Jazzkantine – Old’S’Cool
Die Jazz-Kantine hat wieder geöffnet!
Nach dem letzten Album Ohne Stecker haben die Herren rund um Christian Eitner nun ein neues Werk vorgelegt: Old’S’Cool.
Auf dem Tonträger spielen die Jungs gekonnt mit musikalischer Nostalgie und musikalischen Zitaten.
Ein Gastbeitrag von Ranthild Salzer.
Da das erste Album – Jazzkantine – bereits im Jahr 1994 erschien kann die Formation bestehend aus den Rappern Cappuccino und Tachi, Vokalistin Nora Becker, Trompeter Christian Winninghoff und Saxophonist Heiner Schmitz, Gitarrist Tom Bennecke und Bassist Christian Eitner, Drummer Andy Lindner, Keyboarder Stephan Grawe sowie DJ Air-Knee auf eine lange und erfolgreiche Bandgeschichte und zahlreiche Platten zurückblicken. Eines hat die Herren immer schon ausgezeichnet: ihr Stil und ihr Sound ist nach allen Seiten hin offen, das Wort Grenze existiert für sie nicht. Sie bespielen kleine Clubs, Theaterbühnen und große Hallen; HipHop-Festivals und Jazz-Feste. Die Jazzkantine arbeitete schon mit so unterschiedlichen Künstlern wie Smudo, Laith Al Deen, Nils Landgren oder Pee Wee Ellis zusammen.
Im aktuellen Album geht es um ihre künstlerischen Vorbilder. Man begibt sich auf Spurensuche in die eigene musikalische Kindheit, denn: „Imitation is the sincerest form of flattery“ – dachte sich einst schon Oscar Wilde – und die Jazzkantine hat dieses Zitat beherzigt.
Das ganze Album ist durchtränkt mit Nostalgie-Feeling: vom Coverbild eines alten Autoradios über den Schriftzug – übrigens gestaltet von Rapper Tachi persönlich – bis hin zu den Coverfotos, auf denen die Jungs in klassischen schwarz-weißen Adidas-Jacken inklusive passender Sneaker und ‚Angry Boys‘-Pose zu sehen sind.
Aber keine Angst, peinlich berührt muss sich jetzt keiner fühlen, dazu macht es einfach viel zu viel Spaß, dieses Album anzuhören!
Hier wird The Sugarhill Gang’s Rapper’s Delight zu Baba’s Delight (Tachi macht das super smooth), dort Curtis-Mayfield’s Pusherman zu Pusher Girl (Nora Beckers Stimme ist großartig) uminterpretiert.
Die Arrangements für Saxophon, Trompete und Keyboards verleihen dem Album seine jazzigsten Stellen, denn Winninghoff, Schmitz und Grawe verstecken sich nie hinter den Rappern sondern mischen kräftig in der ersten Reihe mit. Besonders schön zu hören bei der Nummer Planet Rock.
Mit den Nummern The Message, Don’t Believe the Hype und I shot the Sheriff zollt die Jazzkantine ihren ganz persönlichen Jugendhelden wie Grandmaster Flash & The Furious Five, Public Enemy und Bob Marley mehr als grandios Tribut.
Deutschsprachiger Hip Hop hat in den letzten drei Dekaden so manche Höhen und Tiefen durchlaufen, wie alle anderen Facetten der Popmusik vor und nach ihm wurde auch er irgendwann glatt gebügelt und durch-kommerzialisiert, was nie wirklich hilfreich ist.
Auf ihrem neuen Album erinnert die Jazzkantine fast schon melancholisch an die Zeit als HipHop – gestützt von seinen Wurzeln Jazz, Blues und Funk – problemlos von der süßen Seite des Lebens und den dunklen Abgründen desselben erzählen wollte und konnte ohne glatt geschliffen zu sein oder unnötigen Fokus auf das eigene Rapper-Ego zu legen.
Old’S’Cool klingt erdig, leidenschaftlich, cool; manchmal auch jugendlich naiv – und das ist einfach fantastisch!
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