Self/less
Der Fremde in mir
Alter Mann in jungem Körper: Das ist kein Pornoplot, das ist der uralte Traum von der Überlistung des Todes. Ben Kingsley lebt in Ryan Reynolds fleischlicher Hülle weiter, nur um dann entsetzt festzustellen, dass die Verjüngungsfirma Dreck am Stecken hat.
Der schwerreiche New Yorker Bauunternehmer Damian (Ben Kingsley) hat Krebs. Was für ein glücklicher Zufall, dass er von einem Prozess namens „Shedding“ erfahren hat. Für nur 250 Millionen Dollar könnte er einen neuen Körper kriegen. Natürlich sagt er bei dem Schnäppchen zu und erwacht kurz darauf als Ryan Reynolds (tschüss Ben, die ersten 15 Filmminuten waren schön mit dir). Nach einer kurzen Reha-Phase darf er mit einer neuen Identität namens Edward nach draußen, in New Orleans leben und so richtig die Sau rauslassen. Zumindest, was in Hollywood-Drehbüchern als Sau rauslassen gezeigt wird: One-Night-Stands, alkoholische Getränke und Basketball spielen mit den Homies. Hier zeigt sich wohl auch das Vorbild Seconds (aka Der Mann, der zweimal lebte) von 1966, von dem Self/less laut IMDb ein Remake sein soll. Darin lässt Rock Hudson sein altes Leben per OP hinter sich, um als Playboy in Kalifornien einen draufzumachen.
Aber, erstaunlicherweise, ist mit Damians neuer Existenz als reicher Playboy Self/less keineswegs zu Ende. Damian erfährt, dass etwas mit seinem Körper nicht stimmt und beginnt Nachforschungen. Kurz darauf ist die ganze Evil Corporation™ mit Killerteams und Flammenwerfern hinter ihm her. Achtung, hier kommt ein kleiner Spoiler: Was für ein Glück, dass sein neuer Körper über soldatische Tötungsskills verfügt!
Was klingt wie ein konventioneller Actionfilm mit pseudophilosophischem Sci-Fi-Aufhänger entpuppt sich auch beim Sehen als konventioneller Actionfilm mit pseudophilosophischem Sci-Fi-Aufhänger. Was hätte man aus dem Kontrast zwischen Superreichtum (laut IMDb hat die vergoldete Suite von Donald Trump als Damians Wohnung hergehalten) und Armut (Spoiler, zum Lesen markieren: Damians neuer Körper gehörte einem Soldaten, der ihn an die Evil Corporation™ verkauft hat, um seiner kleinen Tochter eine lebensrettende medizinische Behandlung zu ermöglichen.) alles machen können. Man denke nur an den deutschen Science Fiction-Film Transfer. Stattdessen gibt es Schießereien, Verfolgungsjagden und einen – zugegebenermaßen – James Bond-würdigen finalen Flammenwerfer-Einsatz.
Tarsem Singh, Schaffer visueller Meisterwerke wie The Fall oder The Cell hat hier einen Routinethriller runtergedreht. Statt erwarteter optischer Atemberaubung bietet Self/less herausgeputzte Kulissen aus der Welt der Reichen und Schönen.
Disclaimer: Fischpott hat die DVD zu Ansichtszwecken erhalten.