Die Puppe im Grase
„Es war einmal ein König, der hatte zwölf Söhne …“
Der Anfang von Die Puppe im Grase
Es war einmal in Norwegen
Anfang des 19. Jahrhunderts sammelten die beiden Norweger Peter Christen Asbjørnsen und Jørgen Engebretsen Moe ganz im Stil der Brüder Grimm die Volksmärchen ihres Landes. Ihre Sammlung veröffentlichten sie unter dem Titel Norske Folkeeventyr (also Norwegische Volkserzählungen). Die zweite Edition landete sogar bei den Grimms und Jacob Grimm schrieb an Moe, die norwegischen Märchen seien die besten der Welt (nachzulesen unter anderem hier). Ob das vielleicht ein bisschen übertrieben ist, sei einmal dahingestellt. Auf jeden Fall lohnt es sich, einmal in diese Märchen hineinzulesen.
Und das ermöglicht der Band Die Puppe im Grase. Schon seit der Ausgabe von 1879 sind illustrierte Ausgaben dieser Volksmärchen Tradition. Da ist es kein Wunder, dass Kat Menschik, eine der besten Illustratorinnen Deutschlands, sich der norwegischen Märchen angenommen hat. In ihrer Reihe Lieblingsbücher ist 2019 Die Puppe im Grase erschienen. Darin sind zusammen mit der Titelgeschichte zwölf Märchen versammelt, zu denen Menschik zahlreichen Illustrationen geschaffen hat. Die Übersetzung der Texte aus dem Norwegischen stammt von Friedrich Bresemann.
Wo ist der Brückentroll?
Die Märchen lesen sich für ein Grimm-gewohntes Lesepublikum ein bisschen so, als ob da jemand altbekannte Geschichten genommen und alles ein bisschen durcheinander gebracht hat. Da heißt ein Bursche Aschenbrödel oder zwölf Brüder werden in Enten – und nicht etwa sechs in Schwäne – verwandelt. Trolle dürfen natürlich nicht fehlen, wenn auch leider das Märchen von den drei Ziegenböcken und dem Brückentroll in dieser Sammlung fehlt.
Dafür sind die Illustrationen absolut gelungen und immer wieder passend. Menschik konzentriert sich auf die Details, auf goldene Äpfel und Nüsse, in denen der Teufel steckt, auf Enten und Füchse. Die reduzierte Farbpalette aus weiß, rot und zwei Blautönen verleiht den Bildern einen ganz besonderen Flair. Wer wunderschön illustrierte Märchenbücher mag, ist mit Die Puppe im Grase. Norwegische Märchen besonders gut bedient.
Disclaimer: Wir haben ein Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten.
Peter Christen Asbjørnsen, Jørgen Moe, Kat Menschik: „Die Puppe im Grase“. Berlin (Galiani) 2019, 80 Seiten, 18,- Euro