Renegades – Mission of Honor
Der Name Luc Besson stellt für manche Leute eine Warnung dar, für andere ein Qualitätsmerkmal. In den letzten Jahren steht er vor allem für aufwändig produzierte Filme, in denen es auch gerne mal reichlich krachen darf, wenn auch die Drehbücher nicht immer als gelungen bezeichnet werden können. Und im Grunde genommen könnte ich meine Rezension damit schon beenden. Nein? Na gut, dann erzähle ich noch ein wenig mehr.
Bosnien, 1995
Eine Einheit amerikanischer Navy SEALs ist mitten im jugoslawischen Bürgerkrieg unterwegs, um den serbischen General Milić gefangen zu nehmen, damit er sich für seine Kriegsverbrechen verantworten kann. Leider gerät dieser Einsatz ein wenig aus dem Ruder, so dass der Trupp einen Panzer stehlen muss, mit dem sie sich den Weg aus der Stadt freikämpfen müssen.
Zurück in der Basis werden sie daraufhin von ihrem Vorgesetzten, Konteradmiral Levin, für drei Tage suspendiert, um dann mit dem nächsten Transport wieder nach Hause zu fliegen.

Während dieser Zeit erzählt die Kellnerin Lara ihnen von einem angeblichen Nazi-Schatz, bestehend aus zwei Tonnen Goldbarren, der sich in einem nahegelegenen See befinden soll. Dieser ist entstanden, als Partisanen 1944 einen Damm sprengten, um das Dorf Grahovo zu überfluten. Dabei ertranken auch die Mitglieder der dort stationierten Wehrmachts-Einheit, die eben diesen Schatz bewachen sollte. Doch angeblich befindet sich das Gold bis heute im Tresorraum der überfluteten Bank.
Den SEALs bleiben nur noch drei Tage, um die Barren zu heben, wobei sie Lara eine Hälfte des Erlöses versprechen, um ihr zerstörtes Land wieder aufzubauen. Doch leider sind sie nicht die einzigen, die auf der Spur des Nazigoldes sind.

Schwierige Entstehungsgeschichte
Renegade – Mission of Honor wurde bereits 2014 unter dem Titel The Lake angekündigt, als Produktion von Raphaël Benoliel und Luc Besson, wobei letzterer auch zusammen mit Richard Wenk das Drehbuch schrieb.
Die meisten Darsteller sind eher unbekannt und agieren eher auf dem Niveau einer Fernsehserie. Nur Hauptdarsteller Sullivan Stapleton hatte neben seiner TV-Arbeit auch die Hauptrolle in 300: Rise of an Empire zu bieten. Das Highlight der Besetzung ist jedoch J. K. Simmons (unvergessen als knurriger J. Jonah Jameson in Sam Raimis Spiderman-Filmen), der einen absoluten Parforceritt als mindestens ebenso knurriger Konteradmiral Levin liefert.
Die Dreharbeiten der französisch-deutschen Co-Produktion fanden zwischen April und August 2015 vor allem in Deutschland und Kroatien statt, doch verschiedene Probleme verzögerten den Kinostart immer wieder. Irgendwann wurde der Film umbenannt in Renegades, ein Trailer erschien im November 2016, doch mehrere angekündigte Starttermine verstrichen, weil die Produzenten mit dem fertig geschnittenen Material nicht zufrieden waren. Kein gutes Zeichen …
Als der Film endlich doch in die Kinos kam (in verschiedenen Ländern irgendwann zwischen September 2017 und August 2018), erschien er kaum noch als interessant genug, um allzu viele Besucher anzulocken. Selbst in den beiden Produktionsländern starb Renegades einen einsamen Tod vor leeren Kinosälen.
Letztendlich war wohl die Verbindung zwischen dem noch allzu präsenten Grauen des Jugoslawien-Kriegs und einer Action-Komödie nach der Art der Expendables für die meisten ein zu großer Schritt.
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Letztendlich ist Renegades – Mission of Honor aber nicht so schlecht, wie man bei dieser Geschichte vielleicht befürchten möchte.
Die Helden des Films toben durch einen realen Konflikt, den es aber in dieser Form nie gegeben hat; man hätte ihn einfach durch einen beliebigen fiktiven Krieg ersetzen können. Die SEALs sind dabei in der schönen Tradition klassischer Actionstreifen immer die Guten, und was sie machen, ist grundsätzlich richtig; auf diese Grundtendenz des Films muss man sich einlassen können, wenn man irgendwie Spaß an der Sache haben möchte.

Wem dies jedoch gelingt, der erlebt einen stellenweise wirklich gut gemachten Film, der zwar die eine oder andere Unwahrscheinlichkeit im Drehbuch zu bieten hat, doch welcher Actionfilm hat das nicht? Auch der Plan, mit dem die SEALs das Gold bergen wollen, funktioniert vermutlich nur in diesem Genre.
Die verschiedenen Action-Sequenzen sind hingegen teilweise wirklich spektakulär anzusehen (hier merkt man, wohin das Budget von 77 Millionen Dollar geflossen ist, und das war nicht das Drehbuch). Auch die Szenen, in denen sich die SEALs mit allerlei Tricks und einer gehörigen Portion Frechheit die notwendige Ausrüstung beschaffen, sind durchaus amüsant, und obwohl die Darsteller nicht unbedingt Oscar-verdächtige Leistungen vollbringen, so gehen sie doch mit offensichtlichem Spaß an die Sache heran.
Somit ist Renegades – Mission of Honor sicherlich kein unbekannter Diamant des Genres, aber wer einen vom Hintergrund her zweifelhaften, ansonsten aber sauber gemachten Krach-Bumm-Streifen mit gutem, altmodischem Macho-Witz sehen möchte, der kann hier ruhig zugreifen.
Ich zumindest hatte meinen Spaß.
Renegades – Mission of Honor ist am 7. Dezember 2018 als DVD und BluRay erschienen.
Disclaimer: Wir haben ein Rezensionsexemplar der BluRay von der Firma Universum Film erhalten.