schauer in lauen viel zu heißen Sommernächten sorgen kann? Ich bin für Euch auf Spurensuche gegangen.
Wenn die Tür halb offen steht, ein Flüstern zu Dir rüberweht
Wenn eine Person verschwindet, sind die ersten 48 Stunden entscheidend. Das weiß auch Detective Inspector Pete Willis. Erst recht, wenn die verschwundene Person ein Kind ist. In diesem Fall der 6-jährige Neil Spencer. Seine Eltern sind beide Alkoholiker und leben getrennt. Neil war bei seinem Vater und da dieser zu besoffen war, seinen Sohn heimzubringen, ist er allein losgezogen. Pete ist eigentlich gar nicht im Dienst. Da er aber in der Nähe wohnt, beteiligt er sich natürlich an der Suche. Dabei kommen Erinnerungen an einen ähnlichen Fall vor 20 Jahren schmerzlich empor. Auch da sind Kinder verschwunden. 5 Stück. 4 davon wurden tot im Schuppen ihres Mörders gefunden. Der 5. Junge, Tony Smith, ist bis heute verschwunden. Und bis heute besucht Pete regelmäßig den damals verhafteten Frank Carter im Gefängnis. In der Hoffnung, dass dieser sich doch noch offenbart. Verrät, wo er Tony verbuddelt hat. Carters Spitzname? Der Kinderflüsterer.
Spielst Du draußen ganz allein, findest Du bald nicht mehr heim
Pete ist natürlich nicht der einzige Charakter in Der Kinderflüsterer. Es wird ständig in den insgesamt 70 Kapiteln (verteilt auf 444 Seiten) die Erzählperspektive gewechselt. Da haben wir noch die Polizistin Amanda Beck. Diese ist zusammen mit Pete mit dem Verschwinden von Neil Spencer betraut. Sie hat die Mordserie vor 20 Jahren nicht als Polizistin miterlebt, da sie deutlich jünger als Pete ist. Dann haben wir noch Tom Kennedy, der nach dem Tod seiner Frau Rebecca allein mit Sohn Jake zusammenlebt. Toms Kapitel sind dabei als einzige in der Ich-Perspektive verfasst. Auch der vermeintliche Entführer bekommt eigene Kapitel. Das kennt man als Krimi-Otaku ja von der unzähligen Konkurrenz im Mord-und-Totschlag-Business. Jeder Charakter hat dabei seine eigenen Sorgen und Nöte. Der 6-jährige Jake ist ein recht schwieriges Kind. Er führt Selbstgespräche, bewahrt wichtige Gegenstände in einer besonderen Mappe auf. Ist höchst sensibel und findet schwer Freunde in der neuen Schule. Außerdem scheint er eine Art Shining zu haben, er bekommt von einem imaginären Mädchen Tipps und redet von einem Jungen im Boden.
Bleibt Dein Fenster unverschlossen, hörst Du ihn gleich daran klopfen
Frank Carter wurde übrigens Der Kinderflüsterer genannt, weil er mit seinen Opfern vor den Entführungen geredet hat. Im Flüsterton. Teilweise hat er die Kinder tagelang auspioniert. Dazu gibt es einen in der Gegend recht bekannten Reim. Ihr könnt ihn in den Zwischenüberschriften dieses Artikels nachlesen. Ein gleiches Schema scheint der neue Täter zu verfolgen. Dabei kommt recht schnell ans Tageslicht, dass er sich Jake als nächstes Opfer sehr gut vorstellen kann. Tom versucht sich derweil recht ideenlos als Schriftsteller. Immerhin hat er schon ein paar Bücher veröffentlicht. Und so dreht sich die Handlung von Der Kinderflüsterer nicht nur um einen Mord- und Entführungsfall, sondern auch um die Beziehungen der Charaktere untereinander. Wieso stellt Pete jeden Abend eine verschlossene Wodka-Flasche und ein Foto vor sich hin. Weshalb benimmt sich Jake so seltsam? Warum kann Tom sich mit seinem Sohn nicht besser verstehen? Auf all diese Fragen gibt es in Der Kinderflüsterer Antworten.
Denn jedes Kind, das einsam ist, holt der Kinderflüsterer gewiss
Mir hat Der Kinderflüsterer gut gefallen. Ich habe das Buch innerhalb von drei Tagen durchgelesen und mich dabei nicht gelangweilt. Klar, hartgesottene Krimi-Fans werden diese Art der Erzählung und Spannungsaufbau kennen. Ich lese beispielsweise gern mal Tess Gerritsen, und die geht ähnlich vor. Nur dass Alex North uns hier allzu ausufernde Ekel-Szenarien erspart und mehr auf subtile Spannung baut. Im letzten Drittel zieht das Tempo dann nochmal merklich an und zumindest ich konnte ab da nicht mehr von Der Kinderflüsterer lassen.
Wer also noch eine gute Lektüre für den Strand, einen langen Flug oder einfach nur so sucht: Der Kinderflüsterer ist ab dem 29. Juli 2019 überall, wo es Bücher gibt, erhältlich.
Fischpott-Disclaimer: Wir haben einRezensionsexemplar vom Verlag erhalten.
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