Die Wissenschaft schlägt zurück
Kinofilme im Faktencheck von Andreas Müller

Eine Rezension zu einem Buch voller Rezensionen. Das hatte ich so auch noch nicht. Aber genau das ist Die Wissenschaft schlägt zurück – Kinofilme im Faktencheck von Andreas Müller. Der promovierte Astrophysiker hat sich die Topper des Science-Fiction-Films zur Brust genommen und sie dabei nicht nur auf ihren Wissenschaftsgehalt überprüft. Zudem gibt der Film-Fan handelsübliche Bewertungen ab, im Sinne des zum Einschlafen langweilig- oder des Augenpipi-Faktors. Einige Bewertungsfaktoren zieht der Autor jedenfalls für alle besprochenen Filme gleichermaßen heran. So benennt er den Unterhaltungswert sowie den Auweia– und den Science-Faktor. Und weil jeder der insgesamt 24 besprochenen Streifen einen solchen Infokasten hat, soll das Sachbuch nun auch einen bekommen.
Die Wissenschaft schlägt zurück im Faktencheck
Titel:
Die Wissenschaft schlägt zurück – Kinofilme im Faktencheck
Erscheinungsjahr:
2019
Autor:
Andreas Müller, promovierter Astrophysiker und Chefredakteur der Zeitschrift Sterne und Weltraum.
Gecheckte Filme/TV-Serien:
24/24. Raumschiff Enterprise · Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffs Orion · 2001: Odyssee im Weltraum · Gravity · Star Wars Episode IV – Eine neue Hoffnung · Aliens – Die Rückkehr · Interstellar · Krieg der Welten · Der Marsianer · Total Recall · Star Wars Episode V – Das Imperium schlägt zurück · Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert · Star Trek: Der erste Kontakt · Avatar – Aufbruch nach Pandora · E.T. – Der Außerirdische · Spider-Man 3 · Cowboys & Aliens · Contact · Arrival · Independence Day · Deep Impact · Armageddon – Das jüngste Gericht · Asteroid · The Core – Der innere Kern.
Unterhaltungswert:
5/5. Sehr ironische, teils flapsige Schreibe. Mit anderen Worten lesen sich die rund 280 Seiten fast wie von selbst. Da macht es auch nichts, wenn die ein oder andere Film-Zusammenfassung vielleicht etwas zu ausführlich ist. Verstehe ich, damit rette ich mich auch oft: Hauptsache, erst mal den Gegenstand der Bewertung lang und möglichst kurzweilig beschreiben. Dann fällt vielleicht nicht so auf, sollte die Bewertung selbst mal etwas dünn ausfallen.
Andererseits hat so eine weitreichende inhaltliche Wiedergabe der Inhalte auch ihre Vorteile. So weiß ich jetzt zum Beispiel, was in dem ein oder anderen Film passiert ist, nachdem ich eingeschlafen bin (Independence Day, E.T.). Oder worum es in Filmen geht, die ich trotz x-facher Wiederholung im Free-TV noch nie gesehen habe (Armageddon, Deep Impact). Einen Warnhinweis, dass Andreas Müller viel spoilert, gibt es jedenfalls gleich zu Beginn. Selbst schuld, wenn man dann auch Inhaltsangaben zu Filmen liest, die man noch nicht gesehen hat, aber durchaus noch gerne sehen würde (Arrival).
Auweia-Faktor:
1/5. Direkt zu Beginn gibt es ein falsches Yoda-Zitat: »Vergessen du musst, was früher du gelernt.« Das lässt vermuten, dass weitere Fehler möglich sein könnten. Allerdings mangelt es der Rezensentin an Expertise für weitere derartige bahnbrechende Aufdeckungen. Ihr war noch nicht mal das falsche Zitat selbst aufgefallen. Einem Amazon-Rezensenten hingegen schon.
Science-Faktor:
5/5. Volle Punktzahl, denn das Hirn der in Sachen (Astro)-Physik unterbelichteten Rezensentin ist mal wieder schwer ins Schwitzen geraten. Bekannt ist diese Auszeichnung spätestens seit meiner Besprechung der Trisolaris-Trilogie von Liu Cixin. Die übrigens für das Verstehen so mancher Physik-Erkläreinheit in Die Wissenschaft schlägt zurück sehr wohl geholfen hat. Astronomische Einheit? Gravitationswellen? Auch Science-Fiction-Literatur kann ja so bilden!
Größte Aufreger:
Der Autor weint viel und immer dann vor Glück, wenn ein Science-Fiction-Film das mit der Science ernst nimmt: Gravity, Interstellar, Der Marsianer, Contact, Star Trek – TNG. Gott, was hat der Mann viel Pipi in den Augen! Merke: Wenn man mit ihm ins Kino geht, immer ein Packung Taschentücher bereithalten. Könnte sein, dass mal wieder ein Shuttle lautlos an der ISS andockt.
Hier sei allerdings auch die Verballhornung attraktiver Hollywoodstars genannt, zum Beispiel Schorsch Kluni. Nehme ich da einen kleinen Minderwertigkeitskomplex wahr oder reden wir hier nur von Neid ob Clooneys sehenswerter Erscheinung?
Der größte Aufreger ist aber wohl das falsche Yoda-Zitat, siehe Auweia-Faktor. »Vergessen musst du das, was früher du gelernt«, lautet es wohl korrekt. Sonst müssen wahre Jedifans wieder direkt weinen, aber das nicht vor Glück.
Besonderes:
Die Aufteilung der Textarten funktioniert ausgesprochen gut. Soll heißen: Die blau unterlegten Informationstexte stören nicht den Lesefluss des Haupttextes, da der vor so einem Kasten immer mindestens zu einem Absatz-Ende führt. Dafür hätte der Haupttext, vor allem bei den Zusammenfassungen, ein paar mehr Absätze vertragen können. Einfach so für das Auge. Das sich übrigens auch über weniger glänzendes Papier gefreut hätte. Denn so hübsch die Sachbuch-Papierqualität auch sein mag: Immer wieder strahlt dir die Leselampe ins Auge, obwohl sie hinter dir montiert ist.
Auszeichnungen:
Soweit ich weiß, noch keine. Deshalb hier jetzt vom Fischpott der noch nie zuvor verliehene Fisch-Award für das beste Kinofilm-Faktencheck-Buch, das wir je rezensieren durften.
Fischpott-Disclaimer: Wir haben ein Rezensionsexemplar von Komplett Media erhalten.