Die Bände des Asterix II – Das Mittelfeld
Die ultimative Asterix-Liste: Platz 20 bis 11
In diesem umfassenden, dreiteiligen Review werden alle Asterixbände (erschienen bei Egmont) bewertet. Platz 30 bis 21 hatten wir in Teil I einer genaueren Analyse unterworfen. Jetzt kommt das Mittelfeld, beginnend mit Platz 20.
Platz 20: Die Lorbeeren des Cäsar (Band XVIII, 1972)
Die Lorbeeren des Cäsar ist eine der durchgeknalltesten Asterix-Geschichten. Der Auftrag, den Lorbeerkranz des Cäsars zu besorgen, gründet lediglich darauf, dass Majestix in besoffenem Zustand seinem protzigen Schwager Homöopatix verspricht, ihm ein Ragout aus besagten Lorbeeren zu servieren. Und verlangt dann tatsächlich, dass Asterix und Obelix ihm bei diesem selbstverschuldeten Mumpitz aus der Patsche helfen. So weit, so bekloppt.
Aus dieser unsinnigen Prämisse heraus entwickeln sich aber ein paar wirklich unterhaltsame Episoden: Um an die Lorbeeren zu gelangen, heuern Asterix und Obelix zunächst als Cäsars Sklaven an – werden aber von einem anderen gekauft. Um aus dieser Sklaverei wieder rauszukommen, bauen sie allerhand Mist, haben aber das „Pech“, dass ihr Herr und Meister viel zu nett ist und all ihren Unfug für sympathische gallische Eigenarten hält. Der Chefsklave dort sorgt jedoch dafür, dass sie gefangen genommen werden – aber ihren Auftritt vor den wilden Tieren verweigern, solange Cäsar nicht anwesend ist. Jedoch schließt sich der Kreis, weil Kurzschlus – der die beiden ursprünglich an’s Messer geliefert hat – Kranzträger Cäsars sein wird und die Lorbeeren gegen Fenchel eintauschen kann.
Homöopatix bekommt also sein Ragout. Als er daran rummeckert, haut Majestix ihm auf die Fresse. Perfektes Ende.
Beste Szene: Es gibt in diesem Band eine erfrischend „realistische“ Szene. Nachdem Asterix und Obelix über Jahre hinweg alle römischen Legionen verprügelt haben, ohne sich jemals an deren Speeren zu verletzen, stehen sie hier in Cäsars Palast einer kleinen Handvoll Elitesoldaten gegenüber. Als Obelix zum Kampf ansetzen will, warnt Asterix ihn, dass diese Legionäre sie mit ihren Waffen „glatt in Stücke schlagen“ könnten.
Platz 19: Asterix und Kleopatra (Band II, 1965)
Vermutlich einer der bekanntesten Bände ist „Asterix und Kleopatra“, hierzulande erschienen als zweiter Band – dabei ist es eigentlich erst der sechste und direkter Nachfolger der „Tour de France“! Mit geübtem Blick lässt sich das schon sehr deutlich an den Zeichnungen erkennen, denn vor allem Obelix ist in Haar und Rundungen – zum Beispiel gegenüber der „goldenen Sichel“ – doch deutlich weiterentwickelt worden. Auch ist Idefix im Gegensatz zu früheren Bänden zum Hauptcharakter aufgestiegen. Und bekommt auch gleich mehr Szenen als in jedem anderen Band.
Wem nur die Filme geläufig sind, dem sei versichert, dass die Verfilmung von Asterix und Kleopatra – im Gegensatz zu „Asterix der Gallier“ (siehe Platz 30) – eine recht originalgetreue Umsetzung des Comicbandes ist (wenn auch ergänzt um die sensationellen Musicaleinlagen „Appetit kommt beim Essen“, „Der Löwe der Kleopatra“ und „Die Vergiftung des Kuchens“).
Es handelt sich um die erste Geschichte, in der Asterix und Obelix ein paar Kumpels in einem fernen Land zu Hilfe eilen, um diesen bei einem mehr oder weniger blödsinnigen Auftrag zu helfen. Und wie in vielen dieser Bände ist auch genau dies die Schwäche: So richtig dramatisch ist das dann meist nicht. Auf dem Weg, einen Palast in drei Monaten zu bauen – ein durch den Zaubertrank weitgehend ungefährdetes Unterfangen, selbst wenn man bedenkt, dass Numerobis vermutlich wochenlang für die Reise gebraucht hat – passieren deshalb zwar ein paar mehr oder minder unterhaltsame Episödchen, die in diesem Fall gekonnt ägyptische Sehenswürdigkeiten in Szene setzen und erklären, warum die Sphinx keine Nase hat … mehr passiert dann aber auch nicht. Dieser Band lebt im Wesentlichen von den Schusseligkeiten eines gewissen „Herrn Obelix“. Vermutlich ist es auch gerade dieser Band, der Obelix zum geheimen Lieblingscharakter aller Asterixfans werden ließ.
