Eine Billion Dollar
Vom Pizzalieferanten zum reichsten Mann aller Zeiten
Giacomo Fontanelli ist seit über 500 Jahren tot. Aber er hatte eine Vision: Im fernen Jahr 1995 soll sein jüngster lebender männlicher Nachfahre sein Vermögen erben. Das ist mit den Zinseszinsen auf die unglaubliche Summe von einer Billion Dollar angewachsen. Der New Yorker Pizzabote John Fontanelli erbt alles und wird damit zum reichsten Mann aller Zeiten. Eine Bedingung gibt es nicht, nur die Prophezeiung des alten Fontanelli: Der Erbe wird mit dem Geld der Menschheit ihre verlorene Zukunft wiedergeben.
1 Million Dollar²
Thriller, Kinofilme, Fernsehmehrteiler: Romane wie Eine Billion Dollar von Andreas Eschbach landen für gewöhnlich auf Leinwänden oder Bildschirmen. Der Berliner Autor und Übersetzer Thomas Melle hat ein Theaterstück daraus gemacht. Und was für eins! Das zwölfköpfige Ensemble umgibt als Chor, als Schauspielschwarm, als Hintergrundrauschen Gregor Henze als John Fontanelli. Immer wieder schlüpft jemand in die Rollen der anderen Protagonisten. Statt alle Dialoge der Vorlage in Bühnengespräche umzuwandeln rezitieren Romanfiguren den Text, der sie beschreibt oder die Antworten ihres Gegenübers. Die starken Sprachbilder von Eschbachs Beschreibungen finden so ihren Weg auf die Bühne.
1000 Milliarden Dollar
Das Wuppertaler Schauspielhaus, das dank der Kultur-Kürzungen immer mehr verwahrlost: Diese Kulisse verleiht dem Stück über einen Menschen, der im Geld förmlich ertrinkt eine besondere Qualität. Das Szenenbild auf der Ersatzbühne im Foyer beginnt als Turnhalle. Aus Bänken, Kletterwänden, Böcken und Reck werden Anwaltskanzleien, Luxusyachten, südamerikanische Favelas und das Büro des Generalsekretärs der Vereinten Nationen. Die Inszenierung von Christian von Treskow nutzt das akrobatische Talent der Schauspieler und regt die Phantasie der Zuschauer an. Anklänge an Tanztheater à la Bausch – der Generalsekretär als kollektiv Sitzgestenperformance – oder Kino à la Matrix – Bullet Time bei einer Schießerei – holen alles aus den Möglichkeiten des Theaters.
1 000 000 000 000 Dollar
Eine Billion Dollar ist ein mutiger Schritt abseits der ausgetretenen Theaterpfade, jenseits altbackener Klassiker und verkopft-verschwurbelter Neulinge. Allein die Prämisse lässt die Phantasie heißlaufen – Was könnte ich mit unglaublich viel Geld machen? Was würde ich mit unglaublich viel Geld machen? Zudem verdeutlicht das Stück nach Eschbach die einfachen Tatsachen der Finanzwelt: Scheinbar mühelose Zinsen haben auch ihre Opfer, das Geld muss immer erwirtschaftet werden. Globale Märkte erzeugen globale Krisen. Dabei stammt das Buch von 2001, die Uraufführung der Bühnenfassung war 2009 . Nun ist Eine Billion Dollar in der genialen Aufführung des großartigen Wuppertaler Ensembles in dieser Spielzeit leider nicht mehr zu sehen. Hoffentlich geht es nach der Sommerpause weiter. Kostet ja nicht die Welt.
Nachtrag
Nach der letzten Aufführung von Eine Billion Dollar am 30. Juni 2013 macht das Wuppertaler Schauspielhaus dicht. Die Spielstätte wird geschlossen, ob es jemals zu einer neuen Nutzung kommt, ist noch nicht klar. Laut der Westdeutschen Zeitung wird das desolate Gebäude die Stadt weiterhin jedes Jahr 130 000 Euro kosten.