Exorzismus 2.0
Filme mit dem Thema Exorzismus sind seit einigen Jahren wieder en vogue. Auf Wikipedia gibt es eine unvollständige Liste einiger Titel, die teilweise zwischen 2012 und 2019 erschienen sind. Exorzismus 2.0 heißt im Original The Cleansing Hour und versucht das Thema auf eine etwas andere Art anzugehen. Reverend Max (Ryan Guzman) ist der Star einer Webshow, bei der er im Live-Stream von Dämonen besessene Menschen heilt. Natürlich nicht echt, alles hier ist Fake. Hinter der Kamera orchestriert eine Crew Spezialeffekte, man setzt Props ein und alles läuft strikt nach Drehbuch. Es gibt sogar Monitore, auf denen jeder einzelne Text vorgegeben wird. Max’ Kumpel Drew (Kyle Gallner) sorgt dafür für die Technik und bedient sogar eine Dämonen-Datenbank. Jeder Dämon braucht ja bekanntermaßen seine eigenen Bannsprüche, da kann man nicht jedes Mal mit Psalm 23 um die Ecke kommen.
Alles läuft nach Plan bis…
Das geht auch alles einigermaßen gut. Exorzismus 2.0 startet direkt mit der neuesten Ausgabe von The Cleansing Hour, danach macht die Truppe Paddy und von Max legt noch ein hübsches Fangirl flach. Außerdem steht die Show kurz vor der Verifizierung durch den Webhoster (was Max schon sehr wichtig ist) und die Zuschauerzahlen steigen auch. Leider bleibt bei der neuesten Show das gebuchte Opfer dämonischer Besessenheit im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke. Hingerafft durch eine nicht näher erklärte Präsenz (die auch noch sehr cool auf allen Vieren über den Boden huschen kann). Was tun? Drew überredet seine Freundin Lane (Alix Angelis1), da diese immerhin schon im Dramaclub an der Uni mitgemacht hat. Widerwillig stimmt sie dem Plan zu.
… es nicht mehr nach Plan läuft
Jetzt beginnt auch so langsam die Action. Lane spielt ihre Rolle auch wirklich überzeugend, bis sie klar wird, dass sie echt, ja voll und so weiter besessen ist. Der Dämon in ihr macht sich zunächst über die Crew und vor allem Max lustig, wird aber relativ schnell auch handgreiflich. Spätestens als die Beleuchtung von der Decke fällt und Max gezwungen wird, sich auszuziehen und über dadurch entstandene Glassplitter zu laufen bricht beim Team richtig Panik aus. Schnell wird klar, dass der Dämon ein Spiel spielen und Max dazu bringen will, seine Sünden zu gestehen. Außerdem ruft er einige sehr coole Halluzinationen in Form von deformierten Hundedämonen bei Crewmitglied Chris (Chris Lew Kum Hoi) hervor. Die Zuschauerzahlen vom Exorzismus 2.0 steigen aufgrund dieser Dramatik natürlich beständig und knacken bald die erste Million.
Exorzismus 2.0 – jetzt wird es blutig
Ab der Hälfte dreht Exorzismus 2.0 dann auch ein wenig an der Gewaltschraube. Es gibt ein paar sehr blutige Details und an einer Stelle hat der mitschauende Fabian auch mehrfach IHHH gerufen. Allerdings scheint auch wirklich diese eine Szene die FSK auf den Plan gerufen zu haben, sodass Exorzismus 2.0 mit dem roten 18er-Logo geadelt wird. Der Rest vom Fest ist zwar teilweise auch recht blutig, aber nicht außergewöhnlich hart. The Evil Dead ist ja zum Beispiel inzwischen offiziell ab 16 freigegeben und durchaus härter (auch wenn man da die Effekte natürlich mehr als Effekte wahrnimmt und die Generation The Walking Dead da wohl eher drüber lacht).
Die Effekte sind aber auch echt gut gemacht (bis auf ein paar CGI-Nummern). Immer wieder wird auch ein Blick in Max‘ Vergangenheit geworfen, denn er war auf einer sehr katholischen Schule inklusive garstiger Oberschwester. Die hat ihre Schüler hart angepackt, vor allem wenn sie mal wieder im Unterricht einen Baphomet aufs Heft gekritzelt haben. Sowas macht man ja auch nicht.
Fazit: Exorzismus 2.0 – kann man machen
Ich fand Exorzismus 2.0 ganz unterhaltsam. Zwar kann Ryan Guzman nicht einem Anthony Hopkins (der auch schon mal Exorzist war) das Wasser reichen, aber die Cast spielt motiviert und gut auf. Auch der Dämon wird nach und nach immer bedrohlicher dargestellt, der Sound knallt im richtigen Moment ganz gut aus den Boxen und am Ende gibt es noch einen Twist. Ein paar stark moralingesäuerte Stellen gibt es leider auch und ein paar Längen ebenfalls. So richtig gestört hat mich das aber nicht. Leider gibt es neben dem deutschen DTS-Ton zum gleich gut gemischten englischen DTS-Ton keine Untertitel. Das sollte aber keinen abhalten. Exorzismus 2.0 ist ab dem 20. August 2020 auf DVD und Blu-ray erhältlich und kann sicher auch online geliehen oder gekauft werden.
Disclaimer: Fischpott hat eine Blu-ray als Rezensionsexemplar erhalten.
- Anmerkung des Chefredakteurs Fabian: Mit diesem Namen musste sie früher oder später ja eine solche Rolle spielen. Und wer Damien LeVeck heißt, muss ja auch so einen Film drehen. Rüge an Ulf, weil er den Namen des Regisseurs verschweigen wollte. So viel Potential für Wortspiele aus der Hölle. ↩
Ein Exorzismus im Live-Stream? So was Blödes, dacht ich erst. Und erinnerte mich dann daran, dass echte Exorzisten sogar übers Handy wirken (siehe die Doku „Liberami“).
Danke für den Doku-Tipp! In Exorzismus 2.0 wird ja nicht via Live-Stream exorziert, sondern die/der Besessene ist schon im „Studio“, wo dann gestreamt wird.