Immergutrocken
Campingimpressionen
Morgens um halb zehn auf dem Immergut-Zeltplatz, leicht verkatert und ohne jeglichen Aufwachwunsch vernimmt man unbekannte Stimmen aus dem Off:
„So, jetzt misch ich das ganze noch mit ein bisschen Wasser dann ist es schön rutschig. Shit! Das Spüli ist alle, was machen wir denn jetzt?“
„Hmm ich frag mal die Nachbarn, die Plastikplane haben die uns ja auch schon geliehen. Voll nett!“
3 Minuten später…
„Oh guck mal, sogar mit Zitronenduft!“
„Geilo, es kann losgehen. Wer will zuerst?“
„Ich!“
Flutsch, zeitgleich ein entzückter Ausruf: „Huuuuuuuuuuuuuuuuuuu-uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuui!“
Ein erster neugieriger Blick aus dem Zelt verrät: Die Sonne scheint und ein Rudel wildgewordener Festivalbesucher flutscht auf einer improvisierte Rutsche um die Wette. Die neue Trendsportart des Immergut 2013 ist geboren!
Es scheint, als ob die Musik nicht das wichtigste Kriterium ist, das Festival zu besuchen. Bei O-Tönen wie „Ach, der Alex war auch noch nicht auf dem Festivalgelände“ am Sonntag Morgen fragt man sich schon, ob nicht Ziel und Zweck der Veranstaltung verlorengegangen sind. Aber es ist hoffen, dass es sich bei diesen Festivalexemplaren nur um Ausnahmen handelt.
Von den Anfängen
Einen echten etwas älteren Neustrelitzer haben wir auf dem Rückweg nach Berlin getroffen. Er nahm uns netterweise ein Stückchen mit. Unser neuer Bekannter sagte, das sich das Festival in den letzten Jahren gewandelt habe, es ist gesitteter geworden. Nach 13-jährigem Bestehen seien die woodstockähnlichen Zustände der Anfangszeit vorbei und die Veranstaltung sei jetzt ja auch etablierter. Bei der Vorstellung, dass im Neustrelitzer Wald vor rund 13 Jahren noch weitaus wildere Feste gefeiert wurden, mussten wir doch ein bisschen schmunzeln. Was nun Fakt oder Fiktion ist mag dahingestellt sein.
Musik Musik
Viele noch nicht bekannte Bands spielen auf dem Immergut, manchmal entdeckt man so neue ungeschliffene Diamanten oder legt einfach zwischendurch ohne schlechtes Gewissen Ess- und Trinkpausen ein, wenn die Musik gerade mal nicht so spannend ist. Auf dem Immergut 2013 gab auch ein paar musikalische Highlights, wie zum Beispiel The Vaccines und The Notwist. Wenn man das Immergut besucht sollte man auf jeden Fall indielastige Musik mögen. Wie einst Thees Uhlman schrieb, beim Immergut handle es sich um die „deutsche Indiehölle“.
Drumherum
Bei schönem Wetter gibt es nicht nur einen, nicht zwei sondern sieben Badeseen in der Nähe des Immerguts, bei denen sich ein Besuch durchaus lohnt. Netterweise stellt das Immergut einen Shuttleservice zur Verfügung zum Weißensee. Überhaupt geht es auf dem Immergut sehr freundlich und tolerant zu. Unter dem Motto „Jedem Ort sein Wesen“ fühlt man sich direkt wohl und willkommen. Auch da die Besucherzahl jedes Jahr auf 5000 limitiert ist, gibt es wenig Gedränge und man muss auch keine halbe Stunde vom Zeltplatz zum Festivalgelände laufen. Also wer die großen Festivals zu riesig und stressig findet sollte doch mal beim Immergut vorbeischauen und ne Runde chillen.