Nazi Invasion
Wir schreiben das Jahr 1940. Nachdem die Nazis die Schlacht über England gewonnen haben droht den Tommies eine Invasion durch Hitlers Truppen. Historisch inkorrekt? Völlig egal! Im Puppenspaß der schottischen Regiebrüder Edward und Rory McHenry ist die Historie nur Mittel zum Zweck um einen Film im Stile von Matt Stones und Trey Parkers Team America zu inszenieren.
Panzer mit Hakenkreuzen
Alles scheint ruhig auf dem Land. Chris, ein etwas einfältiger Farmersjunge der sich durch seine übergroßen Hände auszeichnet, geht wie auch der Rest der Bewohnerschaft seiner Arbeit nach. Keiner ahnt, dass in der Zwischenzeit ein abgrundtief böses Trio die Invasion Englands plant. Himmler, Göbbels und Göring haben nämlich einen tödlichen Plan gefasst: Ein Tunnel unter dem Ärmelkanal bis nach London soll endgültig den Untergang des Königreichs besiegeln. In der Hauptstadt hält sich bis dato noch Premierminister Churchill mit Hilfe seiner indischen Elitegruppe wacker. Doch als sich plötzlich die Erde auftut und Panzer mit Hakenkreuzen erscheinen, sieht die Situation hoffnungslos aus. Da sieht der Premier nur noch einen Ausweg: Er befiehlt ganz England den Rückzug ins wilde Schottland um mit versammelten Kräften die deutsche Bedrohung ein für alle mal aufzuhalten.
Mel Gibson als letzte Hoffnung Englands?
Die Rettung Churchills unter der Leitung von Chris und der finale Widerstand gegen Himmler & Co bildet den Großteil von Nazi Invasion. Dabei gesellen sich den Widerständlern sowohl der Franzose Gaston, der auch gleich Waffen und Wein von der Résistance mitbringt als auch der Amerikaner Bobby Fiske zur Seite. Die Puppenoptik allein sowie die offensichtlichen Anleihen zu Team America ( auf deutsch hat der Film auch den Untertitel Team Europe) machen dem Zuschauer schnell klar, dass es sich hier nicht um ein allzu ernst zu nehmendes Werk handelt. Entsprechend geizt der Film auch nicht mit allerlei skurrilen Einfälle. Da tänzelt Hitler im Kleid der Queen durch den Buckingham Palace, während der gefangen genommene König George VI höflich auf seine deutsche Abstammung verweist. Da gibt Mel Gibson als ‚Braveheart‘ den Chef der Schotten, die ein im vermeintlichen Mittelalter steckengebliebener Haufen wilder Barbaren sind und der Hadrianswall wird zur letzten Bastion des Wiederstands der vereinten englisch-schottischen Kräfte.
Eintönige Nazi-Schlacht
Keine Frage, das ist alles spaßig anzusehen. Allerdings laufen sich diese Schauwerte schnell tot. Wenn es zum gefühlt hundertsten mal passiert, dass Gaston mit Zigarette im Mund „Sacre Bleu!“ schreit oder Bobby die Nazis mit russischen Kommunisten verwechselt regt sich bald kein Mundwinkel mehr. Dazu gibt es noch zwischen Chris und der Tochter des Dorfvikars eine der erzwungensten Liebesgeschichten seit Episode II. Von einem Puppenfilm erwartet man zwar keine allzu ausgefeilte Geschichte, ein bisschen mehr Mühe hätte dem Streifen aber doch gut getan. Gleiches gilt auch für so manche ärmelkanalgroße Logiklücke. Wenn der Held beispielsweise Churchill aus London rettet indem er mit seiner Dampflok die Mauer einfährt vor der sich der Premier verschanzt hat, fragt man sich, warum das den deutschen Panzern nicht auch mal eingefallen ist. Da zieht auch der Hinweis auf die Puppeninszenierung nicht mehr. Ideen wie Puppensex und -splatter sind leider auch nicht mehr neu und wurden an anderer Stelle schon besser inszeniert. Einzig die SS/SM Babes Heidi und Helga sind ein echter Brüller und sollten dringend in Mattels Sortiment aufgenommen werden!
Extra wenig Inhalt
Die Blu-ray wartet mit eher überschaubaren Extras auf. Eine Reihe von Featuretten beleuchten einzelne Aspekte der Produktion, die nur bedingt interessant sind und eher den Eindruck vermitteln, als ob die Regiesseure nicht ganz wussten, was sie eigentlich tun. Das Interview mit der Crew besteht nur aus gegenseitigen Lobpreisungen, ohne wirklich Wissenswertes beizusteuern und kann daher getrost ignoriert werden. Allein das unkommentierte Hinter-den-Kulissen-Material bietet einen bedingt lohnenswerten Eindruck in die Produktion des Films. Was man leider in den Extras vergeblich sucht ist ein Beitrag über die Originalsynchronsprecher. Die können sich nämlich sehen lassen. Neben Alan Cumming (X-Men 2) und Rosamund Pike (Stirb an einem anderen Tag) ist das Aushängeschild vor allem Neu-Obi-Wan Ewan McGregor. Da lohnt es sich natürlich den Originalton zu wählen. Umso unverständlicher und schade ist es da, dass die Blu-ray weder deutsche noch englische Untertitel mitliefert.
Potential verschenkt
Was soll man also abschließend zu Nazi Invasion sagen? Der Film hat sicherlich seine komischen Momente und einige abgefahrene Ideen. Leider wird das große Potential aber leichtfertig durch platte, sich viel zu oft wiederholende Gags und ein unausgereiftes Drehbuch verschenkt. Da kann man doch besser nochmal zu Team America greifen.
Fischpott hat ein Rezensionsexemplar der Blue-ray Disc von Nazi Invasion erhalten.
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