Meine lesbische Erfahrung mit Einsamkeit
Kabi Nagata ist unglücklich, ohne zu wissen, woran es liegt. Mit ihren 28 Jahren steckt sie sowohl in den Vorstellungen der japanischen Gesellschaft, als auch generell in ihrem Leben fest. Bis sie irgendwann merkt, dass sie lesbisch ist.
Ich habe noch nie jemanden geküsst
Der Weg dorthin ist allerdings alles Andere als einfach und gleicht eher einer sehr langen Talfahrt, die Kabi erst einmal überleben muss.
Nach dem Abschluss der Oberschule fängt sie an zu studieren, bricht aber nach einem halben Jahr ab. Sie kämpft mit Depressionen, zu denen sich eine Essstörung gesellt und sucht verzweifelt nach einem Ort, an dem sie dazu gehören kann. Um nicht als Versagerin zu gelten, fängt sie an als Kassiererin zu arbeiten. Sie stürzt sich regelrecht in ihren neuen Job, doch ihr merkwürdiges Verhalten kostet sie zuerst das Vetrauen ihrer Kolleg*innen und bald darauf ihre Stelle.
Ruhen sie sich am Besten mal eine Weile aus
Ihre Familie bekommt von Kabis Schwierigkeiten wenig mit, verschließt sogar vor ihren psychischen Problemen die Augen. So hat sie niemanden, dem sie sich anvertrauen könnte. Sie reißt sich zusammen, schafft es immer wieder aus dem Loch, um aber jedes Mal auf weiteres Unverständnis zu stoßen. Ohne Festanstellung scheint ihr Leben nichts wert zu sein.
Zwar erkennen die Personaler bei allen Vorstellungsgesprächen, dass sie leidenschaftlich gerne Mangas zeichnen will, doch Kabis Eltern unterstützen sie nicht. Trotz aller Widerstände schafft sie es irgendwann dennoch ihren ersten Manga zu veröffentlichen, der mentale Aufschwung bleibt aber aus.
Ich will einfach nur in den Arm genommen werden
Auf ihrer Suche nach dem Ursprung ihrer Probleme liest sie sich durch verschiedene Bücher über psychische Krankheiten und frühkindliche Erziehung, geht zum Psychiater und nimmt Medikamente. Sie merkt, dass sie auf dem richtigen Weg ist, doch die Lösung scheint in weiter Ferne zu liegen. Bis sie eines Tages bemerkt, dass sie einfach nicht auf Männer steht. Sie beschließt, eine Prostituierte aufzusuchen. Was nach dem Ende der Geschichte klingt, ist noch nicht mal die Mitte. Kabi hadert mit sich und ihrer Entscheidung, denn sie will niemanden enttäuschen.
Bist du zum ersten Mal mit einer Frau zusammen?
Kabi Nagatas Meine lesbische Erfahrung mit Einsamkeit, erschienen bei Carlsen, ist mehr als nur ein Manga, mehr sogar als eine Coming-Out-Geschichte. Themen wie Depressionen, Selbstverletzung und Einsamkeit werden selten so ehrlich und selbstkritisch behandelt, wie hier. Kabi Nagata zeigt mit schonungsloser Offenheit ihre Verletzlichkeit, ihre Trauer und ihre Einsamkeit. Ihre Erkenntnis, dass sie lesbisch ist, ist hier keine alles auflösende Befreiung, sondern erst der Anfang ihrer Reise.
Meine lesbische Erfahrung mit Einsamkeit wurde zu recht von Kritiker*innen gefeiert und mit dem Harvey Award als bester Manga 2018 ausgezeichnet. Mittlerweile gibt es bereits die zwei Nachfolgewerke My Solo Exchange Diary und My Solo Exchange Diary Vol.2.
Disclaimer: Wir haben ein Rezensionsexemplar des Mangas vom Carlsen Verlag erhalten.