Queer*Welten 4
Queere Stimmen in der Phantastik sind spätestens seit Oscar Wilde und Virginia Woolf nichts neues mehr. Aber auch schon damals und um so mehr in den folgenden Jahrzehnten war die Genre-Literatur offiziell von heterosexuellen weißen Cis-Männern dominiert. Sowohl als Schreibenden als auch in der Fan-Szene.
Das viermal im Jahr erscheinende Magazin Queer*Welten setzt diesem patriarchalem Monolithen Erzählungen ganz anderer Art entgegen. Hier erscheint queerfeministische Science-Fiction und Fantasy, die mit den Worten der Herausgeberinnen „Patriarchat, Heteronormativität und White Supremacy entlarven und zerschlagen oder gleich ganz ohne auskommen!“ Außerdem verfolgt der Verlag hier noch einen ganz anderen revolutionären Ansatz: Jegliche Arbeit am Magazin wird auch bezahlt!1
In Ausgabe 4 der Queer*Welten finden wir drei Kurzgeschichten, einen Essay und den Queertalsberich2 01/2021. Jeder Text wird von Inhaltshinweisen auf mögliche Trigger begleitet.
„Hier stimmt etwas nicht“, sagte er sachlich …
Im Raum steht die Wut von Teresa Teske schildert eine Grenzkontrolle … im Weltraum! Im Anklang an reale Verhältnisse an irdischen Grenzen erleben wir mit, wie zwei Zollbeamt*innen bei ihrer Routinekontrolle auf eine Anomalie stoßen. Und gleichzeitig, wie wortlose Kommunikation die Grenzen selbst gewählter Ignoranz geschickt nutzen kann.
Jasper Nicolaisen, der Autor des genialen Totes Zen hat die nächste Geschichte geschrieben: Ritterchen Vulva handelt von einem intertemporalen Zwischenfall, der das Leben eines Menschen komplett verändert. Ein absurd unterhaltsame Geschichte mit einem Hauch Nachdenklichkeit und etwas Gedengel.
Unter allen magischen Kreaturen sind Spiegel die mächtigsten …
Höhepunkt von Queer*Welten 4 ist aber Angesicht zu Angesicht von Tristan Lánstad, eine Geschichte um Spiegelmagie und Identität. Eine magische Abschlussprüfung geht in die Tiefe eines magischen Spiegels.
In Die Angst vor der Cancel Culture fasst Elea Brandt die aktuelle Debatte um den Buhmann Cancel Culture gut und fundiert zusammen. In ihrer Analyse erklärt sie auch, worum es ihrer Sicht nach wirklich geht und wie ein konstruktiver Umgang mit dem Phänomen möglich ist.
Der Queertalsbericht schließt die Queer*Welten mit einer Liste von Sachbüchern und Online-Aktivitäten ab. Insgesamt ist das Magazin absolut lesenswert, sowohl zum Erweitern von Horizonten als auch zum Schmökern.
„Queer*Welten Band 4“ Berlin (Ach je Verlag) 2021, 48 Seiten, 7,99 €
Disclaimer: Fischpott hat ein digitales Rezensionsexemplar erhalten.