Desierto – Tödliche Hetzjagd
Eins muss man Desierto – Tödliche Hetzjagd lassen: Die Thematik ist hochaktuell beziehungsweise in den USA schon seit Jahren Streitthema diverser Wahlkämpfe. Aber erst der Wunsch nach einer Mauer, am besten von den Mexikanern bezahlt, hat das alles auch bei uns noch einmal sehr präsent werden lassen. Dazu kommt natürlich, dass Einwanderung aufgrund von Armut und Krieg auch in Europa einige Gemüter über eine gesunde Betriebstemperatur hinaus erhitzt. Wenn dann auf dem Cover auch noch mit „Von den visionären Filmemachern von Gravity“ geworben wird, der Film laut The Hollywood News gar „unerträglich spannend“ sein soll und Sight And Sound von einem „unbarmherzigen Todesjagd-Thriller“ spricht, ist mein Interesse schon mal geweckt. Ob es sich dann auch wachgehalten hat, klärt dieses Review.
Vorab aber mal eine Bonusfrage, könnt ihr ja gern in den Kommentaren was zu schreiben: Heißt es jetzt die oder das Review? Ich bin ja überzeugt, dass es das Review ist, aber selbst in der Redaktion sind wir uns da nicht so wirklich einig und haben eine Art Patt-Situation in Form eines Mexican-Stand-Offs.
Aber mal zum Film. Da haben wir direkt zum Anfang zwei Handvoll Mexikaner, die in einem kleinen Truck illegal in die USA einreisen wollen. Dazu sitzen sie auf der Ladefläche eingepfercht, während das Fahrzeug von den zwei Schleusern (einer davon gespielt von Diego Cataño, der mir in der Netflix-Serie Narcos positiv aufgefallen ist) mehr oder weniger zielsicher Richtung Grenze gebracht wird. Natürlich hat man dann irgendwo in Nirgendwo eine Panne und muss zu Fuß weiter. Von der Freiheit ist man durch unbequemes Wüsten- und Steppenland, vom Tod durch Verdursten, Klapperschlangen oder… einem schießwütigem Texaner getrennt.
Da haben wir auch schon die Erklärung für den Filmtitel. Sam (Jeffrey Dean Morgan, hat diverse TV-Serien und Filme wie Watchmen oder das Red Dawn-Remake im Portfolio) fährt zusammen mit Hund Tracker in einem Pick-Up die Grenze ab, allerdings nicht um jemanden aufzunehmen, nein, um alles abzuknallen, was sich illegal über die Grenze wagt. Make America Great Again halt. Oder so. Die Gruppe der Einwanderer wird somit recht schnell auf eine übersichtliche Größe von drei zusammengeschossen und wenig später sind nur noch Moises (Gael García Bernal, demnächst als Zorro im Kino!) und Adela (Alondra Hidalgo in ihrem Spielfilmdebut) übrig.
Leider hat der Film aber außer wirklich hübschen Naturaufnahmen und einem durchaus überzeugenden Gael García Bernal nicht viel zu bieten. Der irre Sam schießt mit seinem viel zu kleinen Gewehr (wirklich! Mit dem kurzen Lauf trifft man doch nicht auf 250 Meter Entfernung noch genau in den Kopf!) auf Mexikaner, hetzt seinen Hund hinterher (der auch wirklich ganz cool wirkt, Schäferhund halt) und der Rest versucht zu fliehen. Charakterisierung wird hier eher klein geschrieben, auch die Motivation von Sam bleibt ein wenig im Dunkeln, einzig ein paar kräftige Züge aus der Whiskeypulle, seine durchaus vorhandene Liebe zum Hund und ein wenig Gebrabbel über die Sonne und die karge Landschaft zeichnen Sam aus. Die Mexikaner sind auch nur da, es gibt ein wenig Hintergrund, ja, aber viel ist da nicht. Dafür kommt durchaus manchmal etwas Spannung auf, wenn sich im letzten Drittel die beiden Kontrahenten am oberen Ende der Leistungsgrenze auf einem Felsmassiv beschleichen.
Positiv aufgefallen ist mir die Musik, die ist zwar öfter überpräsent, aber macht auch oft alles richtig und das Abspannlied ist richtig stark. Auch die schönen Sonnenauf- und Untergänge sehen sehr schick aus. Technisch kann man der Blu-Ray nichts vorwerfen, das Bild ist schön scharf, der Ton zwar sehr frontlastig aber doch einwandfrei und die unbarmherzige Naturlandschaft des Grenzgebietes kommt auch gut rüber, teilweise hat man sehr starke Aufnahmen.
Das alles rettet Desierto – Tödliche Hetzjagd aber nicht. Der Film ist zu karg und spröde, teilweise auch richtig dumm und eine Hetzjagd stelle ich mir auch anders vor, hatte da jetzt eher mit einer Bande durchgeknallter Rednecks oder zumindest einem krasseren Gegenspieler gerechnet (beim Remake von The Magnificent Seven hatten die pösen Purschen einen recht coolen wie unangenehmen Indianer auf ihrer Seite), selbst der Hund wirkte eher brav als fies.
Gestritten haben wir uns am Ende noch über die FSK-Freigabe, ich finde die große rote 18 übertrieben, hätte man auch – trotz Thematik – ab 16 durchgehen lassen können. Andererseits braucht wirklich niemand diesen Film, also auch egal. Selbst Trashfreunde gucken hier besser in die Röhre, ich empfehle den Film wirklich nicht weiter, gebt Euer Geld oder Eure Zeit lieber für was Sinnvolles aus.
Falls ihr noch dran seid löse ich aber als Bonus noch kurz auf, was der Film mit den Machern von Gravity zu tun hat: Regisseur Jonás Cuarón ist nicht nur Drehbuchautor von Gravity, nein, er ist auch der Sohn von Regisseur Alfonso Cuarón.
Uns wurde ein Testmuster zur Verfügung gestellt.
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