Metalmorphosen – ein metallisches Buch von Jörg Scheller
Kritiken zu härteren Platten gibt es hier durchaus das eine oder andere Mal. Ein Buch, das sich mit den – ich zitiere – „unwahrscheinlichen Wandlungen des Heavy Metal“ auseinandersetzt hingegen (noch) nicht. Genauso ein Buch will Metalmorphosen von Jörg Scheller sein. Ich gebe zu, ich habe so diverse Sachbücher zum Thema Heavy Metal in meiner Sammlung. Die meisten widmen sich dabei eher härteren Tönen und dienen eher der Unterhaltung. Als direkte Konkurrenz zu Metalmorphosen würde mir da auch nur Verteufelter Heavy Metal von Reto Wehrli einfallen, das auch eher wissenschaftlich an das Thema Heavy Metal herangeht.
Metal. Pommes. Gabel.
In Metalmorphosen wird der Heavy Metal mit seinen ganzen Unterspielarten nach und nach erkundet. Autor Jörg Scheller ist im richtigen Leben Professor für Kunstgeschichte an der Züricher Hochschule der Künste und Metal-Fan. Sein Buch ist so aufgebaut, dass es auch der den harten Klängen nicht so zugeneigte Hörer lesen kann. Selbst in einem Nobelhotel blickt keiner mehr von seinem Sojalatte auf, wenn Mille Petrozza von Kreator höchstpersönlich in voller Metalmontur durch die Lobby schlurft. Das war in den 70er und 80er Jahren noch anders. Heavy Metal ist inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Werbespots verwenden härtere Musik und er wird auch ohne sich-lustig-machen in Filmen oder Büchern zitiert. Der Präsident von Indonesien, Joko Widodo, ist ausgemachter Heavy Metal Fan, sogar Fenriz von Darkthrone wurde – gegen seinen Willen – in den Stadtrat gewählt. Was früher undenkbar war, ist heute schon ziemlich normal.
Metalmorphosen, Minderheiten und Politik
Neben Interviews zu verschiedenen Aspekten des Heavy Metal kommen auch Themen wie Politik und Religion sowie Diskriminierung aufgrund Geschlecht oder Hautfarbe in Metalmorphosen zum Tragen. Konsens hier ist allgemein, dass es eine Diskriminierung im Heavy Metal unter Fans so gut wie gar nicht gibt (von einigen Idioten, vor allem im Black Metal, mal abgesehen). Katon W. De Pena (Afroamerikaner und Sänger von Hirax) erzählte, dass ihn einmal ein Türsteher vor idiotischen Fußballfans gerettet hatte. Der Türsteher hatte ihn am Tag vorher auf einem Rose Tattoo Konzert gesehen und wiedererkannt. Sabina Classen von Holy Moses fiel auf, dass in den USA Fußball eher eine Frauensache ist und hatte auch in Deutschland nie Probleme als weiblicher Metalhead. Religion ist im Metal ein eher kritisch betrachtetes Thema, auch wenn Black Sabbath nie satanistisch oder okkult waren. Auch eher obskure Dinge, wie ein Heavy Metal Knitting (ja, STRICKEN) in Finnland wird erwähnt.
Fazit zu Metalmorphosen
Jörg Scheller ist mit Metalmorphosen ein unterhaltsames und dennoch eher nüchternes Fachbuch zum Thema Heavy Metal gelungen. Durch interessante Interviews, musiktheorethische Analyse einiger Songs sowie ein breites Spektrum an Themen rund um den Heavy Metal ist Metalmorphosen sehr abwechslungsreich. Mir ist dann aber auch gleich noch ein dummer Fehler aufgefallen. Das Debut-Album der britischen Band Venom heißt natürlich nicht Black Metal, sondern Welcome To Hell. Ich hab das Album damals mit 16 oder 17 in einem Plattenladen in Herford gekauft und erinnere mich noch sehr gut an die Mofafahrt zurück. Welcome To Hell habe ich mir dann später natürlich auch noch zugelegt. Ich hoffe einfach mal, dass es im Buch keine weiteren Fehler gibt und ich sie nicht einfach nur übersehen habe. Wer was zum Lesen im Urlaub oder statt Wacken sucht, liegt hier durchaus richtig.
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