Was haben Hexen und Künstler:innen gemeinsam und wie kann man Geschichte mit Hilfe von abstrakter Malerei gerecht werden? Malwine Stauss untersucht genau dies in ihrem Debüt Hexen, welches im März bei Rotopol erschienen ist.

Frauen, die nicht studieren dürfen – Frauen, die verrückt sind

Wenn man von Hexen eine klassische Geschichte oder Geschichtsschreibung erwartet, wird man recht schnell enttäuscht. Denn Malwine Stauss hat sich jeglicher linearen Erzählweise widersetzt. Stattdessen setzt sie auf eine Kombination aus mystischer Malerei und Comic, sowie Illustration, die auch ihre sonstige Arbeit auszeichnet. Auf insgesamt 96 Seiten finden sich abstrakte Bilder, Wort- und Satzspielereien, kosmische Schnecken und immer wieder ihre langzöpfigen Hexen.

Was machen die Hexen?

Für Malwine Strauss sind Hexen Frauen, die sich jenseits von Normen bewegen, Künstler:innen, die nach Freiheit streben, sich verbünden, der Natur lauschen und unabhängig leben wollen. Über ihre Arbeit an Hexen sagt die Künstlerin selber: „Zu dem Zeitpunkt, als ich angefangen habe an meinem Diplom zu arbeiten, war ich sehr frustriert von den Strukturen an der Hochschule und dem Feedback, das ich teilweise bekommen habe. Ich hatte oft das Gefühl, nicht erstgenommen zu werden – was für mich im Zusammenhang mit meiner dekorativen und intuitiven Arbeitsweise und den Themen, mit denen ich mich beschäftigt habe, stand.“

So fing sie an, sich mit Frauen in der Kunst zu beschäftigen und ließ all ihre Recherche in ihre Bilder und Texte einfließen.

Sie sind frei und selbstbestimmt und handeln nach ihren persönlichen moralischen Vorstellungen

Mit Hexen ist ein Werk entstanden, welches nicht unbedingt erzählerische Grenzen überschreitet, sondern sie einfach als unwichtig ausmacht. Es ist eine Untersuchung, ein Gefühl, ein Erahnen. Es ermöglicht ein Abtauchen in Sphären, die sich der Realität verweigern, es fesselt, es inspiriert. Hilma af Klint hätte es geliebt.

Ava Weis

Disclaimer: Fischpott hat ein Rezensionsexemplar des Buchs von Rotopol erhalten.

Malwine Stauss: „Hexen“. Kassel (Rotopol) 2021, 96 Seiten, 20,- €