Teenage Mutant Ninja Turtles
30 Jahre ist es her, dass vier Schildkröten im Teenageralter als Ninjas zum ersten Mal gegen den fiesen Shredder ins Feld zogen. Damals noch im Comicformat, finden sich die vier Reptilien nun zum insgesamt fünften Mal auf der Kinoleinwand wieder. Dieses Mal als Reboot, für das Michael Bay (Transformers) als Produzent und Jonathan Lieberman (Zorn der Titanen) als Regisseur verantwortlich zeichnen.
Wer bei diesen beiden Namen einen dialoglastigen Film erwartet, der Aspekte wie Charakterentwicklung oder gar Logik als Tugenden begreift, ist wahrscheinlich selber schuld. Entsprechend kurz ist die Geschichte des Films erzählt. Der „Foot-Clan“, so benannt weil er die guten New Yorker Bürger mit Füßen tritt, terrorisiert den Big Apple. Keiner kann der Gefahr Herr werden, bis vier Ninjas mit Rückenpanzer auftauchen und die Verbrecher in ihre Schranken weisen. Nebenbei versucht die Reporterin April O’Neil, verkörpert von Megan Fox, die einmal mehr zu bloßem Eye-candy degradiert wird, endlich im respektablen Journalismus Fuß zu fassen und wittert hinter den Aktivitäten der Vigilanten die große Story. Am Ende droht der fiese Shredder ganz New York mit einem tödlichen Virus zu infizieren und nur die Turtles können ihn aufhalten.
Die Fangemeinde äußerte im Vorhinein große Bedenken. Allein schon weil Michael Bay, der bereits die Transformer-Kindheitserinnerungen Vieler mit Füßen trat, seine Hände im Spiel hat. Als erste Bilder der Schildkröten unter anderem mit Nasen auftauchten, hatten viele den Film bereits abgehakt. Vorneweg sei zumindest gesagt dass der Super-GAU ausbleibt, der Film aber der Vorlage ebenso wenig gerecht wird. Allen Nasen zum Trotz sahen die vier Reptilienninjas und ihre weise Ziehvater-Ratte Splinter nie besser aus. Besonders im Vergleich zu ihren ersten drei Ausflügen auf die Leinwand (1990-1993). Insbesondere die Orientierung an der aktuellen Comicreihe hat sich als gute Entscheidung erwiesen. Diese gibt den Turtles individuelle Erscheinungen. So ist Raphael deutlich muskulöser als seine Brüder. Donatellos Erscheinungsform, schlank, groß und mit Brille, weist ihn sofort als Techniker der Gruppe aus, während Michelangelos Haltung plus Muschelkette seine Lässigkeit vermittelt. Zu guter Letzt zeigt sich Leonardo mit durchtrainiertem Körper athletischer als der Rest der Gruppe. Allerdings dringt der Film in so etwas wie eine individuelle Charakterisierung nicht weiter vor. Die vier Schildkröten bleiben konstant in der Rolle. Michelangelo macht Witze, Raphael pöbelt rum, Donatello spielt mit Gerätschaften und Leonardo versucht alle zu lenken.
Da die Dialoge des Films zusammen aber eh auf eine Handvoll Bierdeckel passen ist sowieso kein Platz für Entwicklung. Stattdessen hetzt alles von einer Actionsequenz zur nächsten. Zuerst müssen Geiseln aus der Hand des Foot Clans befreit werden. Dann führt April den Shredder aus Versehen zum Versteck der Turtles, also wieder böse Buben verkloppen. Als nächstes gilt es dann ins Hauptquartier des Bösewichts vorzudringen wo, wie auch sonst, jede Menge böse Buben verhauen werden. Bis zuletzt über den Dächern New Yorks der Bossgegner wartet. Der Zuschauer fühlt sich dabei wie in einem Computerspiel. Es gilt Level nach Level zu bestehen und die Herausforderungen werden immer schwieriger, bis zuletzt die vier Brüder nur als Team das Böse besiegen und New York retten können.
Das ist alles insgesamt ganz nett, mehr aber auch nicht. Hier und da zündet auch mal ein Gag, ansonsten bleibt der Film aber mehr seichte Unterhaltung. Die typischen Turtle Features werden auch alle abgehakt, um ja zeigen zu können, dass man die Fanbase nicht vergessen hat. Also werden die vier von ihrem Meister Splinter mit Pizza verführt, fahren ab und an mal Skateboard und dürfen auch ganze zwei Mal den ikonischen Ausdruck „Cowabunga“ von sich geben. Nebenbei will Teenage Mutant Ninja Turtles aber auch wie The Dark Knight sein und versucht alles viel düsterer zu machen als die Vorgänger. Dies macht aus dem Film einen unausgegorenen Mix, was aber aufgrund der non-stop Action eh kaum auffällt. Dazu kommt ein Bösewicht der kaum flacher hätte sein können und den typischen „Ich will Geld, egal wie viele Menschen dabei sterben“-Plan verfolgt.
Für die kleinen Kinobesucher dürfte das alles aufregend und durchaus unterhaltend sein. Die Generation, die ihre Jugend aber in den 80ern und 90ern mit den Turtles verbracht hat, wird von dieser Frischzellenkur enttäuscht sein. Da hatten selbst die schlechten Bodysuits der frühen Filme mehr Herz. Am Ende reicht „Teenage Mutant Ninja Turtles“ nicht über einen Sonntagnachmittag-Pausenfüller hinaus. Vielleicht wird das im bereits angekündigten zweiten Teil besser. Für diesen sind auch die Turtlefeinde Beepop und Rocksteady, ebenso wie Krang, im Gespräch. Schaut man auf das Transformer Franchise, steht allerdings zu befürchten, dass die eingeschlagene, actionlastige Linie weiter verfolgt wird. In der Zwischenzeit kann es nur heißen: Bitte lasst Michael Bay niemals die Thundercats, Masters of the Universe oder Mask in seine Finger bekommen!
Kommentare
Teenage Mutant Ninja Turtles — Keine Kommentare
HTML tags allowed in your comment: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>