Movie Park Germany
Bedeckt, nicht wirklich warm und dazu noch ein Brückentag, an dem nicht jeder frei hat: Dann wird im Freizeitpark in Bottrop-Kirchhellen nicht allzu viel los sein – das war die Argumentation, die unsere kleine Familie am Tag nach dem Tag der Arbeit in den Movie Park geführt hat. Tatsächlich war der Park nicht sonderlich voll und im Gros von Menschen aus den Niederlanden dominiert (wo ein Feiertag vermutet werden darf). Ich würde aus früheren Freizeitparkerfahrungen schätzen, dass etwa ein Viertel bis ein Drittel der „normalen“ Besuchermenge eines sonnigen Tages vor Ort war.
Diese Einleitung ist vor allem wichtig, damit die folgenden Aussagen zu Wartezeiten richtig eingeschätzt werden können.
Wir waren zu dritt unterwegs, Eltern mit unserem sechsjährigen, aber für sein Alter sehr großen Sohn Lorenz. Das sorgte dafür, dass wir die meisten Attraktionen, die unser eigener Magen zuließ, problemlos nutzen konnten.
Der Eintritt beläuft sich auf 35 Euro für alle ab 12 Jahre, ab 4 Jahren kostet er 29 Euro. Mit diversen Organisationszugehörigkeiten (Ikea Family, AOK, ADAC) lassen sich ein paar Euro sparen, wenn man die Karten online kauft ebenfalls. Hier gibt es auch diverse Möglichkeiten, das Essen günstiger zu bekommen. Lobend erwähnt soll sein, dass man sich für den Nachfolgetag des Besuchs kostenlosen Eintritt sichern kann.
Hoch und runter und im Kreis
Was Fahrgeschäfte angeht, kann man sich im Movie Park Germany nicht beschweren. Von der Babybahn über Karussells und Achterbahnen für Einsteiger und Fortgeschrittene bis hin zu Attraktionen für Lebensmüde wie die freihängende Achterbahn mit Loopings und Pirouetten oder dem fast 60 Meter hohen Free Fall ist alles dabei. Die letzte Kategorie haben wir gemieden, dankbar dafür, dass wir mit unserem Sohn eine passende Ausrede hatten.
Besonders gut gefallen haben uns die Bahnen Backyardigans Mission to Mars (eine klassische, moderate Achterbahn) und Ghost Chaser (ebenfalls eine Achterbahn, aber mit rasanten Wendungen in der Höhe). Lorenz‘ Highlight war neben diesen beiden Bahnen das Ice Age Adventure, eine Puppen-Bootsfahrt, die jedoch bei den Eltern wegen schlechter Akkustik und sehr rudimentärer Animatronic eher durchfiel.
Einige der Fahrten sind nicht für Leute über 1,95 geeignet – zumindest nicht, wenn sie nicht sehr biegsam und schlank sind. So musste ich aus dem Avatar Air Glider (Liegekarusell), dem Slap-O-Sphere (Kettenkarusell in luftiger Höhe) und dem Side-Kick (Pendel mit drehender Plattform) wieder aussteigen, weil die Sitze zu klein waren oder ich den die Bügel nicht weit genug für die automatische Sicherheitsüberprüfung schließen konnte. Das ist aber zugegebenermaßen bei zwei Meter und fast drei Zentnern vermutlich eher ein Einzelschicksal. Lange Beine muss man allerdings bei den meisten Fahrtgeschäften knoten können, um reinzupassen.
Im soliden Mittelfeld der Fahrgeschäfte finden sich Riesenrad, Kettenkarussell, Autoscooter und diverse Karussells. Alles, wobei man nass wurde, haben wir bei 10 Grad und Wind gemieden. Das oberste Ende des Adrenalinkurve war bei uns die Holzachterbahn, die jedoch zu ruckelig für Lorenz war und zu einer angebissenen Zunge führte. Die Empfehlung geht hier darum zu älteren Kindern.
Sehr gut war an allen Attraktionen, wo das nötig war, die Möglichkeit geregelt, Rucksäcke und Taschen während der Fahrt zwischenzulagern.
Der Speedy Pass
Bereits bei der ersten Attraktion zeigte sich das bekannte Freizeitparkproblem: Schlange stehen. Nachdem wir 15 Minuten auf die erste Fahrt gewartet haben (und das an einer der Nebenattraktionen) haben wir uns umgesehen. Fazit: Trotz trübem Tag und halbleerem Park würden wir bei den Dingen, die uns interessieren im Schnitt 25 Minuten warten für eine maximal fünfminütige Fahrt. Das machte 2 Fahrten pro Stunde, also maximal 16 Fahrten während der achtstündigen Öffnungszeit. Und eine Gesamtwartezeit von fast sieben der acht Stunden. Die Lösung des Problems? Geld! Für 25 Euro pro Person kann man den Speedy Pass Gold erstehen, der einem bei fast allen Attraktionen Zutritt über den VIP-Bereich ermöglicht. Das sorgte dafür, dass die Wartezeit auf maximal 5 Minuten pro Attraktion sank. Hasserfüllte Blicke der Besucher, die gerade die „Ab hier 45 Minuten Wartezeit“-Marke passierten inklusive. Der Goldpass gilt nur für einen Tag, am kostenlosen Nachfolgetag heißt es dann also wieder anstehen oder noch mal berappen.Es gibt den Pass auch in kleineren Ausgaben. Für 5 Euro kommt man bei vier Fahrten im Kinderland schneller an die Reihe und in Silber für 15 Euro kann man an bestimmten Fahrgeschäften für 14 Fahrten den Speedy-Pass-Eingang benutzen.
