Der Mann der sein Leben ermordete
Zwei Verlierer, viele Leichen
Comics im Stil des Film Noir sind eines der Aushängeschilder der Edition 52. Besonders angetan haben es dem Wuppertaler Verlag die Umsetzungen von Jean Vautrins Romanen. Nach Bleierne Hitze ist jetzt Der Mann der sein Leben ermordete erschienen.
Harter Stoff
François-Frederic Frey kommt aus dem Gefängnis frei. Sein Leben ist im Arsch, also besorgt er sich eine Pistole und geht auf einen Rachefeldzug. Gus Carape ist ein heruntergekommener Privatdetektiv ohne Kohle. Die alte Kommunistin Maria Costabonne beauftragt ihn mit der Suche nach ihrem autistischen Sohn Liberto. Die Lebenswege der beiden Loser Frey und Carape werden sich in Der Mann der sein Leben ermordete von Moynot und Jeaun Vautrin mehr als einmal kreuzen. Wir Lesenden werden Zeugen von Morden aus Rache, aber auch von Ehebruch, Erpressung, Vergewaltigung und Habgier.
Alles Schlampen außer Mutti
Besonders drastisch wirken Freys Taten, für den alle seine Ex-Frauen Nutten sind. Er selbst hat unter seiner Mutter gelitten und brüllt im Zwiegespräch mit der Toten: „Du hast mich aufgefressen! Ich bin mein Leben lang vor dir geflohen!“ Der Rachefeldzug des frauenhassenden Antihelden ist keine leichte Lektüre. Und auch die anderen Protagonisten sind von mehr als zweifelhafter Moral, von menschenschmuggelnden Spediteuren bis zu Carape, der für Geld alles tut.
Fiese Fresse
Besonderes Augenmerk legt der Zeichner Emmanuel Moynot auf die Physiognomie der Protagonisten: Köpfe mit hängenden Lidern und eingesunkenen Gesichtern, denen der Suff und die Gefängniszelle deutlich anzusehen ist. Viele Bilder wirken auf den ersten Blick skizzenhaft, sind aber auf den zweiten Blick voller Details. Ergänzt werden sie von der lebhaften Kolorierung, die Farben fangen Schatten und Licht ein und geben dem Werk einen cinematischen Stil.
Der Mann der sein Leben ermordete (und das Komma wahrscheinlich gleich mit) ist eine heftige Graphic Novel. Eine schonungslose Tauchfahrt durch die Untiefen der Gesellschaft. Wer den Blick ins Herz der Finsternis nicht scheut, kriegt für 20 Euro ein Kunstwerk, das der Schwarzen Serie alle Ehre macht.
Disclaimer: Fischpott hat ein Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das Recht an allen gezeigten Bildern liegt bei der Edition 52.