Beste Szene: Ihr ahnt es bereits – „Drei Stücke, Obelix!“
Platz 18: Asterix als Gladiator (Band III, 1964)
Band 3 hier, Band 4 dort (in Frankreich) – auch Asterix als Gladiator ist ein ganz alter Schinken und die erste Reise unserer Freunde nach Rom. Hintergrund ist, dass der Barde Troubadix entführt wird, weil irgendein Schwachkopf sich bei Cäsar einschleimen will, und Asterix und Obelix ihn nun retten müssen – wenngleich Troubadixens Gesangskünste im Dorf auch nicht übermäßig vermisst werden. Dieser Band legt mit feinen Gags auf so ziemlich jeder Seite los und bildet die Grundlage für einige geliebte Running Gags – Obelix versucht am Zaubertrank zu naschen, wir lernen die Piraten kennen, der Phönizier Epidemais hat seinen ersten Auftritt und Obelix schlägt versehentlich beim Anklopfen jede Tür ein.
„Asterix als Gladiator“ ist ein nicht besonders origineller, aber unterhaltsamer Streifzug durch Rom – portraitiert als größte Hipsterstadt der damaligen Welt, in der man durch überfüllte Straßen wandern, in modernen Badeanstalten saunieren und in feinen Restaurants überteuerte Feinkost genießen kann. Und lustig wird das natürlich erst dadurch, dass Asterix und Obelix als überzeugte Dorfnasen mit diesem ganzen Schickimickizeugs überhaupt nichts anfangen können – nachdem Gaius Obtus seine feinsten Pasteten mit einem fünfzeiligen Sermon ankündigt, fasst Obelix seinen geschmacklichen Gesamteindruck dieser Speise lapidar zusammen: „Salzig.“
Zwar geraten unsere gallischen Freunde zu keinem Zeitpunkt in Bedrängnis, so dass sich auch nach dem Lesen nur schwer beantworten lässt „was war hier eigentlich los?“, jedoch wird in kaum einem anderen Band die römische Herrschaft – jedes Imperium, eigentlich – so schön durch den Kakao gezogen wie hier: Die Zirkusspiele, Sinnbild für Ausbeutung, Schaulustigkeit und Befriedigung primitivster Gelüste, werden zur Arena für Kinderspiele degradiert. Man kann sich einfach nur die ersten und letzten zehn Seiten durchlesen, ohne inhaltlich etwas zu verpassen – aber diese 20 Seiten machen richtig Freude.
Beste Szene: Ein Gladiator trickst einen anderen beim Fragenspiel aus. Hier darf niemand mit „ja“, „nein“, „schwarz“ oder „weiß“ antworten. Auf die Frage, welche Farbe der Sand habe, antwortet der Kontrahent zunächst gekonnt mit „er ist hell“ – ihm wird dann aber (genialer Schachzug!) vorgeworfen, er habe „weiß“ gesagt und er verteidigt sich heftig: „Aber nein! Nein! Ich habe nicht weiß gesagt!“ – Zack, verloren.
Platz 17: Asterix und die Normannen (Band IX, 1966)
Alles dreht sich hier um die Angst und so heißt der Stargast des Bandes folgerichtig „Grautvornix“ – obwohl ihm eigentlich vor allem graut, weshalb ihn sein Vater aus Lutetia in das gallische Dorf schickt. Dort soll ihm seine fortwährende Angst ausgetrieben werden. Inzwischen sind aber auch die Furcht einflößenden Nordmänner an der aremoricanischen Küste gestrandet, mit nur einer Mission: Sie wollen lernen, Angst zu haben – denn „Angst verleiht Flügel“; ja, richtig gehört: Die dummen Wikinger nehmen das Sprichwort wörtlich und glauben, sie könnten fliegen, wenn sie nur Angst hätten. Wohl kein Asterixband geht mit einer so bescheuerten (und so genialen!) Prämisse in’s Rennen.
