Fantastische Queerwesen und wie sie sich finden
Poetry slam goes queer – Die beiden Slampoeten Stef und Sven Hensel haben eine kleine, feine Sammlung queerer Texte zusammen getragen, die wieder einmal beweist, dass Poetry Slams und ihre Künstler*innen mehr zu sagen haben, als das Feuilleton eine*n glauben lässt.
Und was davon ist männlicher?
Wir alle sind auf der Suche, entweder nach Liebe oder nach Geld, Manche nach Sinn, Andere nach Unsinn. Poetry Slam hat sich lange Zeit irgendwo dazwischen aufgehalten. So schien es. Denn schon seit Anbeginn ver- und behandeln Poetry-Slammer*innen wichtige Fragen und Themen des Lebens – Angefangen bei Liebeskummer und Einsamkeit, über Diskriminierungsformen wie Rassismus, Sexismus und Ableismus, bis hin zu Auseinandersetzungen mit Sex-Arbeit, Familiendynamiken oder einfach nur diesem unbeschreiblichen Gefühl des Suchens.
In Fantastische Queerwesen und wie sie sich finden haben sich nun 36 Poet*innen in insgesamt sechs Kapiteln der Thematik des queeren Suchens und Findens angenommen.
An alle Ungeouteten
An alle, die sich noch nicht trauen
An alle, die aufgrund von Unrecht nicht dürfen
An alle, die nicht können –
Ihr seid nicht allein
Gender is over, und deine Mudda is’ schwul
Es beginnt Alles mit dem Herausfinden, geht weiter mit der Liebe, dem Sex, der Wahrnehmung und Reaktionen der Anderen und endet mit dem (Versuch des) Ankommen(s) bei sich und der Hoffnung auf das, was die Zukunft noch bringt.
So schreibt Leah Leaf im ersten Text, wie es ist, herauszufinden, dass man nicht heterosexuell ist, Henrik von Dewitz befasst sich mit der Schwierigkeit von Labels, Christian Ritter antwortet auf Herbert Grönemeyers „Männer“ und Vivien Mügge dichtet über das ‚Falschsein‘ in Bekleidungsabteilungen.
Im Verlaufe der Texte finden sich Duette, Liebesdramen, ungeschriebene Worte, Kurzgeschichten, ein Sexdategedicht, eine liebevolle Ermunterung (und Anleitung) zum Analverkehr, eine sich reimende Abhandlung mit Wutbürger*innen, Auseinandersetzungen mit sexuellem Missbrauch und sowas wie Theaterszenen.
An alle, die auf die Straße gehen und gingen
An alle, die für und mit uns kämpfen
An alle, die Unrecht nicht stehen lassen
An alle, die können
Danke, dass ihr da wart und seid
When we are waving our colours, we stand for love
Fantastische Queerwesen und wie sie sich finden ist eine abwechslungsreiche, manchmal leichte und quirlige, oft tief greifende und aufweckende Mischung aus Erfahrungen, Gedanken und Wünschen. Das Werk zeigt die Vielfältigkeit der Poetry-Szene und wie wichtig es auch heutzutage ist, Sichtbarkeit zu schaffen und füreinander zu kämpfen. Ob auf der Straße, der Bühne oder zwischen zwei Buchdeckeln.
Stef, Sven Hensel (Hrsg.): „ Fantastische Queerwesen und wie sie sich finden“. Satyr Verlag, Berlin 2019, 14 €
Disclaimer: Fischpott hat ein Rezensionsexemplar des Buches vom Verlag erhalten.