Kann denn Liebe Syntax sein? – von Philipp Scharrenberg
Ein Gastbeitrag von N. Balnis.
Korrekte Poesie verspricht uns Scharrenberg, direkt auf dem Cover. Das klingt jetzt erst einmal nach der perfekten Bettlektüre für Gymnasial-Deutschlehrer. Aber wer sich Kabarettmeister und Poetry-Slam-Champion nennen darf, hat sicher mehr auf Lager als halberotische Oden an die deutsche Grammatik.1
Und das ist auch so: Scharrenberg beschäftigt sich in diesem Band auch mit lauten Nachbarn, Rolltreppen, Heinz Erhardts Made und der ewigen Frage, ob die Katze auf ihren Pfoten oder ihrem Marmeladenbrot landet – ein thematischer Rundumschlag also. Insgesamt enthält der Band Gedichte, Songtexte und Spoken-Word-Texte aus 13 Jahren. Einige der Texte sind zusätzlich mit einem QR-Code versehen, der zur passenden Audio-Datei führt. So können diese Gedichte nicht nur gelesen, sondern auch gehört werden. Viele ganzseitige Illustrationen von Cora Otté ergänzen die Sammlung. Diese sehr hübschen Bilder verlocken geradezu zum Ausmalen und gefallen mir persönlich am besten an dem ganzen Buch.
Scharrenberg selber schreibt im Vorwort „Form beugt Inhalt“ und dass er so denkt, merkt man seinen Texten an. Die Pointe, das Wortspiel scheinen immer im Vordergrund zu stehen, scheinen ein bisschen wichtiger zu sein als die eigentliche Aussage. Alles in allem bleiben die Gedichte dadurch etwas flach. In einem wirklich guten Gedicht beugt die Form den Inhalt nicht, sondern sie trägt ihn. Aber auch an der Form selber hapert es manchmal: das eine oder andere Gedicht liest sich etwas holperig und würde auf einer Bühne besser wirken – aber dafür wurden diese Texte ja auch geschrieben. Hier sind die Audio-Versionen ein echter Gewinn. Scharrenbergs heisere Märchenonkel-Stimme erinnert zwar eher an nette Filme aus dem Kinderfernsehen als an scharfzüngiges Kabarett Wochenend-Philosophen, bringt aber auch richtig Leben in die Texte. Wer also noch ein Geschenk für einen Poetry-Slam-Fan sucht, wäre mit einer von Scharrenbergs CDs (oder mit Karten für einen Auftritt) noch besser beraten.
Aber wer gern Ringelnatz, Morgenstern, oder Erhardt liest, findet ziemlich sicher Vergnügen an Kann denn Liebe Syntax sein?. Insgesamt schreibt Philipp Scharrenberg sehr unterhaltsam und nicht zu anstrengend – ein gutes Geschenk also für Leute, die man mag, aber nicht so richtig gut kennt.
Philipp Scharrenberg: „Kann denn Liebe Syntax sein?“. Satyr Verlag, Berlin 2019, 14 €
Disclaimer: Fischpott hat ein Rezensionsexemplar des Buches vom Verlag erhalten.
- Der Band enthält allerdings ein halberotisches Gedicht über eine Muse, das Dramasutra. Immerhin! ↩
Kommentare
Kann denn Liebe Syntax sein? – von Philipp Scharrenberg — Keine Kommentare
HTML tags allowed in your comment: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>