Es gibt ja so einige Bände, in denen die Eigenarten anderer Nationen durch den Kakao gezogen werden. In diesem Fall jedoch ist Asterix ausnahmsweise mal nicht zu Besuch bei denen, sondern die bei ihm. Und sie sorgen für einigen Unterhaltungswert, nicht nur, weil sie als blöde Schlägertruppe dargestellt werden, sondern weil dies auch noch durch ihr Vorhaben, Angst zu lernen, so wunderbar konterkariert wird; unterstützt durch ihre Dummheit haben sie nämlich ständig Angst davor, dass ihnen Grautvornix – der ihnen Angst beibringen soll – davonfliegt. Und ketten ihn deshalb an. Oder schlagen ihn KO.
Von da an entwickelt sich nicht mehr viel, aber immerhin haben wir ein herrliches Chaos zu beobachten, sobald Asterix und Obelix im normannischen Lager aufkreuzen, um Grautvornix zu suchen. Zunächst einmal streiten sich Asterix und Obelix über das diplomatische Vorgehen gegenüber den Eindringlingen – zusammenschlagen oder erstmal reden? Als Asterix erstmal reden möchte, ist Obelix erst verdutzt, dann wütend und erklärt dann mit erhobenem Zeigefinger, dass man sie erst über den Haufen rennen müsse und ihnen alles später erkläre – alles im Beisein des normannischen Türstehers (Seite 24). Meiner Meinung nach einer der besten Obelixauftritte überhaupt. Über viele Seiten hinweg kloppen sich dann Gallier und Normannen, Gallier und Römer, Normannen und Römer, aber auch mal Gallier und Normannen im Verbund gegen Römer. Die Gallier haben zusätzlich Spaß, weil sie die Namen der Normannen witzig finden (enden alle auf –af; „er war völlig baff.“ „Ja?“ „Nein, dich hat keiner gerufen, Völligbaf.“).
Die Geschehnisse am Strand strecken sich nur leider etwas zu sehr, und mit der Angst kommt man nicht wirklich weiter. Am Ende gibt es dann aber eine lustige Auflösung, denn als Troubadix anfängt zu singen, lernen die Normannen dann doch, wie es ist, Angst zu haben.
Beste Szene: Grautvornix erwacht aus dem Koma und sieht die grimmigen Visagen seiner normannischen Geiselnehmer, die ihn umzingeln. Ihr Häuptling Maulaf schreitet mit Furcht einflößender Miene langsam auf ihn zu und befiehlt dem völlig eingeschüchterten Würstchen: „Mach uns Angst!“
Platz 16: Tour de France (Band VI, 1965)
Die Tour de France ist eine der Episoden ohne ernstzunehmende Rahmenhandlung, die ihren Reiz dadurch gewinnt, dass viel umhergereist wird und so eine Menge kleiner und bunter Geschichten entstehen – ähnlich dem Morgenland. Es handelt sich bei der Reise, auf der Asterix und Obelix lauter Spezialitäten aus allen Regionen Frankreichs mitbringen, um nichts anderes als die Einhaltung einer blödsinnigen Wette – Asterix wettet, dass er das kann, nachdem das gallische Dorf von einer nicht allzu bedrohlich wirkenden Palisade „eingemauert“ wird. „Tour de France“ ist im Übrigen auch der erste Auftritt des (noch namenlosen) Idefix.
Dieser Band ist eine Gutelaunegeschichte mit zahlreichen feinen Gags und jeder Menge sympathischer Fauxpas von Obelix. Immer wieder sehr geschmeidig zu lesen.
Beste Szene: „Gib mir eine Amphore.“ „Herb?“ „Herb.“ „Das ist herb!“
Platz 15: Asterix auf Korsika (Band XX, 1973)
Es fiel mir immer schwer, mit diesem Band warm zu werden. Die Korsen sind echt hässlich gezeichnet. Andererseits ist dieser Band Schauplatz vieler denkwürdiger Szenen: Das Wiedersehen alter gallischer Freunde beim eröffnenden Bankett, der Running Gag um den Namen des korsischen Chefs Osolemirnix („Osoledirnix?“ „Mirnix!“) und, natürlich, der korsische Käse, der durch seinen Gestank ein ganzes Schiff explodieren lässt.
