Stunde der Angst
Autorin June Leigh (Naomi Watts) lebt allein irgendwann in den 1970ern in New York im Apartment ihrer Großmutter. Das hat auch schon bessere Tage gesehen, überall steht Zeug rum. Nicht unbedingt Müll, aber alte Zeitschriften, viele Bücher, durchgesessene Möbel. Die Wohnung befindet sich außerdem noch in einer schlechten Gegend. Draußen wird rumgepöbelt, die Polizei lässt sich auch selten blicken. All das ist June aber halbwegs egal. Sie verlässt nämlich die Bude nicht mehr. Eine ausgeprägte Angststörung sowie Schreibblockade hindern sie eigentlich an allem, was das Leben so lebenswert macht. Langeweile kommt in Stunde der Angst für den Zuschauer allerdings nicht auf.
June allein zu Haus
So richtig kommt June natürlich nicht klar. Direkt am Anfang von Stunde der Angst verletzt sie sich beim Herablassen des Hausmülls an der Hand. Immerhin motzen die Anwohner nur kurz, als es unten scheppert. Ihre Freundin und Kollegin Margot (Jennifer Ehle) kommt trotz deutlicher Aufforderung, bitte nur mal wieder Geld zu schicken, persönlich vorbei. Immerhin räumt sie ein wenig auf und betrinkt sich mit June zünftig. Lieferjunge Freddie (Kelvin Harrison Jr.) darf nach anfänglichen Schwierigkeiten auch mal ihr Waschbecken benutzen. Diese und ein paar mehr Besuche in Junes Wohnung sorgen dann auch dafür, dass wir als Zuschauer nicht eine reine Naomi-Watts-Soloshow zu sehen kriegen.
Draußen lauert der Killer and nobody cares
Achja, in der Beschreibung zu Stunde der Angst steht ja auch noch was von einem Killer. Der sucht das New York der 70er Jahre heim, indem er Leute auf offener Straße oder auch in Autos mit einer .44 Pistole abknallt. Dabei handelt es sich natürlich um den als Son of Sam bekannten David Berkowitz. Sein Fall hat sogar ein Gesetz begründet, nach dem Serientäter kein Geld mehr mit ihrer Biografie machen können. In Stunde der Angst ist Berkowitz aber eigentlich nur Hintergrundrauschen. Seine Taten werden im Radio und TV erwähnt. Zur Handlung tragen sie aber nicht bei. Ähnlich vielleicht wie im anstrengenden Suspiria-Remake der historische Background mit der RAF.
Eine Stunde der Angst erlebt June vielmehr, weil immer mal wieder jemand unbekanntes ihren Türbuzzer betätigt. Die Kamera hält dabei bedeutungsschwanger auf jene Gegensprechanlage, aus der wir immer nur ein Rauschen und Knacken vernehmen können. Auch die gerufene Polizei kann da aber nichts machen, schließlich ist es nicht einmal sicher, dass wir es hier mit einem einzelnen Täter zu tun haben. Solange dieser auch nichts sagt, liegt auch keine Belästigung vor, wie wir erfahren. Im Original heißt der Film übrigens The Wolf Hour. Das ist die Stunde zwischen Nacht und Dämmerung. Eine Stunde, in der der Schlaf am tiefsten ist. In der die meisten Leute sterben. In der aber auch die meisten Kinder geboren werden. So wird es auf jeden Fall im Film Die Stunde des Wolfs von Ingmar Bergmann erklärt.
Stunde der Angst – Fazit
Ich finde den Film toll! Es ist eher ein Kammerspiel, vielleicht auch psychologischer Thriller. Ein wenig an Werke von Alfred Hitchcock oder David Lynch erinnernd. Etwas Film Noir steckt sicher auch drin. Naomi Watts trägt den Film dabei alleine durch ihre Präsenz. Sie wirkt Stunde um Stunde fertiger und gestresster. Die Nebendarsteller machen ihre Sache auch gut und passen zum Setting. Der Hintergrund von Stunde der Angst mit dem Killer auf den Straßen und später auch einem recht prominenten Stromausfall tragen ihr Übriges zur intensiven Stimmung bei. Dabei ist der Film eindeutig eher was fürs Programmkino oder daheim. Bild und Ton der Blu-Ray sind einwandfrei, vor allem die Beleuchtung ist hier auch mal hervorzuheben. Man erkennt auch in dunklen Szenen (und davon gibt es einige) alles, ohne dass der Kontrast steil geht. Mit Stunde der Angst hat Regisseur und Drehbuchautor Alistair Banks Griffin ein tolles Spielfilmdebut hingelegt.
Fischpott-Disclaimer: Wir haben ein Rezensionsexemplar der Blu-ray zur Ansicht erhalten.
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