Jahresrückblick 2019: Britta
Im vergangenen Jahr habe ich mir den ansonsten obligatorischen Jahresrückblick geschenkt. Beziehungsweise eine Katzenratgeber-Rezi zu einem solchen umfunktioniert. Denn 2018 war mein Year oft the Cat. Zwar stand auch 2019 bei mir ganz im Zeichen der Katze. Aber don’t worry, hier folgt jetzt ein echter Jahresrückblick 2019 – und zwar wie üblich in Sachen gelesen. Weil ich ansonsten nur eine andere unserer Kategorien bedient habe: Immerhin habe ich einmal was für den Fischpott gesehen. Hatte ich aber schon glatt wieder vergessen. War auch nicht so toll.
Ich bin nicht ganz sicher, aber ich sollte in den vergangenen zwölf Monaten insgesamt siebzehn Bücher gelesen haben. Das erscheint mir auf den ersten Blick als nicht allzu viel. Allerdings waren die meisten dieser Bücher echt fette Teile. Das übersichtlichste dürfte der neueste Jack Reacher gewesen sein. Das Gros war jedenfalls umfangreicher als 600 Seiten.
Gelesen und rezensiert
Rezensiert habe ich aber nur sechs davon. Dabei stand Science-Fiction klar im Vordergrund, vor allem seine chinesische Spielart. Cixin Liu war sogar gleich zweimal vertreten. Zum einen war da sein Kurzgeschichtenband Die wandernde Erde. Ich kichere heute noch manchmal über seine raumfahrenden Saurier und die Ameisen, die irgendwann keinen Bock mehr haben, die Feinmotorik für die trägen Riesen zu übernehmen. Auch kommen mir immer wieder Bilder aus Jenseits der Zeit in den Sinn. Im Nachhinein denke ich, dass mir dieser letzte Band der Trisolaris-Trilogie wahrscheinlich von allen Bänden am besten gefallen hat.
Außerdem gab es 2019 auch noch zwei Sachbücher, über die ich geschrieben habe. Besonders an Die Wissenschaft schlägt zurück von Andreas Müller hatte ich meine helle Freude. War ja auch schon wieder Science-Fiction. Meta-Science-Fiction sozusagen. Sehr vergnüglich.
Später im Jahr kam dann noch Das Flüstern von Andreas Brandhorst hinzu. Im gewissen Sinn stellvertretend für gleich mehrere Brandhörster, die ich über den Sommer gelesen hatte. Auch aktuell lese ich schon wieder eins von ihm: Das Netz der Sterne. Wenngleich man beim Flüstern darüber streiten könnte, ob wir es hier mit Science-Fiction zu tun haben.
Bei Das Netz der Sterne bleiben diesbezüglich keine Wünsche offen. Neuartige Methode, inner- und intergalaktische Distanzen zu überwinden. Außerirdische. Wenn auch nicht gleich Galaxien, aber zumindest Regionen der Milchstraße, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Ich weiß noch nicht, worauf es hinauslaufen wird, aber der Cocktail mundet. Und bestätigt auch ein bisschen meine Theorie, dass der Autor eine Welt schafft, die sich über sein Werk zieht. Zumindest hat auch hier die Hauptfigur – ähnlich wie die von Das Flüstern – innere Augen und Ohren. Hier heißen sie nur anders: Esprit.
Gelesen und die Meinung bislang für mich behalten
Nun will ich hier nicht auf alle anderen Bücher eingehen, die ich mir im vergangenen Jahr zu Gemüte geführt habe. Belassen wir es bei den folgenden drei Werken.
Die Tyrannei des Schmetterlings von Frank Schätzing

