Gefährten
Schicksalsjahre eines Schlachtrosses
“Gefährten“ handelt von der Freundschaft zwischen einem jungen Mann, Albert Narracott (Jeremy Irvine) und einem mutigen Pferd namens Joey. Ted Narracott (Peter Mullan), Alberts Vater, braucht eigentlich nur einen Ackergaul zum Pflügen seines Feldes. Er nimmt an einer Versteigerung für Pferde teil und entdeckt Joey, ein Pferd mit Temperament. Ted ahnt schon früh das es sich hierbei um ein ganz besonderes Pferd handelt. Er verschuldet sich sogar, um Joey kaufen zu können. Als er mit dem neuen Pferd nach Hause kommt wird er von seiner Ehefrau (Emily Watson) wegen des hohen Preises zusammengestaucht und anschließend angefleht, Joey wieder zurückzubringen. Doch Ted Narracott ist und bleibt stur wie ein echter Ted Narracott eben stur sein kann. Das Pferd bleibt. Albert ist sofort fasziniert von Joey und erklärt sich bereit ihn zu zähmen und trainieren. Kurz darauf beginnt der erste Weltkrieg und Ted sieht sich gezwungen Joey an einen britischen Kavallerieoffizier zu verkaufen, um über die Runden zu kommen. Joey muss an die Front. Von nun an verfolgt man seine Geschichte in der er verschiedene Freundschaften knüpft und Menschen hilft.
Was fürs Auge
“Gefährten“ erhielt sechs Oscarnominierungen für: den beste Film, das beste Szenenbild, die beste Kamera, die beste Filmmusik, die beste Tonmischung und der bester Tonschnitt. Man kann nicht leugnen, dass die Bilder dieses Films beeindruckend sind, schöne Landschaften sind vorhanden … Aber warum der Film für sechs Oscars nominiert ist, erschließt sich mir nicht ganz.
Schon nach kurzer Zeit verfällt der Film in Kitsch und Klischees, die am Ende ihren Höhepunkt erreichen und eigentlich kaum mehr zu ertragen sind. Zum Beispiel wird Joey nach einem kurzen Intermezzo auf der deutschen Seite von einem französischen Mädchen in einer Windmühle gefunden. Sie lebt mit ihrem Großvater auf einem Hof in einer verträumten Marmeladenidylle. Hier hätte Joey sicherlich ein paradiesisches Pferdeleben führen können, doch wie es der Krieg so will wurde er wieder für militärische Zwecke eingesackt.
Ein Pferd an der Front
Leider wechseln die Darsteller sehr oft, dadurch entstehen nur unklare Charakterzeichnungen. Auch verwirrt es den Zuschauer, dass die Schauplätze und Charaktere sich oft ändern. Mitten im Film ist sehr unklar in welche Richtung sich die Story überhaupt entwickelt. Dazu wartet man vergeblich auf realistische Kriegsszenen, die Darstellung des Ersten Weltkriegs ist doch recht unblutig. Wahrscheinlich wurde FSK 12 angepeilt um auch Wendyleserinnen ins Kino zu locken. Während des 126 Minuten langen Filmes ist Fremdschämen angesagt, man fragt sich wieso Steven Spielberg so ein emotional übertriebenes Machwerk produzieren konnte. Der Film erweckt den Eindruck als wolle er in jeder Szene ein emotionales Optimum erzeugen, welches im Endeffekt doch sehr gezwungen wirkt.
Fazit: Wer einer Kombination aus Black Beauty und dem Ersten Weltkrieg nicht widerstehen kann, sollte sich nicht zügeln und ins Kino traben. Allen anderen Menschen kann man diesen Film eher nicht empfehlen.
JM