(Not so) Fantastic Four
Seitdem Iron Man 2008 die Kinoleinwände erreichte, sind wir bei Verfilmungen von Marvel Comics hohe Standards gewöhnt. Natürlich ist nicht jeder Film ein Volltreffer, aber richtig ärgern musste man sich eigentlich nie … bis jetzt. Das 2015er Reboot der Fantastic Four enttäuscht auf ganzer Linie. Das liegt vor allem erst einmal daran, dass Marvel für die Inkarnation der 1961 von Stan Lee und Jack Kirby erdachten Comicreihe gar nicht verantwortlich zeichnet. Stattdessen versucht erneut Fox, nach den mittelprächtigen Filmen von 2005 und 2007, aus den vier Superhelden ein veritables Franchise zu schmieden.
Was folgt, sind 100 Minuten Einleitung, ohne dass am Ende wirklich etwas passiert. Wir folgen dem jungen Reed Richards, der mit seinem Kumpel Ben Grimm einen Teleporter entwickeln möchte und dabei aus Versehen das interdimensionale Reisen erfindet … in seiner Garage … noch vor dem Schulabschluss … naja, immerhin handelt es sich ja um ein Wunderkind. Von seiner Umwelt verlacht, wird er glücklicherweise bei einer Wissenschaftsausstellung seiner örtlichen Schule vom väterlichen Dr. Franklin Storm und dessen Adoptivtochter Sue entdeckt und darf nachfolgend sein „Projekt“ in Groß bauen. Dazu kommt der misanthropische Victor von Doom und Storms leiblicher Sohn Johnny, der zwar lieber Autorennen fahren würde, aber nur ein neues Auto bekommt, wenn er beim Multimillionen Dollar Projekt hilft … was man nicht alles tut, um die Kids von der Straße zu kriegen. Das Experiment gelingt zwar, birgt aber unerwartete Nebenwirkungen, die aus den vier Hauptfiguren die Fantastic Four werden lassen und aus Victor von Doom den Bösewicht Dr. Doom.
Entstehungsgeschichten brauchen immer etwas länger um in Fahrt zu kommen. Schließlich muss ja erst mal erzählt werden, was zur Verwandlung des Helden geführt hat. So behäbig wie hier wurde die Superheldengenese jedoch selten erzählt. Selbst nachdem die Superkräfte schon erwacht sind, sieht man die Helden kaum in Action. Sogar das Ding, welches sich als Action-Zugpferd nun mal wirklich anbietet, darf kaum zuschlagen und wenn es mal loslegt, kriegen wir das nur über Aufnahmen, die im Nachhinein abgespielt werden, mit. Schlimmer als die gegen Null gehende Action ist aber die beinahe komplette Abwesenheit von jeglicher Charakterentwicklung. Einzig Miles Teller als Reed Richards darf etwas schauspielerisches Können beweisen, während Kate Mara und Michael B. Jordan derart unterfordert werden, dass sie wohl irgendwann frustriert abgeschaltet haben. Jamie Bell hat in der Form des Dings vor allem die Aufgabe düster drein zu blicken. „Düster“ ist sowieso ein gutes Stichwort. Der gesamte Film ist derart dunkel gehalten, als wolle man mit dem Vorschlaghammer klar machen, dass die Situation ernst ist. Tatsächlich geht es einem aber recht schnell auf die Nerven, wenn sich die Figuren 90 Prozent der Zeit unter Tage aufhalten und mit ihrem Schicksal hadern, ohne jemals weiter zu kommen. Am Ende steht ein überhastetes Finale, welches schnell noch einmal versucht ein Actionfeuerwerk abzufeuern, das gegenüber anderen Filmen des Genres aber deutlich zurück bleibt.
Regisseur Josh Trank hat sich am Tag der Veröffentlichung über Twitter von dem fertigen Film distanziert, den Tweet aber schnell wieder gelöscht. Tatsächlich hat das Studio, nachdem es eine erste Schnittfassung sah, noch aufwendige Nachdrehs angeordnet. Die kann man auch an der deutlichen Perücke der inzwischen kurzhaarigen Kate Mara ziemlich einfach erkennen. Ob Tranks Originalversion jedoch so viel besser war, darf bezweifelt werden.
Vieles mehr könnte man anführen, was an dem Film nicht stimmt. Vor allem geht er aber kaum auf die Themen ein, die in der Comicreihe so wichtig waren. Dazu gehörte die soziale Ausgrenzung Andersartiger ebenso wie der Zusammenhalt in der Gruppe. Kaum verwunderlich ist es da, dass man den Schauspielern sagte, sie müssen die Comics nicht vorher studiert haben, da man sich sowieso nur davon inspirieren lasse. So versagt der Film gleich zweifach: Als Umsetzung der Comicvorlage und als unterhaltsamer Superheldenfilm.
Fantastic Four wird sein Geld kaum wieder einspielen und das durchaus zu Recht. Es kann aber dennoch gut sein, dass wir das Team noch in einer Fortsetzung zu sehen bekommen. Immerhin muss Fox in regelmäßigen Abständen einen Film vorlegen, um nicht die Rechte an Marvel zu verlieren … was wohl im Endeffekt die deutlich bessere Alternative für die Fangemeinde wäre. Dennoch dürfte es nicht im Sinne von Fox sein, die aber wohl genauso wenig in nächster Zeit ein neues Reboot versuchen werden. Viel lief schief, eins gehört jedoch nicht dazu. Im Vorfeld gab es seitens der Fangemeinde Unmut darüber, dass Johnny Storm mit dem Schwarzen Michael B. Jordan besetzt wurde, obwohl er in den Comics weiß ist. Dies hat weder negative Auswirkungen auf die Figur noch auf das Verhältnis zu seiner (Adoptiv-) Schwester Sue. Besser macht es den Film aber leider auch nicht.
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