Auch unter jenen Büchern, die ich nicht rezensiert habe, gehörte das ein oder andere in den Bereich der Science-Fiction. Mit einem habe ich mich allerdings einigermaßen schwergetan: Die Tyrannei des Schmetterlings von Frank Schätzing. Das hatte den Weg auf meinen Nachttisch gefunden, weil der Klappentext von der Entstehung einer Maschinenintelligenz sprach. Zu diesem Thema hatte ich nicht allzu lang zuvor erst eins gelesen: Das Erwachen. Was soll ich sagen, das war einer von diesen Brandhörstern. Das Erwachen jedenfalls hatte mir sehr gut gefallen.
Überraschenderweise handelt Der Schmetterling allerdings zudem auch von parallelen Welten. Wir reden hier also von einer Maschinenintelligenz, die sich mit einer Welt nicht zufriedengibt. An sich kann ich mit Mehr Welten bekanntlich viel anfangen. Auch mit mehr oder weniger Intelligenten, die sich mit einer Welt nicht zufriedengeben. Aber im Kontext der Maschinenintelligenz störte mich die Vermengung. Zudem ist Schätzing ja nun nicht gerade einer, der allzu schnell auf den Punkt kommt. Komplexe Gedankenwelten in beeindruckend langen Sätzen kann man lieben. Oder man wünschte sich, dass das Ganze mal ein bisschen vorankommt.
64 von Hideo Yokoyama

Ein anderes Werk, dem ich zwischenzeitlich immer wieder gerne mal in den Hintern getreten hätte, damit es vorankommt, war 64 von Hideo Yokoyama. Das hatte ich mir letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt, weil es mich schon wochenlang im Buchladen angelächelt hatte. Tatsächlich fand ich es auch außerordentlich interessant, zeichnet es nämlich ein ausgesprochen lehrreiches Bild von Aspekten der japanischen Kultur. Doch so interessant das auch sein mag, der Autor braucht ewig lange, um in der eigentlichen Geschichte, einer Kriminalstory, auf den Punkt zu kommen.
Die meiste Zeit schlägt sich die Hauptfigur, ein zur Pressearbeit seiner Behörde degradierter Kriminalbeamter, mit höchst anstrengenden Pressevertretern herum. Die haben aus Gründen, die wahrscheinlich nur Japaner verstehen und die Journalisten anderer Nationalität Tränen in die Augen schießen lassen, tatsächlich Macht. Allerdings stehen sie mit dieser den Ermittlungen, an denen die Hauptfigur allzu gerne aktiv teilhaben würde, zunehmend im Weg. Und sorgen somit dafür, dass die Handlung, die immerhin über 750 Seiten in Anspruch nimmt, nicht wirklich vom Fleck kommt.
Blue Moon von Lee Child

Kein Jahr ohne einen neuen Jack Reacher. Wenn das so weitergeht, muss ich anbauen. Oder auf E-Books umsteigen. Nee, dann doch besser anbauen. Wie auch immer. Mein Jahresrückblick braucht auf jeden Fall auch die Erwähnung von Blue Moon.
Jack Reacher sitzt mal wieder in einem Überlandbus und landet in irgendeiner durchschnittlichen Stadt, irgendwo in Amerika. Aufgeteilt haben sich diese Stadt zwei Gangs: Der Westen gehört Ukrainern, der Osten Albanern. Die bieten so ziemlich alles an, was das organisierte Verbrechen so hergibt. Zwischendrin ein älteres Ehepaar, deren Tochter an Krebs erkrankt und dank ihres Chefs, der einfach nicht die Beiträge überwiesen hat, nicht krankenversichert ist. Nachdem die Eltern alles verkauft haben, was sie verkaufen konnten, haben sie sich bei den Albanern verschuldet, um die nötigen Untersuchungen und Behandlungen bezahlen zu können. Reacher steht ihnen zur Seite und stellt damit beide Gangs vor großes Rätselraten: Wer ist der Typ, der ständig dazwischenfunkt und die Schergen beider Seiten reihenweise niedermäht?
Blue Moon von Lee Child lebt hauptsächlich von den wirren Theorien der beiden Gangs in Sachen Reacher und ihren irren Versuchen, sich gegenseitig auszutricksen, um so die Alleinherrschaft über die gesamte Stadt zu übernehmen. Das ist durchaus vergnüglich. Vergnüglich auf die Reachersche Art ist natürlich auch, dass und wie zu guter Letzt keiner mehr überlebt.
Gespannt auf alles, was 2020 uns so bringen mag – zu lesen, anzuschauen oder zu spielen –, gehe ich nun in den Weihnachts-Winterschlaf und wünsche allen einen guten Rutsch!