Sindbads Fünfte Reise
Schiffbruch mit Tigerdrache
Ray Harryhausens Filme sind heute noch legendär. Der Spezial-Effekte-Mann hat von den Vierzigern bis in die Achtziger zahlreiche Fantasy-Spektakel mit seinen Kreaturen veredelt. Vom Kampf bocksfüßiger Zyklop gegen Drache, über wandelnde Skeletten oder furchterregende Kraken; Harryhausens Monster hatten stets Charakter und ihre ruckeligen, ungeheuer aufwendigen Stop Motion-Bewegungen ihren eigenen Charme. Mit dem Film Sindbads Fünfte Reise versucht Shahin Sean Solimon als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Hauptdarsteller(!) in die Fußstapfen des Monstervaters zu treten.
Die Geschichte von Sindbads Fünfte Reise ist schnell erzählt und bleibt nah an der offensichtlichen Vorlage Sindbads siebente Reise von 1958: Sindbads Angetraute, die Prinzessin Firoozeh (Sadie Alexandru) ist von einem bösen Magier, dem Weißen Deev entführt worden. Mit seiner Mannschaft sticht der Kapitän in See, um die Sultanstochter zu retten. Auf der Insel des Deevs dezimieren Begegnungen mit Monstern die Mannschaft, bis Sindbad schließlich dem bleichen Bösewicht und seinem Roten Tigerdrachen gegenübersteht.
Die gute alte Zeit
Sindbads Fünfte Reise ist durch und durch eine Hommage an die alten Filme über Seefahrer wie Sindbad und Odysseus. Die Kreaturen haben wir alle auch schon einmal gesehen, von der Monsterkrabbe über den Vogel Roch bis zur mehrarmigen Göttinnenstatue. Als Neuschöpfung tritt der einäugige gehörnte Riese (Zyklotaurus? Minoklop?) auf den Plan, der die Riesenkrabbe verprügeln darf. Aber da fällt auch auf, wie motivationslos diese Kämpfe aneinandergereiht werden. In den alten Harryhausenfilmen hatten diese Monster durchaus Charakter und wuchsen dem Publikum ans Herz. Etwa der verzauberte Prinz in Paviangestalt und der Troglodyt, sogar der Bronze-Minotaurus aus Sindbad und das Auge des Tigers von 1977. Die kurzen Kloppereien in Solimons Film sind zwar nett anzuschauen, wirken mitunter aber etwas unmotiviert. Das die Monster in Sindbads Fünfter Reise nur kurze Auftritte haben, mag an der Produktion liegen, allzu hoch wird das Budget des Films nicht gewesen sein. Und auch wenn der Look sehr nach Stop Motion aussieht, wirkt es doch ein wenig, als ob digitale Effekte zumindest nachgeholfen haben.
Solimons Regieführung ist eher bemüht und führt zu der einen oder anderen unfreiwillig komischen Szene, an der auch die Schauspielkünste der Beteiligten nicht viel ändern können. Sindbads Crew stolpert ihrem Helden wenig kompetent hinterher und der Weiße Deev Said Faraj beweist tatsächlich ein beeindruckendes Talent in Overacting. Die Struktur der Geschichte ist trotz einiger Rückblenden, überraschender Vampire und sogar einem kleinen Zeitreisetwist sehr geradlinig, was durchaus ein Gewinn ist. Die größte Überraschung ist aber, dass es der Filmemacher geschafft hat, Patrick Stewart als Erzählerstimme zu gewinnen. Nur leider machen eine gute Stimme aus dem Off und handwerklich saubere Monsteranimationen noch keinen wirklich guten Film. Nun ja, die alten Harryhausenfilme hat ja auch keiner wegen ihrer innovativen Erzählstruktur gesehen. Wer 13 bis 18 Euro für die DVD riskieren möchte, kriegt einen ganz okayen, aber nicht sehr innovativen Fantasyfilm. Schlechter als der grauenvolle Muskelsindbad mit Lou Ferrigno von 1989 ist er immerhin nicht.