In vielen Geschichten werden die Eigenarten anderer Völker auf’s Korn genommen, aber in „Asterix auf Korsika“ ist das ganz besonders gelungen. Da wäre die Sturheit gegenüber der römischen Besatzungsmacht; das Bestehen auf der mittäglichen Siesta; die mafiöse Familienliebe; die Langsamkeit bei der Arbeit (ein Druide liegt auf dem Rücken und wartet auf das Herunterfallen der Misteln – „er schneidet Misteln“); und schließlich die uralten Stammesfehden aufgrund irrsinniger Details: „…die Alten erzählen, dass der Großonkel von Osolemirnix ein Mädchen aus der Sippe von Psychotherapix geheiratet habe, in das jedoch ein angeheirateter Vetter des Großvaters von Azurix verliebt gewesen sein soll. Andere behaupten, es sei wegen einem Esel, den der Urgroßvater von Azurix dem Schwager des Busenfreundes von Osolemirnix nicht bezahlen wollte, weil er angeblich hinkte (der Esel, nicht der Schwager)…“. Die internen Zwistigkeiten der Korsen ziehen sich zwar etwas, aber alles in allem ergibt das doch einen immer wieder gerne zu lesenden Band.
Beste Szene: Der römische Streber Studicus klopft an einem korsischen Haus eine Hausdurchsuchung an. Es entspinnt sich folgender Dialog:
Waggonlix: „Du hast meine Schwester angesprochen.“
Studicus [schweißgebadet]: „Ach…ich wußte nicht…“
Waggonlix [klappt sein Klappmesser aus]: „Ich mag es nicht, daß man meine Schwester anspricht.“
Studicus: „Aber…aber Eure Schwester ist für mich uninteressant. Ich wollte nur…“
Waggonlix: „Was, sie gefällt Dir nicht, meine Schwester?“
Studicus: „Aber doch, sie gefällt mir natürlich!“
Waggonlix [rastet aus]: „Aha, meine Schwester gefällt Dir also?! Haltet mich, oder ich bring den Kerl um. Ihn und seine Schwachköpfe!“
Platz 14: Asterix bei den Belgiern (Band XXIV, 1979)
Der letzte Goscinny, auch wenn er dessen Veröffentlichung nicht mehr erleben durfte – aber was hat er uns doch noch für eine herrlich schwachsinnige Story geschenkt! Da bricht Häuptling Majestix auf nach Belgien, einzig und allein, weil Cäsar gesagt haben soll, dass die Belgier die „tapfersten aller gallischen Stämme“ seien. Und Obelix begleitet ihn, weil Miraculix gesagt hat, die Geschichte könnte am Ende böse ausgehen, „und eine Geschichte, die böse endet, ist am Ende eine Geschichte ohne Wildschein. Und ich will am Ende Wildschwein!“
Dieser Band ist im Grunde eine einzige große Schlägerei. Belgier und Gallier knöpfen sich ein römisches Lager nach dem anderen vor, um ihren Wettstreit, wer denn der tapferste sei, entscheiden zu können. Das römische Imperium wird vorgeführt, als Asterix persönlich bei Cäsar vorstellig wird, um ihn zum Schiedsrichter zu bestellen – welcher sich aber als recht dünnhäutig erweist und ständig mit roter Birne vor sich hinflucht und seinen Gegenübern nicht ganz so Zitierwürdiges an den Kopf wirft. Ein paar belgische Anspielungen fehlen natürlich nicht – Eddy Merckx, Pommes und Manneken Pis – und so erhalten wir eine rundum unterhaltsame, wenn auch recht belanglose Episode – ein Spasseken eben.
Beste Szene: Majestix setzt vor seiner Frau zu einer pathetischen Rede an, dass er trotz aller Gefahren die Ehre des Dorfes retten werde, blablabla…Sie erwidert: „Bring mir auf dem Rückweg ein paar Makrelen von Verleihnix mit, aber diesmal bitte frische!“
Platz 13: Die Trabantenstadt (Band XVII, 1971)
Das gallische Dorf ist wieder einmal gefährdet, weil es den Verlockungen der Zivilisation ausgesetzt ist. Diesmal will Cäsar um das Dorf herum eine moderne Stadt bauen – mit Thermen, Einkaufszentrum und womöglich gar einem Drive-In. Das ist als Aufhänger schon stark genug, aber alleine schon die ersten Versuche, den Bau offiziell beginnen zu lassen, sind zum Schreien. Erst kriegen es die Römer nicht hin, Bäume zu fällen, weil sie ihre Sklaven nicht im Griff haben. Die Gallier sind indes vom Lärm des Nachts irritiert – sie werden für gewöhnlich vom Hahn geweckt – und prügeln sich dann aus reiner Verwirrung einfach mal nachts. Und als die Bäume dann gefällt sind, lässt Miraculix sie eben einfach per Zaubertrank nachwachsen. Am Ende entsteht die Trabantenstadt erstmal nur, weil die Gallier Mitleid mit den Sklaven haben.
