Star Wars: Das Erwachen der Macht
Sternenkrieg als Familiengeschäft
Nein diese Skywalkers! Jetzt hält die Familie vom alten Anakin schon wieder die Galaxie in Atem. Star Wars: Das Erwachen der Macht besinnt sich auf alte Traditionen der galaktischen Saga.
Back to the roots
Vor langer Zeit in einer Galaxie weit entfernt: Ein niedlicher Roboter flüchtet mit einer wichtigen Botschaft vor einem helmtragenden Space Wizard und seiner Armee von Space Nazis über einen Wüstenplaneten bis er eine junge Person mit Interesse an Schrott und einem Händchen für Technik trifft. J. J. Abrams bleibt so verdammt nah dran an den ersten Filmen, dass Das Erwachen der Macht schon fast ein Star Wars-Remix ist. Wenn schließlich eine interplanetare Massenvernichtungswaffe, ein Schmuggler mit haarigem Co-Piloten, eine Kneipe voller skurriler Aliens und bedrängte Rebellen auftauchen, ist nichts davon überraschend.
Bam! Pow! Tzum!
Aber all das macht auch einen Riesenspaß. Die Geschichte ist eigentlich die der beiden Neulinge Rey (Daisy Ridley) und Finn (John Boyega) – mit Robo-Neuling BB-8 zu dritt – die vor dem First Order, der Nachfolgeorganisation des Imperiums fliehen müssen. Wir erleben mit, wie die Not die Schrottsammlerin Rey und den Ex-Stormtrooper Finn zum dynamischen Duo zusammenschweißt, das mit seinen Aufgaben wächst. Kaum haben wir uns von den ersten Schießereien, Dogfights und wilden Fluchten erholt, begegnen die beiden Han Solo (Harrison Ford) und Chewbacca (Peter Mayhew) – die natürlich wieder einmal Probleme mit Space Mafiosis und glubschäugigen Glibbermonstern haben. Sehr geschickt kombinieren Abrams und sein Team altes mit neuem. Vader-Epigone Kylo Ren (Adam Driver) steht im Schatten seines – Spoiler, zum Lesen markieren: Großvaters – Vorbilds, arbeitet sich aber gegen Ende an das obere Ende der Schurkenskala. Die anderen Neo-Imperialen sind der manchmal arg hitlernde General Hux (Domnall Gleeson) und die Nebenfigur Captain Phasma (Gwendoline Christie hat ungefähr drei Minuten Screentime und nimmt nicht einmal ihren Helm ab).
Space Pulp Fantasy
Dabei machen Abrams und Co. eigentlich nichts anders als George Lucas damals. Der orientierte sich an Pulp-Helden wie Flash Gordon oder John Carter, an Kurosawa-Filmen, französischen Comics und alten Streifen über den Zweiten Weltkrieg, mischte alles gut durch und voilà – ein Klassiker war geboren. Im neuen Star Wars-Film wird halt vor allem Star Wars zitiert. Zwar könnte man das recycelten kitschigen Weltraum-Quatsch nennen, aber es ist nun einmal sehr unterhaltsamer Weltraum-Quatsch, der gerade mit der richtigen Mischung an neuem Kram recycelt wird. Abrams hat das gut erkannt und allen Ballast, den Lucas in seinen letzten Filmen hineingequetscht hat, außen vor gelassen. Es geht nicht mehr um Handelsabkommen und Midichlorianer sondern darum, die Karte zu Luke Skywalkers letztem Aufenthaltsort zu finden und die Superwaffe des First Order wegzubomben.
Handgemachte Aliens
Geschickt greift das Filmteam den Look und die Tricktechnik der klassischen Trilogie auf. Chromglänzende Armaturen, dreckige Raumschiffe, Alienpuppen: Alles versprüht den Charme einer Galaxie vor langer, langer Zeit. Die Außenaufnahmen in der Wüste, in an den zweiten Weltkrieg erinnernden Trümmerlandschaften und auf isländischen Inseln überzeugen weit mehr als die CGI-Welt Naboo.
Lucas auszahlen und Abrams machen lassen: Disney hat alles richtig gemacht. Star Wars: Das Erwachen der Macht ist kunstvoll zusammengebaute Retro-Space Fantasy, wie gemacht für die Generation der Star Wars-Nostalgiker. Ein großartiger Spaß.
Disclaimer: Fischpott hat eine Pressevorführung in 3D und Originalton besucht.