Songbird
Tag 213 des großen Lockdowns. Wie jeden Tag ist Kurierfahrer Nico Price unterwegs, Sendungen auszuliefern. Die Uhr tickt dabei, die Kunden streichen schon bei ein paar Minuten Verspätung das Trinkgeld. Als Immuner ist Nico auch nicht bei den überall auftretenden Wachtrupps des Hygiene-Departments von LA super beliebt. Nebenbei ruft er immer wieder die junge Künstlerin Sara Garcia an. Die lebt mit ihrer Großmutter in einem Apartment. Wegen Covid-23, der neuesten Variante von Covid-19, hat Corona die Welt immer noch im Griff in Songbird. Impfungen gegen Covid-23 gibt es noch nicht. Die meisten Menschen leben in Quarantäne, stets in Sorge, in der Quarantine-Zone (Q-Zone) zu landen. Wer dort einmal drin ist, kommt nicht wieder zurück heißt es.
Erkrankte Vögel husten nur
Was genau kommt dabei raus, wenn Michael Bay einen Film über die Corona-Pandemie produziert? Eins ist schon mal klar: Jede Menge Krawall. Auch, wenn die Story erstmal auch eine Romanze sein könnte. Nico, der seine geliebte Sara nur durch sein Handy sehen kann. Der maximal vor ihrer Tür harren darf. Der trotz Immunität keine Wohnungen betreten darf. Das Virus könnte ja von ihm weitergetragen werden. Nicht nur durch sein Atmen, nein, auch über seine Haut, Klamotten, überhaupt alle Gegenstände, die er so bei sich führt. Alles, was in einer Wohnung landet (was pandemiebedingt viel ist, da viel bestellt wird) muss erstmal durch eine Schleuse. So eine hat jede Wohnung, jedes Apartment in Los Angeles des Jahres 2024.
Jetzt wird Songbird aber auch schnell plakativ. Die ganze Optik erinnert eher an Endzeit-Visionen wie 28 Tage später oder Dawn of the Dead. Nur dass da draußen keine Zombies Untoten Infizierten willenlos herumschleichen. Die Straßen sind einfach leer. Gedreht wurde im echten Lockdown in LA mit Ausnahmegenehmigung. Die Crew war begrenzt, viele Szenen wurden mit wenig Aufwand gedreht. Die Castings der Schauspieler fanden teilweise über Zoom statt. Neben der Haupthandlung gibt es noch eine Musikerin, die sich mit einem arroganten reichen Sack trifft. Der handelt mit gefälschten Immunitätsarmbändern. Seine Frau macht sich nicht nur Sorgen um das gemeinsame Business, sondern auch um die autoimmumschwächelnde Tochter. Nicos Boss Lester transportiert die gefälschten Armbänder mit seinen Kurierfahrern.
Songbird oder: Sing mir das Lied vom Profit
Ich bin ehrlich. Wenn dieser Film ein wenig weniger reißerischer wäre. Wenn Songbird nicht zu Zeiten der realen Corona-Pandemie gedreht worden wäre. Ja, wenn Produzent Michael Bay nicht wieder sein Ding durchgesetzt hätte. Dann wäre Songbird ein mittelmäßiger Film, der durchweg unterhält. Das tut er auch so. Die Schnitte sind schnell, aber nicht hektisch gesetzt. Der Look ist schön realistisch. Es gibt Gewaltspitzen, die unnötig sind, aber halt konsumierbar sind. Das Intro ist Katastrophenfilm-Standard, aber gut gemacht. Alles ist oberflächlich, wie wir es von Bay halt kennen. Wer sich selbst ein Bild machen will: Songbird ist ab 25. Juni 2021 als DVD, Blu-Ray oder digital erhältlich. Der englische O-Ton ist schön wuchtig (der deutsche sicher auch) und räumlich, das Bild hat auch eine passende Qualität. Wir haben ein Testmuster zur Verfügung erhalten.
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