South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe (Ubisoft / PS4)
Es gibt Fernsehformate die spalten. Genau wie Family Guy ist auch South Park eine dieser Serien, deren Humor man entweder liebt oder hasst. Jetzt ist mit Die rektakuläre Zerreißprobe der Nachfolger des South-Parks-Rollenspiels Der Stab der Wahrheit erschienen, der die Spieler in die Welt des grenzwertigen Humors entführt.
Coon and Friends assemble!
Im Prinzip ist Die rektakuläre Zerreißprobe (in Zukunft mit DRZ abgekürzt – immerhin sind wir nur ein unbedeutender Blog und müssen Buchstaben sparen) die logische Entwicklung von Der Stab der Wahrheit. Also ein klassisches Rollenspiel im South-Park-Gewand, in dem ein von dem Spieler erschaffener Charakter (großartig: Je dunkler die Hautfarbe, umso schwerer das Spiel) Aufgaben erfüllen, kämpfen, looten, aufsteigen und Mitstreiter um sich scharen muss.
Wurde im Vorgänger das Ganze noch als Fanatasy-LARP verpackt, sind die Helden und die Figuren aus dem Serie diesmal Superhelden, die sich auf die Suche nach verschwundenen Katzen machen.
Dass es nicht dabei bleibt und die Geschichte im Laufe des Spiels immer abstruser und kruder wird, damit stehen die Macher der Serie – Trey Parker und Matt Stone – mit ihrem Namen und schlechten Ruf.
Furzen geht immer
Wie der Titel schon durchscheinen lässt, ist DRZ ziemlich darmausgangslastig.
Um es mal auf den Punkt zu bringen: es wird viel und häufig gefurzt.
So kann der Hauptcharakter seinen Gegner mit penetranten Darmwinden Schaden zufügen und sie vergiften oder mit seinen Fürzen Hamster durch die Gegend schießen oder sie für kurzzeitige Sprungschübe benutzen. Frei nach dem Motto – alles Gute kommt von hinten.
Doch hinter all dem Fäkalhumor und den auf die Spitze getriebenen Tabubrüchen steckt ein mehr als ordentliches Rollenspiel mit Klassen, der Möglichkeit seinen Charakter durch schräge Artefakte zu verstärken und Questen und Herausforderungen, die dem Spieler sprichwörtlich am Kacken halten, wie beim Toiletten-Minigame, bei dem man in jeder Toilette in South Park einen Haufen legen muss.
Die Kämpfe sind rundenbasiert und obwohl eher einfach gehalten erstaunlich unterhaltsam.
Was zum Teil an den ausgefallenen Gegnern und ihren Attacken liegt, aber auch an manch kniffligen Aufgaben, die man im Kampf lösen muss.
Klassische Rollenspielelemente wie Heiltränke (Burritos), verschiedene Zustände (Angeekelt, unter Strom, blutend …) oder große Beschwörungen (Jimbo und Ned) dürfen natürlich nicht fehlen.
South Park – immer eine Reise wert
Die rektakuläre Zerreißprobe ist eigentlich wie eine extralange Folge South Park, in der man mitentscheiden kann, wohin die Reise geht. In dieser Hinsicht funktioniert das Spiel technisch auf allen Ebenen. Die 2D-Grafik sieht aus wie in der Serie und das Audio unterstützt diese Illusion bestmöglich.
Natürlich kann man hier kein Grafikfeuerwerk erwarten, aber was DRZ macht, macht sie gut.
Bis auf gelegentlichen Übersichtsprobleme, wenn besonders große Gegner im Bild sind, spielt sich DRZ durchgehen fluffig. Vor allem wenn man alle Transportpunkte freigespielt hat und sich dadurch allzu lange Märsche durch South Park ersparen kann.
Die rektakuläre Zerreißprobe: Fazit
Wie sich die Geister bei der Serie scheiden, so werden sich die Geister auch bei South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe (aus)scheiden. Der anarchische Humor der Serie erscheint auf dem ersten Blick vielleicht sehr vorpubertär, ist aber eigentlich eine, wenn auch nicht immer sehr raffinierte, Gesellschaftssatire. Obwohl ich selber kein Hardcore-South-Park-Fan bin, hat mir das Spiel viel Spaß bereitet. Nicht nur der humoristische Teil, sondern tatsächlich auch das Gameplay, das mich als Rollenspiel-Light, bei dem man nicht stundenlang überlegt, welchen Skilltree man jetzt verbessert oder wie man seine Ausrüstung maximieren kann, in meinem Casual-Player-Dasein abgeholt hat.
Außerdem muss ich hier nochmal ein dickes Lob an Ubisoft aussprechen, die sich nicht haben lumpen lassen und das Vorgängerspiel als digitalen Download einfach draufgepackt haben. Man bekommt also zwei South-Park-Spiele für den Preis von einem.
Das ist in Zeiten, in denen Spielestudios gerne für jede DLC-Kleinigkeiten kassieren keine Selbstverständlichkeit.
Fischpott-Disclaimer: Wir haben die PS4-Version als Rezensionsexemplar von Ubisoft erhalten.