Pocket Battles: Kelten vs. Römer
Krieg in der Hosentasche
Laut Vorurteil der analogen Gamerszene sind Tabletops aufwendige Sammlungen kleiner Metallfiguren, die mühsam zu jeder Spielsitzung angeschleppt werden müssen. Noch mühsamer ist das kunstvolle Bemalen der winzigen Orks, Elfen und Kriegsmaschinen, die farblos einfach kacke aussehen. Mühsam ist auch der Bau passender Dioramen und Geländeteile. Und was das wieder kostet!
Es gibt also genug Motivationen für einfache Tabletop-Variationen. Wie Pocket Battles: Kelten vs. Römer. Paolo Mori and Francesco Sirocchi haben Miniaturen durch Pappplättchen und Geländemodelle durch die Tischplatte ersetzt. Die Einheiten – in diesem Fall römische Soldaten und keltische Krieger – bestehen aus mehreren Plättchen. Jedes Plättchen steht für ein paar Fußsoldaten oder Reiter, einen Streitwagen oder eine einzelne wichtige Person wie ein Druide oder ein Imperator. Nachdem jeder Spieler eine Armee zusammengestellt hat – die Plättchen haben Punktekosten – legt er die Einheiten als Stapel in seine Hälfte. Dabei ist jede Hälfte unterteilt in Flanken und Mittelfeld sowie in den Hinterraum. In der Mitte liegt die Gefechtszone.
Die Spieler erhalten nun in Relation zum Punktewert seiner Armee Gefechtsmarker. Eine Einheit in einer Runde zum ersten Mal zu bewegen kostet einen Marker, die zweite Bewegung zwei Marker und so weiter. Wird eine Truppe verletzt, dreht der Spieler einen seiner unbenutzten Marker um und legt ihn auf die Einheit. Verletzte Truppen schränken also die Funktionsfähigkeit der eigenen Truppen ein. Die Gefechte erfolgen mit sechsseitigen Würfeln. Je nach Aufdruck der Plättchen erfolgen Treffer, die der Angegriffene unter den Plättchen der getroffenen Einheit verteilt. Dabei kann es strategisch klüger sein, Einheiten zu opfern als viele angeschlagene Truppen auf dem Feld zu haben. Überhaupt hat Pocket Battles: Kelten vs. Römer eine strategische Tiefe. Die Spezialfähigkeiten einiger Truppen wollen sorgfältig eingesetzt werden, die Zusammenstellung der Einheiten ist wichtig und der Überblick über die gegnerischen Truppen sollte nicht verloren gehen. Der Glücksfaktor ist durch die Würfelei natürlich auch elementar.
Die Form stimmt soweit, und der Inhalt ist ansprechend: Römer und Kelten sind auf den Illustrationen von Karim Chakroun stilisiert aber gut zu erkennen. Historische Anspielungen auf Boudicca und spezielle römische Einheiten wie Imaginifer und Kataphrakte runden das Spiel ab. Insgesamt ist Pocket Battles: Kelten vs. Römer eine kurzweilige Alternative zu üblichen Tabletops. Die Spielsitzungen dauern nicht annähernd so lange und für rund 12 Euro erhält der Käufer zwei Armeen. Spannend ist natürlich die mögliche Kombination mit Pocket Battles: Orks vs. Elfen. Falls die Reihe fortgesetzt wird, haben die Pocket Battles echtes Potential.