Shows und Figuren
Die Parade über die Straßen des Parks war eine hübsche, wenn auch sehr überschaubare Sache. Insgesamt liefen für einen Themenpark zu wenige Figuren herum, die mit den kleinen Gästen interagierten und das auch nur sporadisch. Hier fehlte ein bisschen die Liebe zum Thema und zum Detail und vor allem der Wille, die Wartezeiten durch Unterhaltung zu verkürzen. Die Leute im Kostüm haben ihre Sache jedoch sehr gut gemacht, ebenso wie die an den Fahrgeschäften. Alle waren sehr nett und die Sicherheit wurde stets vorbildblich überprüft.
An Shows haben wir aus Zeitgründen trotz Speedy Pass nur die Stunt Show gesehen, die sehr unterhaltsam und beeindruckend gestaltet ist. Die Van-Helsing-Show hätten wir schaffen können, sie erschien uns aber zu aufregend für unseren Sohn. Das Gleiche gilt für das Ice Age 4D-Adventure.
Time Riders war zwar streng genommen ein Fahrgeschäft, hatte mit Vorraum und geheimer Höhle mit Videoeinblendungen, durch die man sich bewegt, aber eher etwas von einer Show. Das ganze mündet in einen Fahrsimulator, in dem sich die Kabine passend zum gezeigten Film bewegt. Leider war die Illusion alles andere als perfekt, denn die Kabine hat sich leider gebärdet wie ein wütender Stier, so dass trotz Anschnallgurt Nackenschmerzen vorprogrammiert sind und Immersion nicht erreicht wurde.
Geld regiert den Movie Park
Insgesamt hatte der Movie Park bis hierher seine Highlights und einige Dinge, die man kein zweites Mal machen muss, aber keine wirklichen Flops. Was aber wirklich, gerade mit adrenalinaufgeputschten Kindern auf die Nerven fällt, sind all die Dinge, die eben nicht im Eintrittsgeld inbegriffen sind. Natürlich hat man unzählige Merchandise- und Süßigkeitenläden und zahlreiche Fresstempel mit gesalzenen Preise. Wir wollen hoffen, dass nicht alle so miserabel sind wie Yellow Cab Burger, wo wir einkehrten. Kindermenü, Burgermenü und eine Pommes für schlappe 20 Euro, trotz nicht sonderlich vollem Laden 25 Minuten Wartezeit und richtig, richtig schlechtes Essen. Über die anderen Gastronomien kann ich kein Urteil fällen, aber hier ist es offensichtlich, dass an der Qualität und am Service massiv gespart wird, um den Gewinn zu maximieren. In anderen Freizeitparks gibt man sich bei ähnlichen Preisen zumindest Mühe, dem Kunden ein nettes Ambiente zu präsentieren und den Fast-Food-Branchenstandard beim Essen zu halten. Ganz klares Pfui an dieser Stelle.
Im als Westernkulisse gestalteten Teil des Parks stößt man dann auf Kirmesbuden mit Pfeil- und Dosenwürfen und ähnlichen Dingen, die natürlich allesamt separat richtig Geld kosten. Verführungsgeschickt wird mit Stofftieren gelockt und gut ausgebildete „Fischer“ versuchen die Gäste dazu zu bewegen, noch ordentlich Geld im Park zu lassen. Klar, muss man nicht drauf reinfallen. Bedarf aber dann mit Kindern ähnlich starker Nerven wie der Süßigkeitenbereich an der Supermarktkasse.
Fazit
Lorenz fand es: „Alles total super, vor allem diese eine Bahn, wo man oben so rumfährt.“ Aber Lorenz musste auch die Zeche nicht zahlen und dank Speedy Pass selten in einer Schlange warten. Für uns gilt: Es war schon ein sehr schöner Tag, aber mit dem sauren Nachgeschmack eines unverhältnismäßig großen Lochs im Familienfreizeitbudget. Wer wirklich etwas vom Movie Park haben will, sollte zum Eintrittsgeld gleich den Speedy Pass dazurechnen und sich ausreichend Proviant mitbringen. Eine Ansprache an die Kinder, dass man bei den Kirmesbuden kein Geld lassen möchte, kann ebenfalls helfen, die Nerven zu schonen.
Disclaimer: Fischpott hat zwei Pressekarten von der Movie Park Germany GmbH erhalten.