Mein Weg nach Catan von Klaus Teuber
Die Siedler von Catan, der Inbegriff des German Board Game feiert 2020 sein 25-jähriges Jubiläum. Zeit für den Spieleautor Klaus Teuber, einen Blick auf sein Lebenswerk zu werfen.
Denn Mein Weg nach Catan ist gewissermaßen eine Doppelbiographie. Zum einen geht es um das Leben von Teuber, zum anderen um das Entstehen der Marke Catan. Denn das Spiel des Jahres 1995 hat sich zur weltweiten Marke entwickelt. Außer den in der Brettspielbranche üblichen Erweiterungen gibt es Varianten für das Spiel zu zweit, historische Szenarien, digitale Versionen, Merchandise und so weiter.
Die Würfel fallen … immer wieder
Biographisches erzählt Teuber in einem klaren, direkten Stil, der sehr Persönliches ausklammert. Er schildert eine recht typische deutsche Nachkriegsbiographie – Geburtsjahr 1952 – die sich allerdings auf ein Ziel hinbewegt. Wie der Titel Mein Weg nach Catan bereits verrät, schreibt Teuber so, als ob sich sein Leben zielstrebig zur Karriere als Spieleautor und Vater von Catan hinbewegt hätte. Natürlich weiß er auch, dass Lebenswege immer wieder von Zufällen bestimmt werden. Damit die Erzählung aber stimmig auf ein Ziel hinarbeiten kann, schiebt er diese Zufälle in seinem Buch einem Berufswunschgeist in die Schuhe. Der trägt ein weißes Laken mit Löchern für die Augen über dem Kopf, erscheint ihm alle paar Jahre im Traum und prüft, ob Teuber schon Spieleautor ist. Mit diesem charmanten Kniff kann Teuber stringent eine geradlinige Geschichte erzählen, die natürlich auch ein Weg voller nicht genommener Abzweigungen ist.
Ein Beispiel gefällig? Ohne den Filmklassiker Conan der Barbar hätte es Catan nicht gegeben. Denn Teuber hat einen Verriss des Films gelesen, in dem am Ende empfohlen wurde, stattdessen gute Fantasy zu lesen wie beispielsweise Die Schule der Rätselmeister von Patricia McKillip. Die Lektüre inspirierte Teuber zu seinem ersten Spiel Rätselmeister, das als Barbarossa und die Rätselmeister1 Spiel des Jahres 1988 wurde. Damit begann sein Weg zum Spieleautor, der letztendlich auch zu Die Siedler von Catan führte.
Freude am Spielen
Jeden dieser Zufälle erzählt Teuber auf seine etwas spröde Art, die aber trotzdem die Begeisterung für das Hobby Brettspiele wiederspiegelt. Dabei kommen in einigen Passagen auch alte Freunde und Weggefährten zu Wort. Gerade wer die deutsche Brettspielszene etwas kennt, hört unter Umständen beim Lesen vielleicht sogar deren Stimmen. Angesichts der jüngsten Diskussionen um Diversität in der Spieleszene2 merkt man allerdings auch, dass diese Szene in den letzten 40 Jahren nicht besonders divers war. So richtig aus dem Nähkastchen plaudert Teuber in Mein Weg nach Catan dann leider auch nicht. Beef, Tratsch und schmutzige Wäsche der Spieleszene finden sich nicht in dieser Autobiographie wieder.
Und wer sich erhofft, dass Mein Weg nach Catan eine Anleitung zum erfolgreichen Brettspieldesign ist, muss die eigenen Erwartungen an das Buch dämpfen. Natürlich zeigt Teuber seinen Weg recht detailliert auf, macht aber auch immer wieder klar, dass letztendlich der Berufswunschgeist – also der Zufall – günstig auf seinen Lebensweg eingewirkt hat. Nicht zu vergessen, dass sich die Spieleszene in den letzten Jahrzehnten stark geändert hat. Nahezu täglich wird ein Brettspielprojekt bei Kickstarter gelauchnt, mehr als 1000 Neuerscheinungen im Jahr stehen etwa 100 pro Jahr in den Siebziger Jahren gegenüber. Aber auch dieser Blick in die frühen Jahre die Brettspielindustrie ist informativ und unterhaltsam.
Mein Weg nach Catan – Dein Weg nach Catan?
Wer Brettspiele liebt, kommt an Catan nicht vorbei. Allein schon deswegen lohnt sich die Lektüre von Mein Weg nach Catan. Mit dieser Autobiographie verfolgt das Lesepublikum den Lebensweg eines Mannes, der seine Leidenschaft zu seinem Lebensinhalt gemacht hat.
„Mein Weg nach Catan“. Langenmüller/Kosmos, Stuttgart, 20 €
Fischpott-Disclaimer: Wir haben ein Rezensionsexemplar des Buches erhalten.