Fast Convoy
Le Convoy, Frankreich 2016
Mit Fast Convoy liegt nach langer Zeit mal wieder ein französischer Action-Film auf dem Tablett und – so viel vorweg – was Regisseur Frédéric Schoendoerffer da angerichtet hat mundet ganz gut. Französische Action hat ja im europäischen Kino einen durchaus besonderen Stellenwert, da gibt es die ganzen Komödien aus den 1970ern mit Jean-Paul Belmondo, die eher harten Gangster-Streifen mit Alain Delon und natürlich so ab den 1990ern diverse Filme mit Jean Reno. Und das ist nur eine Spitze der Eisbergkolonne.
Bei Fast Convoy dreht sich alles um einen Drogentransport. 4 Autos und 7 Männer sollen eine Strecke von Málaga (Südspanien) bis nach Paris zurücklegen. Die Leute haben diesen Job auch schon ein gutes Dutzend Mal ohne besondere Vorkommnisse erledigt und so fährt man einigermaßen entspannt los, schließlich liegen fast 2000 Kilometer und ein Grenzübergang auf dem Weg.
Ehrlich gesagt, ich glaube ja, wenn man nicht schon vorher auf dem Schirm der Ermittlungsbehörden ist (weil ein Dealer ausgepackt hat, man observiert wird oder aus sonst einem Grund), dann ist die Chance bei so einer Aktion erwischt zu werden relativ gering. Dennoch wollen unsere sieben Gangster natürlich nichts anbrennen lassen und planen sogar die Tankstops akribisch ein, getankt wird nicht an der Tanke, mindestens zwei Autos haben Benzinkanister im Kofferraum, wahrscheinlich um ab Frankreich die Überwachungskameras an den Autobahntankstellen zu umgehen.
Natürlich geht dann doch einiges schief. Fahrer Elyes hat heimlich Koks des Mahmoudi-Clans dabei, um ein kleines Zubrot zu verdienen, so dass Beifahrer Majid schon auf dem ersten Teilstück einen ziemlichen Film fährt und extrem nervös wird. So eine Ladung Koks ist halt strafrechtlich doch noch was anderes als ein ganzer Kofferraum voller Gras (ist es ??). Und so kommt es, wie es kommen muss: An der erstbesten Polizeikontrolle auf der Autobahn dreht Majid durch, ballert wie ein Wilder auf die Polizisten, Elyes wendet das Auto und flieht als Geisterfahrer unter Beschuss zur nächsten Ausfahrt. Da kracht er auch noch in das Auto der jungen Frau Nadia, die Elyes kurzerhand als Geisel nimmt. Majid kriegt von all dem allerdings nichts mehr mit, er guckt sich bereits den Autohimmel von unten an.
Die Story nimmt ab diesem Moment natürlich Fahrt auf. Der obercoole Alex in seinem obercoolen Porsche Cayenne muss Elyes abholen, Majid wird an einem Baum gelehnt zurückgelassen, das Auto (mit dem Koks drin) abgefackelt und Nadia als Geisel in den Porsche verfrachtet. So fährt der inzwischen bereits um ein Auto dezimierte Konvoi weiter Richtung Frankreich.
Der Film geht grundsätzlich einen eher unkonventionellen Weg des Storytelling. Es wird nahezu die gesamte Geschichte aus Sicht des Konvois erzählt. Die Kameras sind immer irgendwie in und um die Autos verteilt und wir lauschen sehr vielen Gesprächen. Diese drehen sich um Frauen, Granaten und der Idee, sich mit dem Drogenschmuggel selbständig zu machen. Und der Frage, ob es eine gute Idee ist, sich als Konvertit Osama zu nennen (Weiß nicht, ist es? Würde man sich hier dann Adolf nennen?). Wenn die Geschichte dann Fahrt aufnimmt kommt eine gewisse Grundparanoia hinzu, man wähnt sich verfolgt, die Geisel versucht zu fliehen und es steuert auf einen actionreichen Schluss hin, da auch noch eine Prise Verrat in der Luft liegt.
Auffällig sind die Farbfilter, in Spanien hat alles einen sehr künstlichen Edel-Sepia-Look mit viel Gelb- und Goldtönen, sieht jetzt nicht schlecht aus, ist aber auch ein wenig dubios. In Frankreich dominiert nachts dafür blau und tagsüber grau. Was diese Farben aussagen weiß ich nicht. Dafür gibt es sehr viel Trash-Talk, den ich aber auch sehr unterhaltsam fand. Wir haben die vier Teams sehr schnell mit Codenamen versehen, es fahren Team Drama, Team Cool, Team Granate und Team Schwanz. Der ganze Film hat mir sehr gut gefallen, war definitiv mal was Anderes und technisch echt sauber inszeniert und mit einer wirklich tollen Soundabmischung versehen. Geschaut habe ich auf Französisch mit deutschen Untertiteln (es gibt sogar französische Untertitel!). Die Blu-Ray ist technisch einwandfrei und kommt im Schuber mit Wendecover daher.
Fast Convoy ist ab dem 22. Juli 2016 auf DVD und Blu-Ray erhältlich, Action-Fans können definitiv mal reinschauen, wer auf französische Actionfilme steht hat den Film ja sicher eh schon auf der Agenda. Lohnt!
Uns wurde freundlicherweise ein Testmuster zur Verfügung gestellt.
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