Slasher (Kanada 2016)
Slasher (Kanada 2016)
Slasher ist eine 8-teilige Horror-Serie aus Kanada und lief dort bereits 2016 auf dem Pay-TV-Kanal Super Channel. Im Gegensatz zu den meisten Serien ist Slasher in sich abgeschlossen, es kommt aber bald eine 2. Staffel mit komplett neuer Handlung. Wie der Titel schon sagt, wird hier das Horror-Subgenre des Slasher-Films bedient.
Horror aus der Vergangenheit
Aber von vorn: Halloween 1988. Während draußen kostümierte Kinder Trick or Treat spielen werden drinnen kostümierte Erwachsene von einem kostümierten Killer abgeschlachtet. Dieser hat ein Henkerskostüm an und wird im Laufe von Slasher nur noch als The Executioner geführt. 30 Jahre später: Sarah und Dylan Benett (Katie McGrath und Brandon Jay McLaren) ziehen in die beschauliche Kleinstadt Waterbury. Sarahs Eltern waren damals die beiden einzigen Opfer des Executioners, also ist es doch eine super Idee, 30 Jahre später in das gleiche Haus zu ziehen (oder?). Während Dylan einen Job bei der örtlichen Zeitung angefangen hat, eröffnet Sarah eine kleine Kunstgalerie. Und dann geht das Morden los.
7 Sünden sollt Ihr sein
Natürlich folgt der Executioner dabei einem bestimmten Schema. Schnell werden Sarah und Dylan gewahr, dass die Morde sich an den sieben Todsünden orientieren. Ihr wisst schon, Hochmut, Geiz, Wolllust, Jähzorn, Völlerei, Neid und Faulheit halt. Als erstes erwischt es dann auch die ständig wütende und nervige Nachbarin Verna McBride, hingerichtet für ihren Jähzorn. Wobei sie rein optisch auch durchaus für Völlerei oder Faulheit dran glauben könnte. Und so folgt Slasher dann den weiteren Todsünden und der Suche nach dem Mörder. Und während Dylan die neuesten Ereignisse für die Lokalzeitung aufarbeitet sucht Sarah die Nähe zu dem damaligen Executioner Tom Winston (Patrick Garrow), um sein damaliges Motiv zu verstehen.
Das übliche Verwirrspiel
Nach und nach präsentiert uns Slasher eine Vielzahl von Personen, von denen auch noch so einige als Täter in Frage kommen könnten. So gibt es den durchaus halbseidenen Polizeichief. Den Jugendfreund, der jetzt als Deputy arbeitet. Den Pfarrer, der damals Augenzeuge des ersten Mordes war. Die plötzlich auftauchende Großmutter von Sarah. Dylan hat auch ein wenig zu viel Interesse an den Taten des Executioners. Kurz: Mitraten macht keinen wirklichen Sinn, da wir von keinem dieser Leute zu viel Background serviert kriegen.
Schema um Schema um Schema oder: Try to avoid clichés
Dazu kommt: Slasher versucht wirklich, jedes Klischee mitzunehmen und dabei auch noch möglichst viel Vielfalt einzubringen. So gibt es schwule und lesbische Paare, ignorante Polizisten, eine verwirrte Frau, möglichst jede Hautfarbe mindestens einmal in den Hauptrollen und so weiter. Opfer rennen immer von möglicher Hilfe weg. Der Killer rennt nie und ist trotzdem schneller. Nackte Haut wird nur sporadisch gezeigt (auf einem Videotape und bei einer Toten mal Nippel). Blut gibt es dafür jede Menge. Bei der Spekulation über den Killer wird immer von „ihm oder ihr“ geredet. Dazu kommen jede Menge Logiklücken und Dummheiten, die ich hier gar nicht aufzählen mag.
Besser als Film!
Mir wurde beim Schauen vor allem eins bewusst: Manche Dinge eignen sich besser als Film. Um mal einen Slasher-Film kurz zusammenzufassen: Zuerst wird ein Mord aus der Vergangenheit gezeigt. Vorspann. Dann blendet man ‚Heute‘ oder ‚XY Jahre später‘ ein. Es geschehen neue Morde. Diese sind idealerweise mit den Hauptfiguren verknüpft. Oder deren Eltern haben Mist gebaut. Es werden verschiedene Verdächtige eingebaut. Es geschehen sechs bis zehn Morde. Möglichst variantenreich. Es gibt ein Final Girl, welches am Ende den Killer stellt. Das Thema Religion wird hoffentlich bei allen Filmen seit 1986 als Motiv ausgelassen. Nach maximal 100 Minuten ist der Film vorbei. Es gibt möglicherweise noch einen Cliffhanger oder Schlußgag am Ende. Und das ist der springende Punkt, die Essenz, alles was so ein Film braucht: Maximal 100 Minuten! Nicht acht Folgen a 45 Minuten. Slasher beinhaltet alles, was mein Schema auch beinhaltet. Und hat zumindest mir vor Augen geführt, dass man eine eigentlich sehr simple Geschichte nicht zu lang erzählen sollte.
Dazu kommt: Mir persönlich hat die ganze Story mit der Religion, den Todsünden und den platten Moralvorstellungen überhaupt nicht gefallen. Spätestens seit Wes Cravens Scream sollten die Drehbuchautoren mit etwas mehr als derartigen Plattitüden um die Ecke kommen. Und immer wenn die Handlung ein wenig auf der Stelle tritt zaubern die Macher neue Figuren oder Twists aus dem Hut. Immerhin: Die Gewaltdarstellung passt zur Slasher-Thematik. Es gibt kreative Kills und es geht teilweise ordentlich blutig zur Sache. Dabei wird nicht so sehr auf Ekel, sondern mehr auf saftige Splattereinlagen gesetzt. Nur – siehe oben – sind die Kills dann nicht auf rund 100 Minuten, sondern acht Episoden verteilt.
Fazit: Schaut besser einen Klassiker des Genres
Ja, das meine ich ernst: In den rund 360 Minuten, die Slasher so geht, kann man vier Filme gucken. Also zum Beispiel Scream 1-4 oder die besten Teile der Friday the 13th Reihe (1, 3, 4 und 6?). Oder einfach die ersten Teile von Scream, Friday the 13th, Halloween und Nightmare on Elmstreet. Und wenn man die alle schon kennt die ganzen nicht so bekannten Filme aus dem Genre. Und erst dann – und nur dann! – eine Serie wie Slasher. Und wenn man nur Serien schaut: Es gibt bessere. Ganz sicher.
Slasher: Maue Blu-Ray
Dazu kommt die meiner Meinung nach schwache deutsche Blu-Ray-Veröffentlichung. Ich schaue meist im O-Ton. Dieser liegt leider nur im Dolby Digital 2.0 Format vor. Ohne Untertitel. Ich hab dann die Blu-Ray aus meiner PS3 entfernt und die Serie auf Netflix geschaut. Auf englisch und in Dolby Digital 5.1 und mit Untertiteln. Wer eh alles nur in der deutschen Synchro schaut kann aber zugreifen, das Bild war immerhin in Ordnung.
Fischpott-Disclaimer: Wir haben ein Blu-Ray-Ansichtsexemplar erhalten.
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