Hoff the record
… oder die Frage, was David Hasselhoff eigentlich im Moment so macht.
Ein früherer Star, der sich mit ironischem Augenzwinkern selbst spielt? Ja, sowas gibt es … und nicht erst seit heute. Man denke nur an Jean-Claude Van Damme (JVCD, Van Johnson) oder Warwick Davis (Life’s too short). „You either die a superstar or live long enough to make fun of yourself”, möchte man fast sagen. Nun geht also auch David Hasselhoff den Weg der Selbstverballhornung.
Die Serie startet mit Nachrichtensprechern, die die großen Erfolge des Hoff heraufbeschwören. Fernsehstar der 80er, eigentlicher Grund für den Fall der Berliner Mauer, Guiness-Rekordhalter für die meisten Zuschauer mit Baywatch … doch dann dreht sich die Spirale gen Abgrund. Nach Baywatch kamen keine Erfolge mehr und die fünfte Scheidung zwang Big David in die Privatinsolvenz. Was bleibt dem ehemaligen Knight Rider also anderes übrig, als ein Comeback im Vereinigten Königreich zu starten? Naja, vermutlich hätte es noch einige Alternativen gegeben, aber nichtsdestotrotz landet der Hoff nun am Londoner Airport und wird von seinem Manager Max, seiner Assistentin Harriet und seinem Fahrer Terry zu den Studios der BBC gefahren, wo ein Biopic über ihn gedreht werden soll.
Wie es zu erwarten ist, geht ab hier alles schief was schief gehen kann. Nicht nur muss David für seine Rolle erst einmal vorsprechen, er versagt auch noch auf ganzer Linie. Im Verlauf der insgesamt sechs Episoden gerät die Karriere des Hoff dann immer weiter aus den Fugen. Ob bei der Model-UN einer Schule, einem Werbespot für den er bitte nicht sprechen soll oder einem Privatkonzert für einen skrupellosen Warlord, nichts will funktionieren.
Die im Mockumentary-Stil gedrehte Serie lebt dabei vor allem von ihren Figuren. Zu den bereits genannten gesellen sich mit James noch Davids Personal Trainer hinzu, der dem Hoff immer wieder (weniger) gute Ratschläge für seine Karriere erteilt und Dieter, Davids außerehelicher Sohn, der in einer schicksalshaften Nacht 1989 gezeugt wurde. Insbesondere der unbeholfene deutsche Nachwuchs ist immer wieder für einen Lacher gut. Gerade dann, wenn David versucht ihm seine väterlichen Weisheiten mitzuteilen, die genauso antiquiert sind, wie Michael Knights Lederjacke. So bekommt David für seine Ansichten („Frauen wollen gejagt werden“) mehr als einmal einen Shitstorm in den sozialen Medien ab.
Das Herzstück der Serie ist und bleibt natürlich David Hasselhoff, der sich als selbstverliebter (inklusive riesigem „Don’t Hassel the Hoff“ Tattoo auf dem Rücken), etwas in der Vergangenheit lebender, Möchtegern-Gutmensch gibt, ohne dabei unsympathisch zu wirken. Seine Überzeugung, dass er als einer der größten lebenden Stars auf dem Planeten genau der richtige sei, um die Welt zu verbessern führt immer wieder zu amüsanten Episoden. Immerhin hat er am Set von Baywatch auch den großen Konflikt um die Brustgrößen der Darstellerinnen am Verhandlungstisch lösen können, warum also nicht auch den Krieg zwischen Palästina und Israel?!
Keine Frage, man muss schon eine gewisse Affinität zur 80er & 90er-Ikone David Hasselhoff haben, um Hoff the Record wirklich genießen zu können. Wer dann noch ein Faible für britische Serien im Stil von The Office hat, der ist hier goldrichtig! Wer aber weder Knight Rider kennt noch die roten Badeanzüge von Baywatch gesehen hat, für den gibt es sicher bessere Alternativen. Bei allen Anderen lassen Anspielungen im Minutentakt auf KITT, Badenixen und Davids persönlichem Liebling, die kurzlebige (und richtig miese) Baywatch Nights-Serie das Nerdherz nostalgisch werden, während der typisch britische Humor sein Übriges tut.
Die DVD bietet neben der Serie noch entfallene Szenen, die durchaus einen Blick wert sind. Eine zweite Staffel, die die Eskapaden des einstigen Mattscheibenstars weiterverfolgt, ist bereits gedreht. Wenn diese ebenso verschroben und sympathisch wie Staffel 1 ist, bleiben wir the Hoff gerne weiter treu!
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