M.A.Y.A. – Überleben ist alles
Ein Nerd mit Bierbauch landet in einer simulierten Fantasy-Welt: In M.A.Y.A. – Überleben ist alles stellt sich die Frage, ob Eskapismus töten kann …
Hundert Millionen Volt, ihr Arschkekse!
Kai
Kai ist ein richtiger Langweiler. Verheiratet, Vater, einträglicher Job, aber alles ist öde. Sein Leben ist so eintönig, dass er sich selbst dabei zusieht, wie er langsam in den Alkoholismus rutscht. Da meldet sich Lex. Lex ist ein alter Freund von Kai, der mittlerweile an der Entwicklung von Computerspielen arbeitet.
Bock auf M.A.Y.A.?
Lex fragt an, ob Kai gerne M.A.Y.A. auszuprobieren würde. M.A.Y.A. ist die Abkürzung für den Mental Acitvity Yield Apparatus, eine neue, vollkommen immersive digitale Unterhaltung. Obwohl er etwas skeptisch ist, sagt Kai zu – und findet sich nur wenig später in der simulierten Fantasywelt Grimora wieder.
Womit er außerdem nicht gerechnet hatte: Kai ist in Lebensgefahr. Es gibt keinen Weg zurück in die Realität, keine Speicherpunkte und sein Tod in dieser digitalen Welt würde auch den Tod im wirklichen Leben bedeuten. Vielleicht hat er noch irgendwie eine Chance, wenn er sich einfach durchkämpfen kann … nur sind sein Körper und seine Skills identisch mit denen in der echten Welt. Als Noob ohne Magie, ohne Kampffähigkeiten dafür aber mit Bierbauch und Nerdwissen muss Kai gegen blutgierige Schweinemenschen, fiese Powergamer, dämonische Zombiegnome und ausgestoßene Elfen bestehen.
Der Bürohengst und die Bluthexe
Zum Glück trifft Kai recht schnell auf Faye. Die Bluthexe hat alles, was Kai nicht hat: Zauberkräfte, Kampfskills und gutes Aussehen. Nur wundert sich Kai, warum diese hochstufige Zauberwirkerin ausgerechnet ihm, dem Loser, hilft. Überhaupt hat er manchmal den Eindruck, dass mit Faye und ganz Grimora etwas ganz und gar nicht stimmt … aber diese Informationen wären fette Spoiler. Und das wäre schade.
Denn das Buch ist ein richtiger Pageturner! In seinem Erstlingswerk tischt Nerd-Wikiist Thilo Nemitz mächtig auf. M.A.Y.A. – Überleben ist alles ist geradezu klassisch aufgebaut – Heldenreise trifft Fantasy-Klischees mit Achtziger-Jahre-Referenzen – bricht aber auch immer mal wieder Konventionen und überrascht dann doch. Dazu kommen wirklich spannende Actionszenen und eine vertraut wirkende, aber eben nicht ganz normale Fantasy-Welt. Und auch, wenn sich manche Teile wie eine Power-Fantasy für Dudes in der Midlifecrisis lesen, macht das alles sehr viel Spaß. Obendrein stellt das Buch die philosophische Frage, die auch schon aus Total Recall1 mehr als einen Action-Kracher gemacht hat: Was wäre, wenn deine wildesten Träume wahr werden? Am Ende kommt als Kirsche auf dem Sahnehäubchen dann noch der gute alte Kniff aus den Achtzigern, der in der letzten Szene die Auflösung der ganzen Geschichte wieder in Frage stellt und augenzwinkernd ein Sequel ermöglicht.
ScheinbarAnscheinend gut lesbar
Natürlich ist nicht alles Zwergengold was glänzt bei diesem Werk. Beim Lesen habe ich des Öfteren eine Braue gehoben, wenn Thilo dort „scheinbar“ verwendet hat, wo „anscheinend“ richtig gewesen wäre. Und gerade in den Dialogszenen wirken die NPCs etwas blass, aber das sind Kleinigkeiten. M.A.Y.A. – Überleben ist alles ist einem Ü-40-Fantasy-Nerd mit sehr viel Herzblut aus der Feder geflossen und trifft deswegen sehr genau den Geschmack von Ü-40-Fantasy-Nerds wie mir. Eine klare Empfehlung für diese Zielgruppe. Ich selbst bin jetzt neugierig auf die Folgebände.
Thilo Nemitz: „M.A.Y.A. – Überleben ist alles“. 516 Seiten, Bonn (Eigenverlag) 2021
Fischpott-Disclaimer: Wir haben vom Autor ein Rezensionsexemplar des Buches erhalten.
- Der gute von 1990 ↩