Pöppelstorys: Landleben
Was denken Pöppel? Was fühlen Pöppel? Das Seelenleben der kleinen Spielfiguren aus Holz oder Plastik ist ein Mysterium. Dennoch versetzt sich unser Autor Fabian in seiner Reihe Pöppelstorys in eben diese Pöppel und erzählt kleine Geschichten aus ihrer Sicht. Wer meint, den Oldschool-Brettspielklassiker erkannt zu haben kann die eigene Vermutung über die Kommentarfunktion kundtun. Falls niemand auf die richtige Lösung kommt, werden wir im Lauf der kommenden Woche die richtige Antwort posten. Schlaumeiernde können sicher auch mit einer Punktzahl für den heutigen Pöppel aufwarten.
Jaques lag auf der Wiese und dachte über sein Leben nach. Es war ein gutes Leben, keine Frage. Er war schon immer Bauer gewesen, bestellte die Felder und behielt alles im Auge. Die grünen Weiden, die weißen Straßen, die drei Städte, an die seine Wiese angrenzte, den Wandel der Zeiten hatte er unbeschadet überstanden. Seit kurzem hatte er sogar ein Schwein. Es weidete zwar hinter der Stadt, aber immer noch auf seiner Wiese.
Ja, das war kein gerader Acker, den der Herrgott ihm da zugetan hatte. Die Wiese war mehr ein Grünstreifen, wand sich entlang zwischen Stadtmauern und Wegen. Nicht ganz einfach zu bestellen. Aber die Ausdehnung seiner Lande kam erst mit den Jahren. Ganz früher hatte er nur eine kleine Parzelle sein eigen genannt, mitten im Nirgendwo. Er fragte sich, wie lange das mittlerweile her war.
Damals hatte es noch keine Stadt gegeben, nur eine unfertige Straße. Bald darauf kam sogar einen Räuber, der sie unsicher machte. Aber als die Stadt an einem Ende und das Kloster am anderen Straßenende fertig errichtet wurden, machte sich der Räuber davon. Wahrscheinlich hatte ihn der fromme Bruder Godefroi aus dem Kloster vertrieben. Oder der Ritter in der Stadt. Herr Guillaume war ja auch von beeindruckender Gestalt, fast doppelt so groß wie der andere Ritter im Ort, Herr Henri. Beide gehörten unterschiedlichen Familien an und Herr Guillaume machte seinem kleineren Kollegen das Leben ganz schön schwer.
Jaques war froh, nur ein Bauer zu sein. Keine Streitigkeiten mit anderen. Obwohl, so ganz stimmte das ja nicht. Auf dem Acker gegenüber, hinter dem Wirtshaus am See, konnte er die strohgelbe Camille sehen. Und auf der selben Wiese, nur getrennt durch das Kloster, stand ihr Mann, Luc. Widerliches Gesindel. Fast hätten sie seine Wiese übernommen und ihn zu ihrem Leibeigenen gemacht. Aber eine glückliche Fügung hatte das verhindert. Die Stadt im Osten hatte sich weiter ausgebreitet und ein Aufeinandertreffen der Bauern verhindert. Nicht, das diese Schurken auch noch sein Schwein gekriegt hätten.
Entspannt schaute Jaques in den Himmel. Wie lang er wohl noch hier liegen konnte? Manchmal träumte er davon, sein Bauerndasein zu beenden. Ritter zu werden oder Mönch. In heimlichsten Gedanken malte er sich sogar ein risikoreiches und gesetzloses Dasein als Räuber aus. Aber in diesem Leben wird das wohl nichts mehr, seufzte Jaques. Er war Bauer und würde das sein bis zum letzten Tag. Dann würde der Herr ihn heraufnehmen in den Himmel und seine Verdienste aufzählen. Bis dahin konnte er aber noch ein bisschen auf der Wiese liegen.
Welche Pöppelstory hat Fabian hier erzählt?