Think² in Bochum: Anna Watson
Anna Watson: Tor zur Unterwelt
Cthulhu, mein Tentakelherr
Cthulhu, ich verehr‘ dich sehr,
Aus R’lyeh riefst du mich zu dir
Verschlinge mich, jetzt bin ich hier
Ein Gastbeitrag von Blade.
Prolog
Fischpott is back in Bochum! Vor etwas mehr als zwei Jahren haben wir den Raum „Codename Eagle“ von Think Square besucht. Damals gab es hier zwei Räume – jetzt ist schon bald der sechste Raum geöffnet und die Firma will noch weiter expandieren. Neben einer Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum, in der zwei Räume zu Forschungszwecken aufgebaut sind, möchte Gründer Michael Prüfer bald das Gebäude, in dem die Firma sitzt, komplett sein eigen nennen. Teambuilding-Maßnahmen, Nachhilfe, Escape Räume und viel mehr sollen in den „Think Tower“ passen. Bei einem so starken Wachstum in nur zwei Jahren gar nicht mal so unwahrscheinlich.
Dieses Mal haben wir uns zu zweit den Raum „Anna Watson: Tor zur Unterwelt“ angeschaut, der mit dem Schwierigkeitsgrad „Experte“ und einer durchschnittlichen Lösungszeit von etwa 55 Minuten ein ganz besonderes Erlebnis versprach.
Wenn euch die Worte Escape Room Game so unverständlich vorkommen wie „Ph‘nglui mglw‘nafh Cthulhu R‘lyeh wgah‘nagl fhtagn“, hier eine kurze Erläuterung.
Die Story
Liebes Tagebuch,
Dein C.
es hätte so einfach sein können. Ein paar Rituale, ein paar magische Formeln in einer Sprache, die einem Sterblichen das Blut in den Ohren zu Stein werden lässt. Doch dann musste Anna alles versauen. Das Portal zu mir war fast offen, als sie es schaffte, ihren Hilferuf an ihre Freunde abzuschicken. Beim nächsten Mal werde ich mir eine treuere Jüngerin suchen … bis dahin schlummere ich weiter.
So oder so ähnlich wird sich Cthulhu, der Tentakelgott aus dem Universum des Autors H. P. Lovecraft, wohl gefühlt haben, nachdem wir den Escape-Raum „Anna Watson: Tor zur Unterwelt“ gespielt haben. Unsere Freundin Anna Watson ist verschwunden, nachdem sie sich immer mehr mit okkulten Ritualen beschäftigt hat, und wir machen uns in ihre Wohnung auf, um dem Mysterium auf die Spur zu kommen.

Wahnsinnig aufwendig
Dort werdet ihr begrüßt von einem unfassbar imposant inszenierten Raum. Der Raum ist ein selbst gebautes, geziegeltes Gewölbe. Überall hängen Fackeln, Bücherregale, es gibt einen massiven Tisch, authentische Säulen und das namensgebende Portal zur Unterwelt. Apropos authentisch: In jedem der Designelemente und in jedem Rätsel merkt man an, wie sehr sich der Autor des Raums, Henrik Dobbelstein, mit Lovecraft auseinandergesetzt hat. Seiten, die aussehen, als würden sie aus dem originalen Necronomicon kommen, inhaltliche Verknüpfungen mit dem Lovecraft-Universum (so geht Anna zum Beispiel zur Miskatonic University), kleine Tentakelstatuen sorgten für eine Gänsehaut-Atmosphäre.
Zum Verrücktwerden schwer
Dabei ist das inhaltliche Auseinandersetzen auch stets ein Teil der Rätsel, ohne jedoch spezielles Wissen vorauszusetzen. Zwar hat uns an einer Stelle das Wissen über bestimmte Orte aus dem Universum schneller zur Lösung gebracht – aber als Perfektionisten haben wir das Rätsel natürlich dennoch ganz legitim beendet. Im Zentrum des Escape-Raums steht das Videotagebuch von Anna. Wir müssen an einem Bildschirm mit Tastatur durch die Rätsel das Passwort für das nächste Video finden. Dabei dient der Bildschirm auch aus Tippsystem, durch das der Gamemaster ganz aktiv als Mitglied eines fiktiven Forums Tipps geben kann. Diese sind keine vorgefertigten Textbausteine, wie sonst in Escape-Räumen üblich, sondern das „Forumsmitglied“ chattet live mit einem live. Manchmal gibt uns Anna die Informationen, die wir brauchen direkt in den Videos, manchmal sehen wir aber nur, wie sie in eine Ecke des Raums geht, in der wir dann möglicherweise auch das nächste Rätsel finden. Nicht selten mussten wir dabei ein Video mehrfach angucken, weil einfach so viele Details geschickt versteckt waren. Langweilig wird das zum Glück nicht, die Videos haben eine gute Länge, man ist nicht davon genervt, sie sich mehrfach anzuschauen. Das liegt mit Sicherheit auch an der guten Anna-Schauspielerin, die immer mehr dem Wahnsinn verfällt.
