Meteor Man
Rezension von Ralf Sandfuchs
Heutzutage sind Filme über Superhelden Kassenmagneten, die trotz Millionenbudgets immer noch gewaltige Gewinne einspielen. Im Jahr 1993 waren sie jedoch eher eine filmische Randerscheinung, und neben den großen Namen wie Batman versuchte ein kleiner Held in einer großen Welt zu bestehen: Meteor Man.
Ein Superheld mit Höhenangst
Jefferson Reed (Robert Townsend) ist ein Schullehrer in Washington, der im Grunde genommen keiner Fliege etwas zuleide tun kann und jedem Streit aus dem Wege geht. Als er jedoch eines Abends versucht, eine junge Frau vor den Golden Lords zu retten, einer Straßengang, die sein Viertel terrorisiert, muss er sich in einen Müllcontainer retten, um keine Prügel zu kassieren.
Als er wieder herausklettert, wird er von einem grünlich glühenden Meteor getroffen, der ihn schwer verletzt. Wie durch ein Wunder überlebt er jedoch, und als man nach einigen Tagen seine Wunden prüfen will, ist er vollständig genesen. Und nicht nur das, er kann auch durch einfache Berührung eines Buches dessen ganzen Inhalt aufnehmen (wenn auch nur für 30 Sekunden) und stellt fest, dass er fliegen kann … was für ihn nicht besonders angenehm ist, da er unter großer Höhenangst leidet, wodurch ihm ständig übel wird.
Trotzdem kämpft er als Meteor Man im Tiefflug für die Gerechtigkeit und legt sich auch immer wieder mit den Golden Lords an, wenn er auch spürt, dass seine Kräfte schwinden. Im alles entscheidenden Moment muss er sogar ganz ohne seine besonderen Fähigkeiten auskommen und sich seinen Erzfeinden einfach nur als Jefferson Reed zu einem letzten Kampf stellen.
Ein Film mit Schwächen
Robert Townsend schuf 1987 den Film Hollywood Shuffle, eine Komödie über die Rolle afro-amerikanischer Schauspieler in Hollywood, der bei einem minimalen Budget mehr als 5 Millionen US-Dollar einspielte. In diesem Film war er gleichermaßen als Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller tätig.
Aufgrund dieses unerwarteten Erfolgs bekam er die Chance, ein weiteres Projekt mit ungleich höherem Budget zu drehen, und so entstand mit Meteor Man der erste Film um einen schwarzen Superhelden. Doch der zurückhaltende Held fiel an den Kinokassen ziemlich gnadenlos durch und spielte nur ein Vierteil seiner Produktionskosten wieder ein.
Leider muss man zugeben, dass dies durchaus nachvollziehbar ist, denn Meteor Man ist stellenweise (vor allem von seinem naiven und klamaukigen Humor her) sehr stark auf Kinder zugeschnitten, die dann jedoch einige der andere Handlungsstränge nicht unbedingt nachvollziehen können. Warum dieser Film eine FSK-Freigabe ab 16 erhalten hat, fragt man sich durchgehend, denn dies scheint durch nichts zu rechtfertigen, außer vielleicht durch die Szene, in der sich der Meteor in Jefferson Reeds Brust bohrt.
Des Weiteren fragt man sich immer wieder, wo das angebliche Budget von 30 Millionen investiert wurde, denn die meisten Szenen spielen einfach in den Straßen des Viertels, in dem Jefferson Reed lebt, und die recht wenigen Auftritte von Meteor Man sind zwar für die damalige Zeit überzeugend inszeniert, können aber diesen Preis auch nicht wirklich rechtfertigen.
Letztendlich erleben wir einen Film mit einer Botschaft von Frieden und Zusammenarbeit, der jedoch in den 27 Jahren seit seiner Entstehung nicht besonders gut gealtert ist und gegen Ende mit ein, zwei Plottwists zu viel aufwartet, um wirklich begeistern zu können.
Eine Edition ohne Liebe
Die vorliegende Blu-ray kann zwar von Bild und Ton her überzeugen, bietet jedoch außer einem amerikanischen Trailer keine weiteren Extras, was in den heutigen Zeiten, wo zu fast jedem Film noch Interviews, ein Making-Of oder wenigstens ein paar Bilder hinter den Kulissen aufgetrieben werden, doch recht enttäuschend ist. Dies ist vor allem zu bedauern, weil viele der Beteiligten (darunter auch Robert Townsend selbst) noch leben und auch weiterhin im Filmgeschäft aktiv sind. Ich zumindest hätte gerne gehört, was die Intention des Hauptdarstellers, Drehbuchautors und Regisseurs in Personalunion war und wie er sein Werk heute bewertet.
Vermutlich hätte Meteor Man ohne den Erfolg von Black Panther beziehungsweise von Superheldenfilmen überhaupt den Weg aus den Archiven des Studios nicht gefunden, doch leider kann man ihn in der vorliegenden Form nur den Leuten ans Herz legen, denen ein Film an sich schon ausreicht.
Um den ersten schwarzen Superhelden Hollywoods jedoch wirklich genießen zu können, muss man auf jeden Fall bereit sein, darüber hinweg zu sehen, dass er mit vielen anderen Superhelden dieser Zeit und auch der Zukunft nicht mithalten kann und sich einer klareren Einordnung seiner eigentlichen Zielsetzung immer wieder durch seltsame Kapriolen in Drehbuch und Inszenierung entzieht.
Meteor Man ist am 29. September 2020 als DVD und Blu-ray erschienen.
Disclaimer: Wir haben ein Rezensionsexemplar der Blu-ray von der Firma justbridge entertainment erhalten.