Jahresrückblick 2015: Lars
Sequels zu Remakes von Reboots
2015: wohl nicht das beste Jahr für den Freund der Popkultur. Wahrscheinlich liegt es auch an mir, aber im Grunde war es, auch in den letzten Jahren, vor allem „the more it stays the same, the less it changes“ (Spinal Tap).
Comic
Das Comicjahr 2015 ist leider überschattet von dem Anschlag auf Charlie Hebdo. Innerhalb von Stunden solidarisierten sich in ganz Europa Menschen mit neuen Facebook-Bildern und Politiker ließen sich auf gesicherten Nebenstraßen ablichten. Als dann aber doch mal über die Medien Beispiele von dem verbreitet wurden, was Charlie Hebdo eigentlich so publiziert, wurde bei vielen wieder das Geschrei groß, dass Satire doch nicht alles dürfe. Kunstfreiheit ist wohl für viele nur dann zu schützen, wenn sie möglichst nicht genutzt wird (ohne jetzt ein eigenes Urteil fällen zu wollen, aber Satire DARF eben NICHT nur das, was man selber als anständig und geschmackvoll empfindet, sondern MUSS auch DÜRFEN, was man selbst scheiße findet).
Ansonsten wärmen am US-Comicmarkt DC und Marvel ihre alten Kamellen wieder auf: Secret Wars, Millers Dark Knight III (das dann doch nicht von Miller ist, aber irgendwie schon), versuchte Rücknahme des New52-Reboots sowie All-not-so-New Marvel. Lichtblick sind lediglich Silver Surfer von Slott und Allred und der leider sofort wieder eingestampfte DCYou-Testballon. Schade.
Aus Frankreich kommt mit dem Papyrus des Cäsar wieder ein guter Asterix und Schreiber & Leser verwöhnen den deutschen Markt mit einer leider wieder sehr teuren aber anscheinend lohnenden Neuauflage von Corto Maltese.
Alles in allem nicht das ereignisreichste Comicjahr für mich (ja, es erschienen noch andere Sachen, aber wir haben doch keine Zeit, herrje!)
Film
Schlimmer als dem Comic ging es dem Mainstream-Blockbuster-Film in diesem Jahr. Hollywood hat den Versuch, neue Ideen umzusetzen, offenbar endgültig aufgegeben und wir hören nicht auf mit Freude alles zu feiern, was wir eh schon kennen: Mad Max, Terminator, Jurassic Park… äh… World, James Bond 24, Fast and the Furious 7, zwei neue Marvelfilme, Fantastic Four Reboot, Poltergeist Remake, Human Centipede 3 (weil zwei einfach noch nicht genug waren), Ted 2 (wo der erste schon zu viel war), Mission Impossible 5, Solo für O.N.K.E.L. Remake, Hitman Reboot, Transporter 4, Creed a.k.a Rocky 6,5, mal wieder Frankenstein, mal wieder Star Wars (bitte lass es diesmal gut sein), Remake von Gefährliche Brandung (!!!) und die wichtige Verfilmung der Geschichte, wie Melville auf See einen Wal sieht und die Idee für einen Roman hat, der dann wohl als nächstes wieder neu verfilmt werden dürfte.
2016 erwartet uns übrigens unter anderem : Independence Day 2, Teenage Mutant Ninja Turtles Remake Teil 2, Ghostbusters Remake, Star Trek Remake Teil 3, X-Men Prequel Teil 3, Angry Birds, zwei neue Marvelfilme und Zack Snyder dreht zum siebten mal den gleichen scheiß Film nur diesmal mit Batman und Superman.
TV
Auch da findet sich rückblickend nicht viel wirklich Neues: zwei gute Marvel-Serien (besser als die letzten Filme, vor allem lässt Daredevil das Desaster von 2003 vergessen), ein ziemlich gutes Breaking Bad-Prequel, die sehr originelle Adaption von Fargo (ok, war 2014, hab ich da aber noch nicht gesehen), eine ziemlich unterhaltsame Batman-Serie ohne Batman und eine ziemlich lahmarschige Flash-Serie (über Supergirl kann ich noch nichts sagen). Ob die Welt auf die zweite TV-Adaption von Allein mit Onkel Buck gewartet hat, weiß ich nicht. Stefan Raab verlässt das Fernsehen mit 10 Jahren Verspätung (aber immerhin) und Jan Böhmermann versucht sehr unterhaltsam, dem Medium wenigstens noch ein bisschen Relevanz abzuringen.
Bücher
2015 war ein Jahr, in dem ich mit einer Ausnahme nicht eine einzige Neuerscheinung gelesen habe. Den Rest des Jahres habe der Aufarbeitung einiger persönlicher Lücken im Kanon der Literaturgeschichte gewidmet (die Titel verschweige ich wohlwollend, um mir keine Blöße zu geben…).
Musik
Das erste Refused-Album seit 16 Jahren!!! Bei weitem nicht so gut wie The Shape of Punk to Come, aber trotzdem eine Wucht in Tüten. Und die Antilopengang versöhnt mich mit deutschem Hip Hop. Wirklich hängen bleibt vielleicht die absurde Xavier Naidoo-Blamage der ARD. Zwar ist es erfreulich, dass es doch noch eine signifikante Mehrheit in Deutschland gibt, die keine endlose Toleranz für wirre rechte Verschwörungstheorien hat, allerdings beweist die deutsche Prominenz erneut, dass sie den Unterschied zwischen Kritik an (SEHR problematischen) politischen Äußerungen und terroristischer Hetze nicht versteht. Was über die Musik des Mannheimers gesagt werden sollte, wurde hier übrigens schon ausreichend getan: http://www.zeit.de/kultur/musik/2015-12/xavier-naidoo-juergen-todenhoefer-nie-mehr-krieg
Allen schöne Feiertage und die Hoffnung, dass 2016 besser wird!