The Spine of Night
Schwarze Magie, Nacktheit, explizite Gewalt: The Spine of Night geizt nicht mit übertretenen Tabus. Setzt das handgemachte Animations-Epos nur auf Schock oder steckt mehr hinter der Story?
Zunächst einmal steckt viel Arbeit hinter The Spine of Night. Die Regisseure Philip Gelatt und Morgan Galen King entschieden sich nämlich für die wohl aufwendigste Animationstechnik, für Rotoskopie. Bei dieser Methode werden echte Schauspieler*innen gefilmt und die Aufnahmen dann aufwendig übermalt. Die Fertigstellung von The Spine of Night hat dann auch glatt sieben Jahre gedauert.
Und auf den ersten Blick sieht die Animation leider nicht gut aus. Vom Stil her erinnern die ersten Szenen an krude Illustrationen aus Rollenspielbüchern der Achtziger Jahre. Nur die fantastisch illustrierten Hintergründe haben mich vom Abschalten abgehalten. Und nach ein paar Minuten hat die Story mein Interesse gefesselt.
Wie bei Bakshi
Wobei es nicht nur eine Story gibt. The Spine of Night erzählt mehrere Episoden, die durch einen roten Faden verbunden sind. Dabei ändern sich die Protagonist*innen aber nicht der Stil. Alle Geschichten gehören zum Fantasy-Genre der Sword & Sorcery, die wir aus den Geschichten von Robert E. Howard und Filme der Achtziger Jahre kennen – wie zum Beispiel aus Feuer und Eis, einem Rotoskopie-Film von Ralph Bakshi.
So zelebrieren Gelatt und King die typischen Elemente des Genres – halbnackte Barbaren, verderbenbringende Zivilisation, Blutopfer, dunkle Magie, psychedelische Visionen, kosmischer Horror – in einer Geschichte, die Jahrhunderte überspannt. Bis zum Ende stellt sich die Frage, wie die finale Begegnung der Sumpf-Hexe Tzod (gesprochen von Lucy Lawless) und dem korrumpierten Gelehrten Ghal-Sur ausgehen wird. Dabei passiert eigentlich nichts neues oder innovatives, trotzdem ist The Spine of Night ungemein unterhaltsam. Wer sich an den Animationsstil gewöhnen kann bekommt 94 Minuten klassische Sword & Sorcery in all ihrer ungeschminkten glorreichen Brutalität, von der sich kommende Conan-Verfilmungen eine Scheibe abschneiden können.
Wir haben die deutsche Blu-ray gesichtet, von der wir ein Rezensionsexemplar erhalten haben. Als Extras sind ein kurzes Making-Of und die beiden Erstwerke von King, Exordium und Mongrel & the Wrath of the Ape King enthalten. Untertitel sind leider nur auf deutsch und nicht für Menschen mit eingeschränktem Gehör dabei.