E-Mission
Vorweg ein Spoiler: Es ist wirklich schwierig, den Klimawandel aufzuhalten. Ich muss es wissen, so oft wie ich gescheitert bin. Und das macht E-Mission zu einem der beängstigendsten Brettspiele überhaupt.
Denn beim Spielen fällt sofort auf: E-Mission von Matteo Menapace und Pandemic-Erfinder Matt Leacock ist hervorragend recherchiert. Umweltfaktoren, Technologien, gesellschaftliche und politische Effekte, alles vereint in einer komplexen aber spielbaren Weltsimulation – die in Richtung Klimakatastrophe unterwegs ist. Denn die müssen wir hier kooperativ abwenden.
Bis zu vier Spielende übernehmen je eine Weltmacht. Zur Wahl stehen: Die USA, China, Europa und der globale Süden. Das gemeinsame Spielziel ist es, die Erderwärmung aufzuhalten. Dazu müssen wir unsere CO2-Emissionen auf Null senken. Jede Runde generieren unsere Energieversorgung, aber auch andere Faktoren wie Verkehr, Landwirtschaft und Müll, CO2. All das sehen wir beim Spiel vor uns auf dem individuellen Tableau. In jeder Runde haben wir aber auch die Möglichkeit, diese Emissionen durch das Ausspielen von Karten zu reduzieren.
Energie sonst Notstand!
Dabei müssen wir natürlich auch im Blick haben, dass unsere Populationen Energie brauchen – bei einem Mangel sammeln wir Notstandsmarker. Zuviel davon reduzieren unsere Karten und führen im Extremfall zur Niederlage. Apropos Niederlage: In jeder Runde drohen Krisen wie Pandemien, Orkane, Smog oder soziale Unruhen. Auch sie wirken sich negativ auf unser Tableau aus, kosten Karten oder bringen Notstandsmarker. Zum Glück gibt es aber auch globale Projekte.
Von denen ziehen wir am Anfang jeder Runde zwei und einigen uns auf eines. Das kann eine Initiative gegen Steuerflucht sein, aber auch internationaler Katastrophenschutz. Um die globalen Projekte dann auch im Spiel zu aktivieren brauchen wir meistens auch noch Karten. Und die – das hat die Erfahrung gelehrt – hat man in der Regel zu wenig. Dabei gibt es 133 unterschiedliche Karten. Manche sind Umwelttechnologien wie CO2-Luftfilter, andere politischer Natur wie Umwelt-Bürgerinitiativen. Und jede Karte ist mit einem QR-Code versehen, der zu einer Website führt, auf der die Hintergründe jedes Projektes erklärt werden.
Karten, Karten, Karten …
Denn die Projekte auf den Karten können wir auch auf unserem Tableau ins Spiel bringen. Es sind immer bis zu fünf Projekte pro Weltmacht aktiv, die unterschiedlichste Folgen haben können. „Saubere Stromerzeugung“ gibt uns klimaneutrale Energie – kostet aber Karten. „Langstreckenübertragung“ leitet Energie an Mitspielende. „Umwelt-Bürgerinitiativen“ erhöhen die Stabilität in den Bereichen Gesellschaft, Natur oder Infrastruktur. Bei der Vielfalt an Karten ist es alles andere als einfach, die besten für die aktuelle Situation zu finden.
Aber zum Glück ist E-Mission ein Teamspiel. In jeder Runde beraten wir als Weltmächte gemeinsam, was das beste Vorgehen ist. Mit passenden globalen Projekten können auch Karten weitergegeben oder andere Ressourcen getauscht werden. Manche Krisen können wir so im Vorfeld neutralisieren oder abschwächen. E-Mission lebt davon, dass Lösungen gemeinsam gefunden werden und alle den Überblick behalten. Deswegen empfiehlt sich das gemeinsame Spielen vor Ort. Auch wenn es E-Mission online in der Board Game Arena gibt.
E-Mission: Emissionsfrei
Zugegeben, all das klingt nicht wie ein Spielvergnügen: Ein schwieriges Spiel mit ernstem Hintergrund, zudem noch glücksabhängig aufgrund der zufälligen Karten. Aber E-Mission ist eben keine deprimierende Simulation sondern eine Herausforderung. „Gemeinsam schaffen wir das!“ ist der Slogan, der sich durch das spielerische Narrativ zieht. Dazu kommt die Ausstattung: Design und Gestaltung sind ansprechend und außerdem ist alles wirklich klimaneutral produziert – was ich mir für Catan – Energien auch gewünscht hätte. Das schlägt sich auch auf den Preis nieder, der von Verlagsseite mit 77,99 Euro angegeben wird – auch wenn zahlreiche Anbieter E-Mission derzeit sehr viel günstiger anbieten.
Alter: 10+
1-4 Spielende
120 Minuten Spieldauer
Preis: aktuell um 45 Euro
Fischpott-Disclaimer: Wir haben ein Rezensionsexemplar von Schmidt Spiele erhalten.