Möglicherweise klingt das jetzt ja etwas linear. Passwort finden, Video angucken, Rätsel lösen, Passwort finden, Video angucken, Rätsel lösen … Aber das schöne am Raum ist die modulare Natur, die dem Spieler viele Freiheiten lässt. Wir haben zum Beispiel einen der Tagebucheinträge nie gesehen und jedes Rätsel war von Anfang an lösbar. Auch die Spielelemente variieren, je nachdem, wie viele Spieler mitspielen.
Abhängig davon, welche Rätsel wir schon einfach so gelöst haben, indem wir zum Beispiel alles gründlich erkundet haben, wird uns auch ein anderes Video angezeigt, wenn wir das nächste Passwort eingeben. Das ist cool, aber trotzdem haben wir uns natürlich schlecht gefühlt, dass wir das extrem offensichtliche Passwort für Video 2 nicht gefunden haben.
Wahahahahahahahahansinnig Aaufwähähähähähändig
Oh Cthulhu,
beschüüüütze miiich! Ähm… Okay… Was war das?
Jedenfalls,
nicht nur das Raumdesign selbst ist aufwendig, auch die Rätsel gehen
eindeutig in Richtung einer neuen Generation von Escape-Räumen. Es
gab genau ein Schloss im Raum. Kein Zahlenschloss, kein gar nichts.
Stattdessen gab es visuelle Hinweise, das Passwortsystem und
magnetische, im 3D-Drucker selbst(!) hergestellte Materialien.
Sowieso war fast alles, was in diesem Raum zu finden war,
selbstgemacht. Selbst die wie aus Stein aussehenden Tentakel, die
beiden Säulen … alles selbst gebaut und gedruckt. Versteckte
Laser, die einem erst durch richtige Drehungen den weiteren Weg
öffneten, machten dann endgültig klar: So muss ein Raum sein.
Nicht nur mit dieser Erwartung, überall nur Schlösser zu finden, spielt der Raum – denn er ist noch schwieriger, wenn man schon häufig Escape-Räume besucht hat. Wie das sein kann? Sagen wir so … schon bei der Einführung durch den Gamemaster in den Raum und die Regeln, die dort gelten, muss man ganz genau zuhören. Denn wie schon bei Codename Eagle gibt es bestimmte Escape-Room-Regeln, die es hier nicht gibt. So ist der Raum für Anfänger und Profis geeignet, obwohl er durchaus knackig ist.
Irre gut
Es mag nicht verwundern: Wir waren begeistert. Man merkte den Leuten von Think Square an, wie sehr sie hinter ihren Projekten stehen. Jeder Raum wird regelmäßig reviewt und verbessert und obwohl dieser Raum noch ganz neu ist, hat uns Michael schon Elemente gezeigt, die in Zukunft durch noch mehr Details erweitert werden.
Vor fast genau 2 Jahren war Fischpott im Raum „Codename Eagle“, und auch dort hat sich einiges verändert. Rätsel wurden technologisiert, verschönert, verbessert, es gibt neue Hinweise, die sich im Spiel einfügen und doch ist es grundsätzlich noch derselbe Raum – nur noch besser.
Auch für Anna Watson ist bei einem besonders schweren Rätsel bereits ein neuer Wandschmuck geplant, der dieses Rätsel einfacher machen soll. Ein perfekt gibt es nicht, aber Think Square versucht, diesem Ideal in seinen Räumen immer näher zu kommen. Wäre es nicht schon spät gewesen, als wir Anna Watson versucht haben, zu retten – wir hätten gern noch alle anderen Räume besucht.
Verschlinge
mich, oh alter Gott,
und führe mich auf dein Schafott
Verleibe
mich, ich bin ganz dein,
in das große Ganze ein.
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