Die zahlreichen Wendungen dieser Geschichte reichen eigentlich für drei Bände. Die Auslöser der Wendungen sind dabei meist moderne gesellschaftliche Anspielungen, ohne – wie in neueren Uderzowerken – allzu dämlich anachronistisch zu sein. Ob die Verhandlung von Arbeitsbedingungen, Konsumverhalten oder Gentrifizierung; alles dabei. Und auch die Auflösung ist nur konsequent.
Beste Szene: Cäsar spricht ständig von sich in der dritten Person. Zwischen ihm und seinem Untergebenen entspinnt sich so folgender absurder Dialog: „Er ist großartig!“ „Wer?“ „Na Ihr!“ „Ach, Er!“
Platz 12: Die goldene Sichel (Band V, 1962)
Nicht vergessen: In der französischen Asterix-Reihe ist dies erst Band Nummer 2, was man nicht nur an den Zeichnungen merkt, sondern auch daran, dass hier noch etwas Grundlagenwissen vermittelt wird: Wir erfahren, dass Miraculix seine Misteln mit einer goldenen Sichel schneidet, dass es eine Druidenkonferenz im Karnutenwald gibt und dass Obelix ständig Hinkelsteine mit sich herumführt. Auch führt es Asterix und Obelix erstmals in die Großstadt, nämlich nach Lutetia (Paris). Und auch wenn dieses Paris zeichnerisch eher wie ein großes Dorf wirkt, haben wir es mit allerhand urbanen (Un)eigenheiten zu tun: Korruption, Entführung und Umweltverschmutzung scheinen hier an der Tagesordnung zu sein.
In dieser Geschichte gibt es eine Sichelschieberbande, die Talentix, den Vetter von Obelix, entführt hat, damit er für sie Sicheln herstellt. Wobei seine Arbeitsbedingungen in etwa denen von Jesse Pinkman am Ende von Breaking Bad gleichen. Die Suche nach Talentix über etwa 25 Seiten hat zwar einige Längen, aber insgesamt ist „Die goldene Sichel“ als direkter Nachfolger von „Asterix der Gallier“ ein riesiger Sprung nach vorne, und gerade diese Steigerung kann gar nicht hoch genug gelobt werden.
Beste Szene: Asterix: „…und zu Fuß sind wir genau so schnell wie die Ochsen.“ Obelix: „Eben, die Ochsen sind ja auch zu Fuß.“
Platz 11: Asterix und die Goten (Band VII, 1963)
Auch hier gilt: Das ist der siebte Band bei uns, aber erst der dritte im französischen Original. Und was für einer! Die chronologische Fortführung der goldenen Sichel – denn jetzt kommt es zum angekündigten Druidentreffen im Karnutenwald – und ihre humoristische Steigerung, denn spätestens jetzt laufen Goscinny und Uderzo zur Hochform auf und servieren uns die in späteren Bänden gewohnte Dichte an Absurditäten. Das gelingt zum einen, weil wir Deutschen in diesem Band einfach so herrlich dämlich sind, aber auch, weil die Geschichte gleich drei interessante Akte umfasst: (1) Das Treffen im Karnutenwald mit der Entführung von Miraculix, (2) die anschließende Katz- und Maus-Jagd mit all ihren Verwechslungen und schließlich (3) die „Teilung Deutschlands“, wenn man so will.
Erst werden Asterix und Obelix fälschlicherweise für Goten gehalten. Dann verkleiden sie sich als Römer, woraufhin die Römer Goten suchen, die sich als Römer verkleiden und sich fortan gegenseitig verdächtigen (Bestes Bild: „Vorwärts, Gote!“). So jagen die Römer einander, während sowohl Asterix und Obelix als auch die gesuchten Goten selbst – hiding in plain sight wie Gustavo Fring – unbehelligt über die Grenze latschen können. Ihren Druiden befreien sie mühelos, aber – wie wir aus der Geschichte gelernt haben – den Deutschen darf man nicht trauen, deshalb wird erst noch dafür gesorgt, dass sie sich gegenseitig plattmachen. Über das Deutschlandbild kann man sicherlich auch streiten, aber witzig ist es. Sehr.
Beste Szene: „Und dann Hihihi! Dann hat Asterix gesagt : Er ist….Hihihi!….Er ist entfesselt!….Hihihihi!“
So weit das Mittelfeld unseres großen Asterix-Rankings. Zu den besten 10 Plätzen.
Disclaimer: Alle Illustrationen dieses Artikels zeigen wir mit freundlicher Genehmigung von Egmont. Alle neuen Asterix-Bände im deutschsprachigen Raum erscheinen bei Egmont Ehapa Media.